Mit Alzheimer-Demenz leben: Schritte der Integrativen Validation (Teil 3)

Die "Integrative Validation" nach Richards geht von den Antrieben und Gefühlen des Menschen mit Alzheimer-Demenz aus und berücksichtigt durch individuelles, allgemeines und biographisches Validieren die besondere innere Wirklichkeit des Demenz-Kranken.

Wenn Frau Meyer, seit 10 Jahren Witwe, beim Senioren-Nachmittag vom Tisch plötzlich mit den Worten aufsteht: „Mein Mann kommt jetzt heim. Ich muss nach Hause, um ihm das Abendessen zu machen!“, dann wird sie in aller Regel sinngemäß zur Antwort bekommen: „Sie müssen nicht nach Hause. Ihr Mann ist doch seit 10 Jahren tot!“. Frau Meyer wird das nicht glauben können, denn ihre innere Wirklichkeit sagt ihr das Gegenteil. Unverständnis, Streit und vielleicht sogar Aggressivität sind nun vorprogrammiert.

Integrative Validation: Annehmen der inneren Wirklichkeit

Die Integrative Validation will diesen Problemen durch ein wohlwollendes Annehmen der inneren Wirklichkeit ausweichen.

  1. Gefühle und Antriebe wahrnehmen (Was bewegt die Person?)
    Frau Meyer ist wohl von Pflichtgefühl, vielleicht sogar von Liebe zu ihrem Mann angetrieben.
  2. Individuelles Validieren
    „Auf Sie kann man sich verlassen!“, könnte ein wertschätzendes Wort an Frau Meyer sein.
  3. Allgemeines Validieren
    Mit „ja, Frau Meyer, die Familie muss zusammenhalten“, ist jetzt ein Schritt getan, die desorientierte Frau von ihrem gegenwärtig unpassenden Tun abzulenken, ohne ihre innere Realität zu missachten, denn ihre Gefühle werden ernst genommen.
  4. Biographisch validieren
    Sätze wie „Sie waren immer für Ihren Mann da!“ können vielleicht fürs erste reichen, die Frau so zu beruhigen, dass sie weiter am Kaffee-Tisch bleibt. Daneben eröffnen sie nun aber auch Möglichkeiten, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken, wie „Sie haben Vieles für ihn getan, Haben Sie Gemüse angebaut, welches?, gefallen Ihnen auch Blumen?“ usw.)

Auch wenn die Ablenkung auf diese Weise nicht immer gelingen sollte, so haben Sie wenigstens vermieden, dass die Situation eskaliert. Denn es kann gut sein, dass sich 10 Minuten darauf derselbe Dialog wiederholt. Dann geht es den Beteiligten wenigstens besser als bei Streit, Unverständnis und Aggression.

Eine ausführlichere Beschreibung der vier Schritte der Integrativen Validation finden sie auch in Georg Neumann, Rettung aus Polen. Wie die Pflege zu Hause tatsächlich gelingt.

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