Alzheimer Demenz: Männer werden schusselig – Frauen krank

Alzheimer Demenz tritt offensichtlich bei Männern häufiger, dafür in leichterer Form auf, als bei Frauen – so eine Studie an der US-amerikanischen Mayo Clinic Alzheimers’s Disease Research Center in Rochester. Wie ist dieser Unterschied zu erklären?

Zu diesem Ergebnis kann man kommen, wenn man die Studie des Mayo Clinic Alzheimer’s Disease Research Center in Rochester mit den bisherigen Befunden zur Alzheimer Demenz vergleicht:

So weist z. B. das Robert-Koch-Institut in seiner Meta-Analyse zur „altersspezifischen Prävalenz der Alzheimer Demenz und der vaskulären Demenz“ ab 65 für alle Altersstufen bei Frauen eine um ein Drittel (bis zur Hälfte) höhere Quote an Demenzkranken als bei Männern auf. Bei den 85-Jährigen sind z. B. etwa 8% bei den Männern und 12% bei den Frauen an Demenz erkrankt. (Quelle: Heft 28 Altersdemenz, Tab. 3)

Alzheimer Demenz: Mehr Männer haben leichte Gedächnisprobleme

Demgegenüber stellt das amerikanische Team um Ronald Petersen fest, dass die Wahrscheinlichkeit, dass männliche Senioren an leichten Gedächtnisproblemen leiden um ein Drittel höher liegt als bei weiblichen Seniorinnen. Basis waren Tests und Befragungen von 2050 Seniorinnen und Senioren zwischen 70 und 89 Jahren. (Quelle: Prevalence of mild cognitive impairment is higher in men: The Mayo Clinic Study of Aging Neurology, Sep 2010; 75: 889 – 897)

Zusammengefasst bedeutet dies, dass der geistige Abbau bei Männern verbreiteter, aber leichter als bei Frauen geschieht.

Gründe dafür sind eher spekulativ als wissenschaftlich abgesichert. Es könnte sein,

  • dass die neurobiologischen Verfallsvorgänge im Gehirn naturbedingt nach Geschlechtern unterschiedlich ablaufen oder
  • dass die unterschiedlichen Verhaltensweisen von Senioren und Seniorinnen die Auswirkungen auf Gedächtnisleistung und Demenz erklären. So wäre es denkbar, dass sich männliche Senioren eher „gehen lassen“ (und dadurch zuerst schneller mental abbauen), während die Frauen häufiger durch Stress und Überforderung in eine stärkere Form der Demenz hinein geraten. 

Es erscheint eine interessante Aufgabe für die Alzheimer-Demenz-Forschung, die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Entwicklung von Demenz nach Erscheinungsbild und Ursache zu untersuchen. Noch sind keine gesicherten Aussagen darüber möglich.

Bildnachweis: ipopba / stock.adobe.com