Das homöopathische Mittel Phytolacca

Traditionell vor allem zum Färben von Lebensmitteln und Stoffen eingesetzt, hat die Kermesbeere, wie Phytolacca auf Deutsch heißt, keine lange Geschichte als Heilpflanze. In der Homöopathie zählt Phytolacca aber zu den wichtigen Mitteln in einer gut ausgestatteten Hausapotheke. Vor allem während der Stillzeit, aber auch bei grippalen Infekten und Halsschmerzen kommt Phytolacca zum Einsatz.

Herkunft

Die Kermesbeere, Phytolacca decandra, stammt ursprünglich aus Südamerika. Heute kommt die anpassungsfähige Pflanze in vielen Ländern der Welt vor. Phytolacca decandra ist giftig, wobei vor allem die Wurzel große Mengen Toxine enthält, während die Früchte fast ungiftig sind. Ihre intensiv purpurschwarze Farbe wurde lange zum Färben genutzt. Für die Herstellung homöopathischer Zubereitungen kommen alle Teile der Pflanze zur Anwendung.

Potenzen und Darreichungsformen

Die am häufigsten verwendeten Potenzen sind D6 und D12 sowie C30 und C200. Auch D4 wird traditionell gerne als Akutmittel genutzt.

Krankheitsbilder und Einflussfaktoren

Entzündungen mit einer roten Verfärbung der Haut und Schleimhäute sind typische Krankheitsbilder für Phytolacca:

  • Entzündungen der Schleimhäute in Mund und Rachen
  • Stillprobleme
  • Entzündungen der Ohren
  • Frauenleiden

Patienten mit Krankheitsbildern für Phytolacca zeigen sich oft gleichgültig, sind aber leicht zu reizen und fühlen sich müde und zerschlagen. Die Haut und Schleimhäute an den betroffenen Teilen des Körpers sind rot und heiß. Viele Patienten beißen fest die Zähne zusammen, was zu Verspannungen im Kiefer und Nacken sowie zu Kopfschmerzen führen kann.

Anwendungsgebiete

So rot wie der Farbstoff der Beere sind die Schleimhäute und die Haut bei vielen Erkrankungen, die mit Phytolacca behandelt werden können:

  • Halsschmerzen: dunkelroter Rachen, starke Schmerzen, extremes Hitzegefühl
  • Entzündungen des Zahnfleischs: stark gerötetes, schmerzhaftes Zahnfleisch, Kälte lindert
  • Erkältungen & Grippe: mit Fieber, rotem Gesicht und Ohren- oder Halsschmerzen
  • Ohrenschmerzen: stark gerötetes inneres Ohr, starke Schmerzen, oft linksseitig
  • Brustentzündung: heiße, feste Brüste, oft mit roten Flecken
  • Stillprobleme: wenig Milchfluss, obwohl die Brüste gut Milch bilden

Egal, welcher Körperteil betroffen ist, die meisten Phytolacca-Patienten profitieren von frischer Luft und absoluter Ruhe. Frische Luft tut aber nur gut, wenn sie eher trocken und warm ist – nasskaltes Wetter und Regen wirken verschlechternd. Auch Bewegung sollte, wenn möglich, komplett vermieden werden.

Dosierung und Anwendung

Phytolacca ist ein typisches Akutmittel, welches nur vorübergehend genutzt werden sollte. Bei den ersten, deutlichen Symptomen nehmen Betroffene 5 Globuli aufgelöst in Wasser. Am ersten Tag sind bis zu fünf Einnahmen angemessen. Am nächsten Tag sollte auf drei Gaben reduziert werden. Danach ist eine Reduktion auf ein bis zwei Gaben pro Tag die richtige Medikation. Nach dem Abklingen der Symptome wird das Mittel sofort abgesetzt.

Schwangerschaft, Stillzeit und Baby

Während der Schwangerschaft kommt Phytolacca vor allem bei geschwollenen, schmerzenden Brüsten zum Einsatz. Sehr wichtig wird das Mittel nach der Geburt: Zur Anregung des Milchflusses können Frauen direkt nach der Geburt für ein paar Tage einmal täglich 10 Globuli der Potenzen D6 oder D12 in einem Glas Wasser lösen und über eine Stunde hinweg in kleinen Schlucken trinken. Auch später eignet sich Phytolacca, um bei Cluster-Still-Phasen die Milchbildung anzuregen und leichte Brustentzündungen zu behandeln.

Babys bekommen Phytolacca in einer Dosierung von maximal 3 Globuli in nicht mehr als fünf Gaben am ersten Tag bei starken Halsschmerzen mit dunkelrotem Rachen. Die Schmerzen können bis zu den Ohren ausstrahlen und sind nachts am schlimmsten.

Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen

Phytolacca gilt als sehr gut verträgliches, aber auch starkes Homöopathikum. In der Selbstmedikation sollten nur niedrige und mittlere Potenzen bis D12 zum Einsatz kommen. Wichtig ist außerdem, das Mittel sofort bei Abklingen der Beschwerden abzusetzen und auf eine längere Anwendung zu verzichten.

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