Akute und chronische Erkrankungen in der Homöopathischen Behandlung

In der klassischen Homöopathie werden Krankheiten in akute und chronische Erkrankungen unterteilt, die zu einer unterschiedlichen Behandlungsstrategie führen können. Hier erfahren Sie, wie sich die homöopathische Behandlung bei diesen beiden Kategorien gestaltet und was eine gute homöopathische Therapie auszeichnet.

Was ist der Unterschied zwischen akuten und chronischen Erkrankungen?
In der Schulmedizin werden unter akuten Krankheiten solche verstanden, die schnell zum Ausbruch kommen und nach einigen Tagen oder wenigen Wochen wieder abklingen. Chronische Erkrankungen kennzeichnen sich durch langsam entwickelnde oder lang andauernde Erkrankungen.

Der Krankheitsverlauf erstreckt sich über mehr als vier Wochen. Eine Erkrankung kann chronisch sein und trotzdem eine akute Komponente haben. Einige chronische Erkrankungen zeichnen sich durch akute Schübe aus.

Die klassische Homöopathie sieht in akuten Erkrankungen ebenfalls schnelle, zeitlich begrenzte Erkrankungsprozesse, es kommt aber noch ein weiterer Unterschied hinzu, nämlich, dass eine akute Erkrankung unbehandelt entweder mit vollständiger Wiederherstellung der Gesundheit oder mit dem Tod endet.

Eine chronische Erkrankung richtet sich unbehandelt immer tiefer im Organismus ein, produziert unterschiedliche Symptome, die sich über die Zeit verändern können und endet mit dem Tod.

Behandlung akuter Erkrankungen
Akute Erkrankungen, wie z. B. Halsschmerzen oder ein fieberhafter Infekt, sind mit homöopathischen Mitteln, ausgewählt nach dem Ähnlichkeitsprinzip leicht und schnell zu heilen. Die Anamnese ist kurz und bezieht sich nur auf die Symptome und Befindlichkeiten, die mit der akuten Krankheit zusammenhängen.

Es wird zum Beispiel gefragt, wie der Appetit im Gegensatz zum gesunden Zustand ist oder ob die Stimmung anders ist als sonst. Sehr hilfreich ist es, etwas über die Causa, den Auslöser zu erfahren, z. B. ob eine Verkühlung stattgefunden hat oder eine Kränkung.

Akute Erkrankungen werden oft auch von Laien erfolgreich behandelt, wenn diese über grundlegende Prinzipien wie Ähnlichkeitsgesetz, Arzneimittelprüfung oder Folgen von Unterdrückung Bescheid wissen. Da die Wirkung schnell einsetzt und sich direkt auf diese Symptome bezieht, kann der Effekt der Behandlung leicht beobachtet und gespürt werden.

Wie werden chronische Erkrankungen behandelt?
Diese können im Laufe des Lebens erworben sein, z. B. durch eine Infektion, die unterdrückt wurde und dann mit anderen Symptomen zu einem späteren Zeitpunkt erscheint, z. B. Borreliose oder durch Vererbung weiter gegeben worden sein, z. B. Neurodermitis.

Um sich ein umfassendes Bild über das Wesen des Menschen mit seiner Erkrankung machen zu können, ist eine lange Anamnese erforderlich, die alle Äußerungen der verstimmten Lebenskraft erfasst. Oft gehören verschiedene Symptome in der Krankheitsbiografie zu einer Erkrankung, manchmal wechseln sich auch verschiedene Krankheiten mit ihren Symptomen ab.

Auch die Erkrankungen der Familienangehörigen, der Ahnenreihe sind wichtig für die Mittelfindung. Die Symptome werden dann geordnet und analysiert, um die passende Arznei zu finden.

Heilungsverlauf chronischer Erkrankungen
Bei einer chronischen Erkrankung, die schon länger besteht und möglicherweise schon durch einige Stadien gegangen ist, kann nicht erwartet werden, dass zuerst die Hauptsymptome verschwinden und das auch noch im gleichen Tempo wie bei einer akuten Erkrankung. In aller Regel findet zuerst eine Besserung im psychischen Empfinden statt, Tatkraft und Energie steigern sich und der Schlaf wird erholsamer.

Die körperlichen Symptome verschwinden entsprechend der Heringschen Regel von innen nach außen und von oben nach unten und zeitlich von den kürzlich aufgetretenen Symptomen zu den weiter zurück liegenden Symptomen. Dies ist eine Faustregel, die von der Lebenskraft nicht starr eingehalten werden muss.

Bei der Beurteilung des Fallverlaufes ist viel Wissen und Erfahrung notwendig, um erkennen zu können, ob die Arznei die Lebenskraft so stimuliert, dass sie sich in Richtung Heilung entwickelt oder ob Symptome aus anderen Gründen verschwinden oder sogar unterdrückt werden. Nicht selten ist es nötig, während des Heilungsverlaufes auch andere Arzneimittel zu verwenden, z. B. um Blockaden aufzulösen.

Es versteht sich von selbst, dass die Behandlung einer chronischen Erkrankung nicht selbst behandelt werden kann. Der Abstand zu sich selbst ist nicht vorhanden und die individuellen Eigenheiten und Besonderheiten nimmt man bei sich selbst oft als normal und gegeben hin.

Und Symptome, die zwischendurch auftreten und von außen gesehen leicht als bedeutsam für den Heilungsverlauf gesehen werden können, werden vielleicht bei sich selbst nicht als solche erkannt und mit einer erneuten Mittelgabe kann der Heilungsimpuls gestört werden. Auch zu Familienangehörigen fehlt die Distanz eines neutralen Behandlers, weil man sie täglich sieht, so dass Veränderungen nicht augenfällig werden und objektiv beobachtet werden können.

Da bei der Behandlung einer chronischen Erkrankung der Heilungsverlauf komplexer und subtiler verläuft, ist es wichtig, beim Auftreten einer akuten Erkrankung Rücksprache mit dem Behandler, der Behandlerin zu halten. Die Gabe eines Akutmittels nach bewährter Indikation kann den Heilungsverlauf sehr stören.

Fazit
Die Behandlung akuter Erkrankungen mit der klassischen Homöopathie kann auch erfolgreich sein, wenn sie von gut informierten Laien angewendet wird. Bei chronischen Erkrankungen ist die Begleitung durch eine erfahrene gut ausgebildete HomöopathInnen unabdingbar, da bei der Beurteilung des Heilungsverlaufes viele Parameter berücksichtigt werden müssen.

Professionelle BehandlerInnen erkennt man daran, dass sie sich für die Erstanamnese mindestens 1,5 Stunden Zeit nehmen, nur ein Mittel zur gleichen Zeit verschreiben und die klassische Homöopathie nicht als Nebentherapie zwischen vielen anderen Richtungen betreiben.