Die innere Haltung des Homöopathen: So verhalten Sie sich wertfrei

Die innere Haltung des Homöopathen in der Anamnese ist von größter Wichtigkeit. Nur wenn es dem Homöopathen gelingt, in jeder Hinsicht wertfrei zu bleiben, kann der Patient sich vollständig öffnen und sein inneres Erleben und seine Sicht der Welt darstellen.

Die innere Haltung des Homöopathen hilft dem Patienten, sich zu öffnen
Viele Menschen, die zum Homöopathen kommen, haben schon eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Oft sind sie wegen ihrer Beschwerden von Arzt zu Arzt gerannt und haben ihre Geschichte schon häufig erzählt. Ihnen sind ihre Beschwerden peinlich oder lästig. Sie wollen sie loswerden und gleichzeitig ihr Gesicht wahren.

Die Erzählung ihrer Krankengeschichte kann unangenehme Gefühle mit sich bringen, besonders wenn der Arzt oder Therapeut, der eigentlich helfen soll, mit wertenden Bemerkungen die Geschichte aufnimmt oder anstatt Mitgefühl zu zeigen, lediglich mit einer medizinischen Diagnose aufwartet.

Die innere Haltung des Homöopathen sollte interessiert und wertfrei sein
Um an die für die Mittelverschreibung notwendigen Informationen zu kommen, ist es notwendig, dass der behandelnde Homöopath alles, was der Patient über sich und seine Beschwerden erzählt, vollkommen wertfrei aufnimmt. Es geht lediglich darum zu verstehen, was der Patient denkt und fühlt. Wie erlebt er die Beschwerden und wie ist seine Sicht auf die Welt? Was ist ihm wichtig? Wodurch wurde er verletzt?

Lässt sich ein Homöopath während der Anamnese zu einer wertenden Bemerkung hinreißen, verstummt der Patient oder wechselt das Thema. Er verschließt sich gegenüber dem Behandler und die für die Mittelwahl notwendigen Informationen können nicht gewonnen werden.

Die innere Haltung des Homöopathen bringt die Vitalempfindung hervor
Gelingt es dem Homöopathen allerdings, dem Patienten gegenüber vollkommen offen und unvoreingenommen zu bleiben, egal was er erzählt, kann er an sehr tiefe, oft dem Patienten auch zuvor nicht bewusste Gefühle und Bilder kommen.

Um auf die Eben der Vitalempfindung zu kommen, wie Sankaran sie entwickelt hat, ist es unbedingt erforderlich, an diese tiefe Dimension der Gefühle zu kommen. Um zu erfahren, was ein Patient erlebt, wenn er sich aufregt, darf es zuvor keine Diskussion darum geben, ob er sich zu Recht über eine Situation aufregt, oder ob der diese eventuell selbst mit verschuldet hat. Verstrickt sich ein Homöopath in diese Diskussion, kann die tiefste Empfindung des Menschen nicht mehr gehoben werden.

Die Vitalempfindung und die heilende Wirkung des wertfreien Zuhörens
Das wertfreie Zuhören des Homöopathen in der Anamnese dient dem Ziel des Aufspürens der Vitalempfindung des Patienten. Was ist seine Empfindung hier dem Gefühl der Enttäuschung oder hinter dem Gefühl des Aufgeregtseins? Wie kann er seine Gefühle beschreiben? Was passiert in seinem Körper? Was erlebt er in seiner Gefühlswelt?

Nur darum geht es und oft hat es schon etwas Heilsames, wenn ein Patient erlebt, dass seine Gefühle einfach angenommen werden ohne sie zu moralisieren oder nach der Berechtigung der Gefühle zu fragen.

Das, was da sein darf, kann sich verwandeln. Das, was wir nicht zeigen dürfen, womit wir im Kampf liegen, was nicht sein darf, das kann sich nicht verwandeln. Es ist diese ganz einfache Wahrheit, die dieser heilenden Wirkung zugrunde liegt. Diese heilende Wirkung geht bereits vom Gespräch mit dem Homöopathen aus, wenn es gelingt die ganz persönliche Weltsicht des Patienten und seine Vitalempfindung zu entdecken.