Homöopathische Konstitutionsbehandlung: Die Differentialdiagnose bei der homöopathischen Mittelwahl

Häufig muss der Homöopath zwischen zwei oder drei sehr ähnlichen homöopathischen Mittel differenzieren. Die so genannte Differentialdiagnose verläuft nach bestimmten Kriterien, die aber nicht zwingend eingehalten werden müssen.

Die Differentialdiagnose – was ist entscheidend für die Mittelwahl?
Der Homöopath muss in der Regel aus einer Flut von Symptomen und wichtigen Beschreibungen aus dem Leben des Patienten diejenigen herausfinden, die für die Mittelwahl ausschlaggebend sind. Doch welches sind die wichtigen Informationen? Worauf stützt sich die homöopathische Mittelwahl und was gibt den Ausschlag für das eine und gegen das andere homöopathische Mittel?

Die Ähnlichkeit der Mittel: Ein Problem bei der Differentialdiagnose in der Homöopathie
Gerade wenn sich zwei homöopathische Mittelbilder sehr ähneln, kann es schwierig sein, zwischen den einzelnen Mittel zu differenzieren. Nehmen wir zum Beispiel die Mittelbilder aus einer Pflanzenfamilie wie den Nachtschattengewächsen. Wenn man als Behandler aus dem Bericht eines Menschen Anzeichen für die Indikation eines Nachtschattengewächses wie Belladonna, Hyoscyamus oder Stramonium bekommt, ist es wichtig zwischen den einzelnen Nachtschattengewächsen genau zu differenzieren. Hier ist es natürlich zum einen wichtig, die Mittelbilder und ihre Nuancen genau zu kennen. Zum anderen ist es wichtig, zu wissen worauf es bei der Differentialdiagnose ankommt.

Die Unterscheidung über den Auslöser bei der Differentialdiagnose
Viele homöopathische Mittelbilder enthalten spezielle Auslöser, die die Beschwerden auslösen. Bei einem Belladonna-Fall is dies beispielsweise das Eingeengtwerden des Bewegungsraums oder das Haareschneiden. Ist ein Kind sehr lebhaft und hat Angst vor Hunden und nachts im Dunkeln und leidet es unter sehr heftigen Symptomen, wenn es krank ist, denkt ein Homöopath schon mal an ein Nachtschattengewächs. Ist dann als Auslöser für eine Erkältung oder einen Magen-Darm-Infekt das Haareschneiden bekannt, würde ein Homöopath Belladonna verschreiben. Im Gegensatz dazu gilt bei Hyoscyamus die Geburt eines Geschwisterkindes als Auslöser für Beschwerden und bei Stramonium das Alleinesein.

Die Differentialdiagnose über die Modalitäten und die Art des Schmerzes
Auch die Modalitäten (wodurch und wann werden die Beschwerden besser, wodurch und wann werden sie verschlimmert?) und die Schmerzcharakteristik werden zur Differentialdiagnose herangezogen. Oft machen Erkrankte instinktiv das, was ihnen während ihrer Erkrankung gut tut, auch wenn dies von Außenstehenden als abwegig oder unlogisch eingeschätzt wird. So will ein Mensch, der an Grippe erkrankt ist, nicht unbedingt umsorgt werden (wie beispielsweise Pulsatilla). Es gibt auch Menschen, die gerade dann in Ruhe gelassen werden wollen und sehr brummig oder abweisend reagieren, wenn man sich um sie kümmern möchte (ist häufig ein Hinweis auf Bryonia alba).

Fazit
Häufig gibt es zwischen verschiedenen homöoopathischen Mittelbildern große Ähnlichkeiten. Hier ist es wichtig, genau zu unterscheiden, was die Symptome ausgelöst hat und was sie verbessert bzw. verschlimmert. Auch die Art des Schmerzes (ob der Schmerz stechend, brennend, drückend, reißend oder anders ist) ist entscheidend bei der Mittelwahl. Die Entscheidung für das jeweilige homöopathische Mittel trifft der Homöopath aufgrund der Summe aller Symptome, des Auslösers, der Modalitäten und der Schmerzcharakteristik.