Die Erstverschlimmerung in der Homöopathie

Von der Erstverschlimmerung in der homöopathischen Behandlung spricht man, wenn nach der Einnahme eines homöopathischen Mittels die bekannten Beschwerden noch einmal für kurze Zeit verstärkt auftreten. Normalerweise klingen die Symptome der Erstverschlimmerung sehr schnell wieder ab und sie treten auch nicht so stark auf, wie sie im akuten Zustand sind.

Wie kann es zu einer Erstverschlimmerung kommen?

Das homöopathische Mittel ähnelt in seinem Mittelbild den wichtigsten Symptomen des Patienten. Was heißt das nun? In verschiedenen Prüfungen werden homöopathische Mittel an Gesunden geprüft und die Symptome, die die Prüfer nach der Einnahme des homöopathischen Mittels bekommen, aufgezeichnet.

Als Symptome gelten hier nicht nur körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Halsschmerzen. Als Prüfungssymptome gelten auch Stimmungen, Träume, Ängste, die nach der Mitteleinnahme auftauchen und die der Prüfer sonst nicht hat. Aus den Aufzeichnungen und aus laufenden Behandlungen, die ebenfalls sehr sorgfältig dokumentiert werden, ergibt sich das jeweilige Mittelbild.

Nimmt nun ein Patient ein homöopathisches Mittel, das in seinem Mittelbild viele Beschwerden aufweist, die der Patient hat, kann es zu einer vorübergehenden Verschlimmerung seiner Beschwerden kommen. Dies nennt man in Fachkreisen Erstverschlimmerung. 

Wie lange dauert eine Erstverschlimmerung?

Die Erstverschlimmerung in der Homöopathie bringt zwar eine Verschlimmerung der Beschwerden mit sich, diese dauert aber selten lange. Häufig ist es sogar so, dass sich die Beschwerden nur sehr kurz verschlimmern und dann sehr schnell und vollkommen abklingen. Dies gilt besonders für chronische Beschwerden, unter denen der Patient schon sehr lange leidet.

Erstverschlimmerung anhand eines Beispiels aus der Praxis:

Nehmen wir zum Beispiel eine chronische Gastritis mit immer wiederkehrenden Beschwerden. Vielleicht sucht der Patient einen Homöopathen auf, wenn ihn seine Gastritis nicht gerade mit akuten heftigen Schmerzen plagt. Nun bekommt er vom Homöopathen ein gut gewähltes Konstitutionsmittel. Dieses kann (es muss nicht) ein Wiederaufflackern seiner akuten Magenschmerzen bewirken.

Die Verschlimmerung führt aber in der Regel nicht zu so heftigen Beschwerden, wie der Patient sie im akuten Stadium erleidet. Und sie klingen recht schnell wieder ab. Danach tritt eine zunehmende Stabilisierung des Patienten ein, im Zuge dessen die chronischen Beschwerden ganz verschwinden.

Erstverschlimmerung in der Homöopathie – ein gutes Zeichen?

Die Erstverschlimmerung gilt als sehr gutes Zeichen in der Klassischen Homöopathie, zeigt sie doch, dass das homöopathische Mittel den Kern des Falls getroffen hat. Nur ein Mittel, das in seinem Mittelbild sehr weit mit den Beschwerden des Patienten übereinstimmt, kann die so genannte Erstverschlimmerung auslösen.

Unterschied zwischen Erstverschlimmerung und Arzneimittelprüfung

Wenn das gewählte Konstitutionsmittel nicht das passende Mittel ist, kann der Patient Symptome bekommen, die ihm bis jetzt unbekannt waren. Dies ist häufig ein Hinweis auf eine Arzneimittelprüfung. Auch wenn psychische Symptome, Stimmungen oder Ängste auftauchen, die der Patient bisher nicht hatte, liegt der Gedanke einer Arzneimittelprüfung nahe.

Selten halten die Beschwerden, die durch eine Arzneimittelprüfung ausgelöst werden länger an. Sollte dies doch einmal der Fall sein oder ein Patient sehr heftige Symptome bekommen, muss eine Antidotierung des homöopathischen Mittels in Erwägung gezogen werden. Im Gegensatzu dazu handelt es sich bei der Erstverschlimmerung um Symptome, die der Patient schon kennt. Darüber hinaus klingen die Beschwerden einer Erstverschlimmerung in der Regel sehr schnell wieder ab.

Homöopathische Behandlung ohne Erstverschlimmerung?

Eine homöopathische Behandlung kann auch gelingen, wenn es nach der Mitteleinnahme nicht zu einer Erstverschlimmerung kommt. Wenn die Potenz ganz genau passt und das Mittel das Similimum (das ähnlichste) ist, muss es nicht zu einer Erstverschlimmerung der Beschwerden kommen.

Dies ist allerdings äußerst selten der Fall und kann nicht immer im Voraus festgelegt werden. Viele Menschen reagieren sehr empfindlich auf die Gabe von homöopathischen Mitteln. Manche Menschen allerdings reagieren auf eine C30 oder C200 kaum und benötigen von Anfang an sehr hohe Potenzen wie die C1000 ihres Konstitutionsmittels. Dies von vornherein richtig einzuschätzen ist nicht immer möglich.

Fazit: Die Erstverschlimmerung gehört in vielen Fällen zur homöopathischen Behandlung dazu. Sie ist nicht notwendig um die Heilung anzustoßen, findet aber sehr häufig statt. Eine dauerhafte Verschlimmerung der Beschwerden ist im Zuge der Erstverschlimmerung nicht zu befürchten.

Auch die Intensität und der Beschwerden, die im Zuge der Erstverschlimmerung auftreten, ist nicht so stark, wie die Beschwerden normalerweise bei dem Patienten sind. Wichtig ist es jedoch, zwischen einer Arzneimittelprüfung und der so genannten Erstverschlimmerung zu unterscheiden.

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