Stimulantien in der Homöopathie: Das homöopathische Mittel Zucker (Saccharum officinale)

Saccharum officinale, das Zuckerrohr, gehört zur Pflanzenfamilie der Gräser. Aus ihm wird weltweit die größte Menge Zucker hergestellt. Zucker gehört in die moderne Zivilisationsgesellschaft wie kein anderes "Lebensmittel". So gut wie jede Fertigsoße, fast jedes Getränk, Ketchup, viele Dosengerichte, Chips enthalten Zucker. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. So wundert es nicht, dass es Zucker (Saccharum officinale) auch als homöopathisches Mittel gibt.

Saccharum officinale – weißer Zucker: Herstellung und Wirkung
Aus dem weißen Zuckerrohr wird durch mehrere Raffinierungsgänge weißer Zucker gewonnen. Dieser weiße Zucker geht direkt ins Blut und liefert dort dem Körper Energie, ohne dass er den aufgenommenen Stoff erst umwandeln muss. Dies ist der Schlüssel für den "Erfolg" und führt uns auch zu den Charakteristika von Saccharum officinale als homöopathisches Mittel.

Saccharum officinale (weißer Zucker) als homöopathisches Mittel
Wenn man sich die schnelle Wirkung von Zucker im menschlichen Körper und die geringe Eigenleistung des Körpers vor Augen führt, lässt sich das psychische Bild von Saccharum officinale (oder auch Saccharum album) sehr gut ableiten.

Bequemlichkeit, Langeweile und Antriebslosigkeit sind Hauptcharakteristika von Saccharum officinale. Aber auch das Gegenteil ist im homöopathischen Mittelbild enthalten. Hyperaktivität, unbändiger Bewegungsdrang und eine Vielzahl von Interessen, die alle möglichst gleichzeitig verfolgt werden sollen.

Gesteigerter Appetit gehören genauso ins Mittelbild von Saccharum officinale (dem weißen Rohrzucker) wie Appetitlosigkeit. Eine Überempfindlichkeit gegenüber Schmerzen kann vorliegen aber auch das Gegenteil, eine fast vollkommene Schmerzunempfindlichkeit.

Süßverlangen im homöopathischen Mittelbild von Saccharum officinale
Natürlich finden wir im Mittelbild ein gesteigertes Verlangen nach Süßigkeiten, Kuchen und Leckereien. Kinder, die Saccharum officinale als homöopathisches Mittel benötigen, sind häufig geradezu süchtig nach Süßigkeiten und zuckerhaltigen Getränken.

Entweder ihre schlechte Stimmung, ihre Antriebslosigkeit und ihre Überempfindlichkeit werden durch den Genuss von Zucker und Süßigkeiten gebessert oder sie reagieren mit Aggressionen und Reizbarkeit auf den Verzehr von Zucker. Beide Reaktionsformen sind möglich und deuten auf Saccharum officinale als angezeigtes Konstitutionsmittel hin – wenn das Gesamtbild stimmt.

Saccharum officinale –  Umschlagen der Stimmung von lieb zu aggressiv
Kinder, die Saccharum officinale als Konstitutionsmittel brauchen, sind ruhelos und überaktiv mit starken Stimmungsumschwüngen. Häufig haben sie zwei Seiten. Die eine ist mild und liebevoll. Diese Kinder erscheinen manchmal wie Phosphor-Kinder oder Carcinosin. Sie kümmern sich liebevoll um andere Kinder oder sie legen liebevoll den Arm um die Mutter, wenn diese sich erschöpft von der Hausarbeit auf einen Stuhl sinken lassen.

Die andere Seite ist eine erhöhte Reizbarkeit und Aggressivität. Saccharum officinale-Kinder schlagen in ihrer Stimmung häufig abrupt um. Ohne einen äußerlich nachvollziehbaren Grund geraten sie plötzlich in Rage. Dann sind sie reizbar und kränkbar und schlagen und treten plötzlich um sich oder gehen auf andere Kinder oder auch auf ihre nahen Bezugspersonen los.

Das Saccharum officinale-Kind liebt es im Mittelpunkt zu stehen
Das Saccharum officinale-Kind (häufig sind es Kinder, die den weißen Zucker als homöopathisches Mittel benötigen) braucht so dringend Liebe und Anerkennung. Hier hat es einen Mangel erfahren. Hier ist sein schwächster Punkt. Diese Kinder sind charmant und anziehend, doch der Liebe der Eltern (meistens ist es die der Mutter, um die sie kämpfen) ist ihnen nicht gewiss.

Dies muss kein äußerlich sichtbarer Mangel sein. Häufig sind die Mütter von diesen Kindern sehr bemüht darum, das Kind zu verstehen, es zu stärken und ihm Sicherheit zu geben. Doch aus einem inneren Gefühl, einer früheren Erfahrung heraus, fühlen sich diese Kinder nicht ausreichend geliebt. Die innere Verunsicherung setzt sie so unter Spannung, dass sie ständig versuchen die Aufmerksamkeit und die Anerkennung der Mutter zu gewinnen.

Dieses Verhalten kann unter Umständen sehr anstrengend sein. Spüren sie dann, dass ihre Kräfte nachlassen und ihr Sicherheitsgefühl nicht steigt, reagieren sie gereizt und aggressiv. Sie verlangen dann unbedingt und sofort nach etwas Süßem, das ihnen dann wenigstens auf der körperlichen Ebene das Gefühl geben soll, dass sie geliebt werden.

Saccharum officinale – ein häufig eingesetztes Mittel auch bei ADHS
Das psychische Mittelbild trägt wesentliche Züge des Störungsbildes ADHS (des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms mit Hyperaktivität). ADHS-Kinder haben ein ständiges Bedürfnis nach Bewegung. Sie versuchen fast ununterbrochen die Aufmerksamkeit der Bezugspersonen auf sich zu lenken und haben Probleme damit die Konzentration für einen längeren Zeitraum auf eine Tätigkeit zu richten.

Sehr viele Kinder, die unter ADHS leiden, haben ein starkes Süßverlangen. Und sie reagieren gereizt und aggressiv, wenn sie keine Süßigkeiten bekommen. Viele Homöopathen haben die Erfahrung gemacht, dass hier Saccharum officinale eine deutliche Besserung der Symptome bewirken kann.

Saccharum officinale – das körperliche Bild
Auf der körperlichen Ebene finden wir viele Symptome eines gestörten Zucker-Metabolismus. Die Hypoglykämie findet ihren Ausdruck in vielen Verdauungsproblemen. Extrem trockene Schleimhäute (Nase, Rachen, Anus) und trockene Augen gehören ebenso zum Mittelbild von Saccharum officinale wie extremer Durst auf kalte Getränke.

Häufig werden die begehrten Süßigkeiten nicht gut vertragen. Es kann zu Übelkeit, Mattigkeit, Durchfall oder Verstopfung infolge des Verzehrs von Süßigkeiten und zuckerhaltigen Getränken kommen.

Ätiologie bei Saccharum officinale
Häufig finden wir in der Vorgeschichte bei Kindern, die Saccharum officinale als homöopathisches Konstitutionsmittel brauchen, eine problematische Säuglingszeit. Die Mutter hatte Probleme mit dem Stillen oder das Kind konnte aus anderen Gründen nicht gestillt werden. Auch eine ganz frühe längere Trennung von der Mutter kann beim Kind das Gefühl auslösen, nicht ausreichend geliebt zu werden.

Der fehlende stetige Körperkontakt hinterlässt beim Saccharum-officinale-Kind den Eindruck, nicht ausreichend geliebt zu werden oder es bleibt zumindest eine ganz große Verunsicherung in dem Bereich beim Kind zurück.

Fazit:
Saccharum officinale (auch Saccharum-album), der weiße Rohrzucker, ist eines der neueren homöopathischen Mittel. In dem Maße, in dem der weiße Zucker Eingang als Süßungsmittel und Geschmacksverstärker in unsere Lebensmittel gefunden hat, steigen auch die Zahlen der Kinder, die konstitutionell Saccharum officinale benötigen.

Als Konstitutionsmittel kommt Saccharum officinale dann zur Anwendung, wenn ein Kind sehr ruhelos ist, es ständig im Mittelpunkt stehen möchte und ein übermäßig großes Verlangen nach Zucker hat. Im emotionalen Bereich zeigen Saccharum-officinale Kinder eine starke Unausgeglichenheit. So können sie vollkommen abrupt von zärtlich und liebevoll zu gereizt und aggressiv umschlagen. In der Ätiologie findet sich häufig eine frühe Trennung von der Mutter oder eine problematische Stillzeit mit frühem Abstillen.