13 Arten des Haarausfalls

Jeden Tag verliert der Mensch zwischen 70 und 300 Haaren. Dies ist ein natürlicher Vorgang, im Zuge dessen die Haare erneuert werden. Von Haarausfall ("Effluvium") wird dann gesprochen, wenn mehr Haare ausfallen als nachwachsen und deutlich lichte Stellen sichtbar sind.

Grundsätzlich kann zwischen reversiblem und irreversiblem Haarausfall unterschieden werden. Der irreversible Haarausfall ist durch Vernarbungsprozesse gekennzeichnet. Entsprechend der vorliegenden Ursachen für die Alopezie können vielfältige Arten klassifiziert werden.

1. Androgenetische Alopezie

Die erbliche androgenetische Alopezie tritt häufiger bei Männern jeder Altersgruppe auf als bei Frauen und ist die häufigste Ursache für Haarausfall. Schätzungsweise sind bis zu 80 Prozent der Männer von der androgenetischen Alopezie betroffen. Sind Frauen von der androgenetischen Alopezie betroffen, fallen die Haare meistens im Klimakterium (Wechseljahre) aus.

Ursächlich ist eine erhöhte Empfindlichkeit der Haarfollikel, die das Haar produzieren, für Dihydrotestosteron (DHT). DHT ist die biologisch aktivere Form des männlichen Sexualhormons Testosteron. Dieses Hormon verkürzt die Zeit der Wachstumsphase des Haares. Besonders empfindlich reagieren die Haarfollikel der Stirn und des Oberkopfes, wodurch ein Haarkranz zurückbleibt.

2. Alopecia areata (Alopecia totalis)

Der „kreisrunde Haarausfall“ ist durch die namensgebenden ovalen oder runden kahlen Stellen gekennzeichnet und bezeichnet die häufigste entzündliche Alopezie-Form. Auslöser sind autoimmune Prozesse, die meist zur Zeit der Pubertät auftreten. Oftmals wachsen die Haare wieder nach. Wenn die Haut aber vernarbt, bleiben die Kahlstellen bestehen.

Dabei sind nicht nur die Kopfhaare betroffen, sondern auch Augenbrauen, Wimpern und Barthaare. Wenn alle Haare des Kopfes im Laufe der Erkrankung ausgefallen sind, wird dies als Alopecia totalis bezeichnet. Bei Verlust der gesamten Körperbehaarung handelt es sich um eine Alopecia universalis.

Die Alopecia areata ist assoziiert mit anderen Autoimmunerkrankungen sowie psychischem Stress und tritt familiär gehäuft auf.? Von der Sonderform Alopecia areata atrophicans (Pseudopelade Brocq) sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Bei dieser Form werden die Haarfollikel zerstört, sodass der Haarverlust irreversibel ?ist.

3. Diffuse Alopezie

Die diffuse Alopezie tritt oft als begleitendes Symptom bei Schilddrüsenerkrankungen, Stress, ?schweren oder chronischen Erkrankungen, veränderten Hormonspiegeln und Eisenmangel auf. Die Haare dünnen auf der gesamten Kopfhaut aus. Die Veränderung fällt meistens zuerst in der Scheitelregion auf.

Aufgrund des weiblichen Zyklus, der sowohl zu Verlust von Eisen mit der Monatsblutung als auch zu hormonellen Schwankungen führt, sind Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer. Der Haarausfall ist grundsätzlich reversibel.

4. Artifizielle Alopezie

Die artifizielle Alopezie wird vom Betroffenen vorsätzlich oder unwissentlich selbst verursacht. ?Dabei unterscheidet man eine Trichotillomanie, bei der Erkrankte sich die Haare selbst ausreißen, von einer Trichotemnomanie, bei der Betroffene Haare eines umschriebenen Bereichs mit der Schere abschneiden. Ein ähnliches Bild verursacht die Traktionsalopezie, bei der durch straffe Frisuren (Pferdeschwanz) oder das Anbringen schwerer Kunsthaare das Haar übermäßig strapaziert wird.

Die Ursache der Trichotillomanie und der Trichotemnomanie ist meist psychischer Natur, beispielsweise?der Wunsch nach Aufmerksamkeit und Zuwendung oder schwerwiegende zwischenmenschliche Konflikte.

5. Alopecia actinica (strahlenbedingter Haarausfall):

Durch eine therapeutische Bestrahlung oder eine Strahlenkrankheit werden die Haar-bildenden Zellen geschädigt. Je nach Ausmaß der Schädigung kann sich das Haar wieder erholen und erneut wachsen.

6. Alopecia congenita/universalis:

Aufgrund eines defekten Gens fallen kurz nach der Geburt sämtliche Haare aus und wachsen nicht mehr nach. Diese Erkrankung ist erblich.

7. Alopecia contentionalis (Spannungshaarausfall):

Es handelt sich um eine Sonderform des erblich bedingten Haarausfalls, bei der Stress zu einem schmerzhaften Haarverlust führt.

8. Alopecia mechanica/traumatica:

Werden die Haare übermäßig durch Druck, Zug oder Reibung belastet, kann der Haarverlust nicht mehr kompensiert werden, sodass kahle Stellen entstehen.

9. Alopecia muciosa:

Die Haarwurzel wird in Folge von Schleim-Ablagerungen und Entzündungen zerstört.

10. Alopecia parvimaculata:

Die Alopecia parvimaculata („kleinfleckiger Haarausfall“) kann bei? schweren Infektionserkrankungen auftreten, da der Körper seine Energiereserven gegen die Infektion aufwenden muss und an der Versorgung der Haare spart.

11. Alopecia seborrhoica:

Häufig begleitet von Juckreiz, fettiger Kopfhaut und trockenen Haaren ?entsteht ein schuppender Hautausschlag, der zu einem Ausfall der umgebenden Haare führt.

12. Alopecia senilis:

Der altersbedingte Haarausfall ist eine normale Erscheinung im fortgeschrittenen Alter und beginnt meist mit einer verringerten Geschwindigkeit des Haarwachstums und einer veränderten Haarstruktur.

13. Alopecia specifica/syphilitica:

Die sexuell übertragbare Erkrankung Syphilis (Harter Schanker, Lues) verläuft unbehandelt in drei Stadien. Im zweiten Stadium kann ein reversibler Haarausfall auftreten.

Haarausfall als begleitendes Symptom

Diverse Erkrankungen können mit Haarausfall einhergehen. Dazu gehören hormonelle Veränderungen,?die beispielsweise durch Schilddrüsenerkrankungen hervorgerufen werden können (Hypo- oder Hyperthyreose). Steht der Körper unter Stress, kann dies ebenfalls Haarausfall bedingen, wie z. B. Operationen, Chemotherapie, Infektionen, psychische Erkrankungen (beispielsweise Depression), Extremdiäten sowie ähnliche Situationen.

Auch Mangelernährung kann zu Haarausfall führen. Zudem haben Raucher ein um 80 Prozent höheres Risiko für Haarausfall als Nichtraucher. Ebenso können einige Medikamente die Entwicklung einer Alopezie begünstigen. Dazu zählen Beta-Blocker, Blutverdünner, Medikamente gegen Rheuma und einige Antibiotika. Nach erfolgreicher Therapie der Grunderkrankung oder Absetzen der Medikamente ist eine auf diesem Weg erworbene Alopezie reversibel.

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