Mittelstandsanleihen als Geldanlage für Kleinanleger?

Bei der Suche nach Anlagemöglichkeiten rücken seit einiger Zeit so genannte Mittelstandsanleihen auch bei Privatanlegern in den Blickpunkt. Die Anleihen werden überwiegend von kleinen Betrieben angeboten und locken mit hohen Zinsen von oft bis zu 7%.

Mittelstandsanleihen werden von kleinen Unternehmen über die Deutschen Börse sowie einigen Regionalbörsen angeboten. Damit die Firmen ihre Anleihen platzieren können, müssen sie bestimmten Publikations- und Transparenzpflichten nachkommen, etwa Quartals- oder Halbjahreszahlen im Wertpapierprospekt veröffentlichen. Mit dem Kauf einer Anleihe bzw. Teilen davon, erwerben Anleger Zinspapiere und werden so zum Gläubiger des Unternehmens.

Mittelstandsanleihen werden oft schon für Stückelungen (Anteile) von 100 oder 500 Euro angeboten. Bei Anleihen von Konzernen gibt es Stückelungen erst ab 1.000 oder gar 10.000 Euro. Mittelstandsanleihen sprechen auch wegen ihrer Stückelungen vor allem Privatanleger an. Wer eine Anleihe bzw. Teile davon kauft, erhält im Normalfall den versprochenen Zins und am Ende der Laufzeit auch sein eingesetztes Kapital zurück.

Das Risiko bei Anleihen ist aber, dass sie im Fall von Zahlungsproblemen oder einer Insolvenz des ausgebenden Unternehmens im Extremfall nicht zurückgezahlt werden. Anlegern droht ein Totalverlust. Und genau hier gibt es bei Mittelstandsanleihen seit längerem Probleme. Das Risiko eines Ausfalls ist nach Auskunft der DZ Bank mit 14 Prozent sehr groß. Wie hoch das Risiko ist, lässt sich in einem ersten Schritt an der Zinshöhe sehen.

Je höher dieser ist bzw. je weiter er über dem Niveau sicherer Staatsanleihen liegt (aktuell ca. 2.4-2-7%), desto höher ist das Risiko für den Anleger, dass es zu Zahlungsverzögerungen oder gar –ausfällen kommt. Und oft müssen die Unternehmen so hohe Zinsen zahlen, weil sie von anderen Kapitalgebern, etwa Banken, kein frisches Geld mehr bekommen.

Weder Ausfallquoten noch Zinssätze bedeuten aber pauschal, dass alle Mittelstandsanleihen bzw. die Firmen, die dahinter stehen, schlecht sind. Vor einer Entscheidung sollten sich interessierte Anleger aber umfassend informieren. Zunächst sollten sie den Wertpapierprosekt genau lesen und prüfen, wofür ein Unternehmen das Geld benötigt, z.B. für Erweiterungsinvestitionen oder zur Schuldentilgung. Ergänzend sollten die Anleihebedingungen eingesehen werden.

Hier erhält man z.B. Informationen darüber, ob und wie man im Fall einer Insolvenz abgesichert ist. Außerdem sollte man sich, wie beim Kauf von Aktien, über das ausgebende Unternehmen genau informieren: Ist das Geschäftsmodell verständlich und zukunftssicher? Ist das Unternehmen einer zukunftssicheren Branche tätig? Wie erfolgreich war die Firma in den letzten Jahren?

Konnte der Gewinn kontinuierlich gesteigert werden? Gab es größere Schwankungen beim Ergebnis (mal mehr, mal weniger Gewinn)? Gibt es in den Medien kritische Stimmen? Usw. Abgerundet werden sollte die Entscheidung mit der Analyse wichtiger Finanzkennzahlen: Wie hoch fällt der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Earnings before Interests and Taxes, EBIT. Das EBIT wird i.d.R. auch von kleinen Firmen in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesen) im Verhältnis zu den aktuellen Verbindlichkeiten aus?

Günstige Werte liegen beim 3-5-fachen. Schlechtere Relationen deuten auf höhere Risiken hin. Wie hoch ist das Verhältnis von EBIT zum Zinsaufwand? Je höher der Wert, desto günstiger. Unterschreitet er das 3-4-fache, sollte man vom Kauf einer Anleihe Abstand nehmen.

Außerdem sollten nur Anleihen gewählt werden, die einem Rating unterzogen worden sind. Je besser das Rating, desto geringer das Ausfallrisiko. Dabei gilt: möglichst nur Anleihen auswählen, die z.B. eine A-Note oder eine gute B-Note (BBB) erzielt haben. Anleihen, die schlechtere Ratings haben (z.B. BB-, B oder C), sollten in keinem Fall gekauft werden. Ggf. kann man sich auch bei der Bank nach deren Einstufung bzw. Empfehlung erkundigen.

Allerdings sind gute Kennzahlen und ein gutes Rating keine Gewähr dafür, dass es nicht zu Problemen kommen kann. Daher sollten Anleger, die hohe Zinsen mit Mittelstandsanleihen einstreichen wollen, immer nur soviel Geld investieren, sodass auch ein immer möglicher Totalverlust verschmerzt werden kann. Aber gerade diese Möglichkeit bieten Mittelstandsanleihen durch die kleinen Stückelungen.