Schon im letzten Jahr wirkte sich der Rückgang der Energie- und Spritpreise drastisch aus: Verbraucher konnten sich darüber freuen, dass der zwischen 2011 und 2013 verbuchte Preisanstieg durch den Verfall des Ölpreises wieder ausgeglichen werden konnte.
Die Ursachen für die niedrige Teuerungsrate
Aktuell bewegt sich der Preis für ein Barrel auf einem Niveau von unter 30 US-Dollar, was nicht zuletzt dem Überangebot im Zusammenhang mit einer konjunkturbedingten schwachen Nachfrage geschuldet ist. Vorallem Saudi-Arabien hält aus politischen Gründen an den hohen Förderquoten fest, um zum einen der Fracking-Industrie den Kampf anzusagen und zum anderen die Disziplin innerhalb der OPEC anzumahnen: Nicht alle der Mitgliedsländer werden diesen Preiskampf nämlich unbeschadet überstehen. Die Auswirkungen schlagen sich in den niedrigen Inflationsraten nieder, die nicht nur die Eurozone vor große Herausforderungen stellt.
Wem nützt der geringe Anstieg der Inflation?
Natürlich profitieren in erster Linie die Verbraucher, die sich in Deutschland über eine größere Kaufkraft freuen können: Die niedrigen Energie- und Spritpreise reduzieren die laufenden Kosten. Darüber bewirkt der geringe Anstieg der Inflation, dass die im Laufe der letzten Monate erhöhten Löhne auch netto zur Verfügung stehen: In den ersten drei Quartalen des letzten Jahres stiegen die Löhne um mehr als 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresniveau.
Auf der anderen Seite können vor allem die Industrie, aber auch das verarbeitende Gewerbe und im geringeren Umfang der Handel durch die niedrigeren Energiepreise Vorteile generieren: Niedrigere Produktions- und Nebenkosten sind entscheidend für die Positionierung im Wettbewerb.
Der geringe Anstieg der Inflation – die Medaille hat zwei Seiten
Trotzdem hat der geringe Anstieg der Inflation auch eine andere Seite: Zum einen eröffnet sich die Gefahr der Deflation, wenn nämlich Unternehmen und Verbraucher mit Investitionen warten, um einen eventuellen weiteren Preisverfall nicht zu verpassen. Damit würde die ohnehin schwache Konjunktur weiter abgebremst und ein fataler Kreislauf aus verfallenden Preisen und sinkender Nachfrage könnte einsetzen.
Auf der anderen Seite kann sich der geringe Anstieg der Inflation auch auf die Tragfähigkeit von Schulden auswirken: Der moderate Abbau des Geldwertes durch eine Inflation von knapp zwei Prozent lässt auch die Schuldenstände sukzessiv sinken – vor dem Hintergrund der enormen Staatsverschuldung ein nicht zu verachtender Aspekt.
Keine schnelle Änderung in Sicht – trotz massiver EZB-Maßnahmen
Die nun für weitere Monate beschlossene Geldflut der EZB wird keine gravierenden Änderungen bringen, der geringe Anstieg der Inflation bleibt uns zunächst erhalten. Ausschlaggebend ist weiterhin der Energie-Markt: Zum ohnehin bestehenden Überangebot, das durch das iranische Öl noch verstärkt werden dürfte, gesellen sich nämlich die knapper werdenden Lagerkapazitäten, die für einen weiteren Preisverfall sorgen dürften.
Warten nun Verbraucher und Großkunden weiter mit ihren Öl-Einkäufen ab, verschärft sich die Situation zusätzlich. Es wird also noch einige Monate brauchen, bis sich dieser Markt um einige Marktteilnehmer, wie beispielsweise Ölförder-Firmen oder Fracking-Unternehmen bereinigt hat. Mit dem Anstieg der Energiepreise dürfte dann auch die Inflation anziehen – ganz unabhängig von den EZB-Interventionen.