Aktienanlage – vom richtigen Umgang mit der Marktvolatilität

Von Martkvolatilität spricht man, wenn die Kurse von Aktien oder anderen Wertpapieren oder Anlagegütern, wie Gold, innerhalb kurzer Zeit deutliche "Sprünge" von 10, 15 oder auch mehr Prozent nach unten oder oben vollziehen. Doch was können Sie tun, wenn "die Märkte" einmal mehr verrücktspielen? Und sind Alternativen zur Aktienanlage wirklich weniger riskant?

Wenn die Kurse der Aktienanlage einbrechen…

Die Nerven vieler Aktionäre werden in diesen Wochen einmal mehr arg strapaziert. Die Kurse einiger, durchaus sehr guter Aktien spielen verrückt bzw. brechen drastisch ein. Richtig heftig erwischt hat es Kali und Salz, ein DAX-Unternehmen. Eine einzige Nachricht, nämlich dass der für das Unternehmen wichtige Preis für das Produkt Kali in den nächsten Monaten
um 25 % fallen könnte, hat bei der Aktie einen Kursrutsch von insgesamt mehr als 35 % innerhalb weniger Tage verursacht.

Etwas glimpflicher ging die Sache für BASF aus. Die verhaltenen Nachrichten zur Konjunkturentwicklung haben zu Kursverlusten von gut 10 % innerhalb weniger Wochen geführt. Für Anleger, die in solche oder andere ähnlich betroffene Aktien investiert haben, stellt sich nun die Frage, was sie tun sollen, wenn die Kurse der Unternehmen so deutlich schwanken bzw. einbrechen.

Leider kann auf die Frage keine pauschale und allgemein gültige Antwort gegeben werden. In jedem Fall müssen Sie immer Ihre persönliche Situation und Ihre Ziele berücksichtigen. Die Beispiele zeigen aber einmal mehr, dass man, wenn man z. B. in Aktien investiert, Risiken eingeht; im Extremfall droht der Verlust des gesamten eingesetzten Kapitals. Daher ist es so wichtig, sich im Vorfeld gut und umfassend zu informieren und ausschließlich in Qualitätstitel zu investieren und nicht auf kleine, möglicherweise chancenreiche, sicher aber risikobehaftete Unternehmen zu setzen. Zur Vorgehensweise bei der Auswahl von Qualitätstiteln wurden bereits mehrfach Aussagen getätigt.

Auswahlprozess für Ihre Aktienanlage wiederholen

Wenn Sie durch die Schwankungen mit Ihrer Aktienanlage in die Verlustzone geraten, müssen Sie den gesamten Auswahlprozess, den Sie schon einmal vorgenommen haben, beim betreffenden Papier wiederholen. Ihr Hauptanliegen muss es jetzt sein, zu versuchen, die weiteren Zukunftsaussichten unter Berücksichtigung der Ursachen, die zum Kurseinbruch geführt haben, realistisch einzuschätzen. Am Ende müssen Sie entscheiden, ob Sie noch einmal in das Unternehmen investieren wollen, um zu verbilligen oder ob es besser ist, den Verlust auszusitzen oder gar zu realisieren und das verbleibende Kapital in den Erwerb anderer Aktien zu stecken.

Stellen Sie sich u.a. folgende Fragen: Wer ist der Initiator negativer Nachrichten? Hat er ein Interesse daran, dem Unternehmen zu schaden? Hat das Geschäftsmodell noch Zukunft? Handelt es sich um eine einmalige negative Entwicklung? Sind weitere Probleme zu erwarten? Steht das Unternehmen vor grundlegenden Problemen? Wie sicher sind künftige Dividenden? Wie verändern sich wichtige Kennzahlen wie KGV oder KBV? Was sagen Analysten, was die Geschäftsführung?

Der Blick in die etwas weitere Zukunft ist deshalb so wichtig, weil Sie prüfen müssen, ob sich an den Gesamtbedingungen etwas geändert hat oder ob es sich nur um eine – wahrscheinlich – kurzfristige und eher unkritische Entwicklung handeln wird.

Alternativen für Ihre Aktienanlage prüfen und abwägen

Auch mögliche Alternativen sollten Sie im Zuge der Erneuerung Ihrer Analyse prüfen: Lohnt sich z. B. eine Anlage in festverzinsliche Papiere? Von guten Schuldnern können Sie aktuell nur Zinsen erwarten, die sich selbst bei Anleihen-Laufzeiten von mehr als 10 Jahren etwa im Bereich von 2,5-3,5 Prozent bewegen. Wollen Sie höhere Zinsen kassieren, müssen Sie höhere Risiken eingehen, und auch hier im Extremfall einen Totalverlust riskieren. Steigen die Zinsen irgendwann wieder, müssen Sie damit rechnen, dass Ihre Anleihen erheblich an Wert verlieren, weil die Kurse zurückgehen.

Oder lohnt es sich in Gold zu investieren? Auch hier müssen Sie einige Besonderheiten berücksichtigen: Gold ist vor allem eine Krisenwährung und Kurssteigerungen sind in erster Linie in wirklich kritischen Zeiten zu erwarten. Aber auch nachhaltige Kursrückgänge sind nicht auszuschließen, wie die aktuelle Entwicklung zeigt. Der aktuelle Preis ist vom Höchstkurs im Frühjahr heute etwa 30 % entfernt. Und schließlich wirft Gold weder Zinsen noch Dividenden ab und es hat auf Sicht von etwa 10-15 Jahren in der Summe kaum Wertzuwächse gegeben.

Bei Immobilien bzw. Immobilienfonds hat es in jüngster Zeit zum Teil hohe Zuwächse gegeben. Erfolg versprechend sind Investitionen derzeit nur in Top-Objekte in Top-Lagen. Aber entsprechend hoch ist auch der Preis. Und oft lohnt es sich nicht, nur in ein Haus zu investieren, weil schon einzelne Reparaturen oder Probleme den Ertrag aufzehren können.

Qualitätsaktien bleiben erste Wahl für Ihre Aktienanlage

Insofern sollten Sie Aktien im Allgemeinen, aber wirklich ausgewählten Qualitätstiteln im Speziellen, treu bleiben. Wichtige Vorteile sind: Chance auf hohe Wertentwicklung, Aussicht auf laufende Dividendenzahlungen und Einkünfte, Inflationssicherung durch Investition in Sachwerte. Allerdings müssen Sie beachten, dass kurzfristig am Aktienmarkt alles möglich
ist, von Kurseinbrüchen bis hin zu Kursexplosionen.

Langfristig entwickeln sich die Kurse meist parallel zum Unternehmenserfolg. Daher gilt: Kaufen Sie Aktien nur, wenn Sie bereit sind, diese über Jahre zu halten, um dauerhaft von allen Vorteilen zu profitieren. Allerdings müssen Sie bei starken Schwankungen, wie es aktuell der Fall ist, die Papiere immer wieder aufs Neue analysieren und auf Eignung zur Daueranlage prüfen. Kommen Sie zu dem Ergebnis, dass die Langfristperspektive weiter stimmt, sollten Sie nicht nur investiert bleiben, sondern ggf. zukaufen. Das erfordert Mut, ist aber in vielen Fällen die bessere Variante als zu verkaufen und damit echte Verluste zu realisieren.