Aktienanlage – Kursschwankungen haben viel mit Psychologie zu tun

Die Kursentwicklung einzelner Aktien und ganzer Börsen hängt zumindest kurzfristig häufig nicht von der rationalen Einschätzung der Marktteilnehmer ab, sondern von Emotionen und anderen psychologischen Faktoren. Das ist der Grund, warum sich kaum zuverlässige Prognosen für die Kursentwicklung einzelner Aktien oder Märkte in den nächsten Monaten erstellen lassen. Was bedeutet das für Aktienanleger?

Börsenaltmeister André Kostolany hat einmal gesagt, dass Börse zu rund 90% aus Emotionen und Psychologie besteht. Diese Aussage ist im Kern inzwischen auch wissenschaftlich belegt, auch wenn man sich sicher über die Prozentzahl des Anteils von Psychologie streiten kann. Fakt ist, dass nur ein geringer Teil der Entscheidungen auf Basis rationaler Erwägungen getroffen wird.

Das gilt zumindest für die kurzfristige Betrachtung. Unter kurzfristig kann man in etwa einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten verstehen. Das bedeutet, dass die Aktienkurse kurzfristig, entgegen aller rationalen Erwägungen, durchaus extrem nach oben oder unten schwanken können. Hinzu kommt, dass viele Anleger die reale Welt nicht wahrnehmen können oder wollen, beispielsweise führen extreme Gier oder Angst dazu, dass man sich nicht mehr rational verhält und nur noch die Informationen wahrnimmt, die zur aktuellen eigenen Gefühlslage passen.

Verzerrte Wahrnehmungen können zu Fehlentscheidungen führen

In der aktuell schwierigen wirtschaftlichen und politischen Situation mit vielen Krisenherden, etwa dem Flüchtlingsproblem, der Situation in Griechenland, Russland oder China, nimmt eine große Zahl von Anlegern nur die Dinge wahr, die zu ihrer derzeitigen Gefühlslage passen. Wie etwa die permanent schlechten Meldungen aus den Medien. Das kann dazu führen, dass man aus einem Gefühl der Unsicherheit und Angst zu der Meinung gelangt, dass man Aktien besser verkaufen sollte, da die schlechte Entwicklung ja dazu führt bzw. führen kann, dass zu den aktuellen Kursverlusten weitere Abschläge kommen können.

Umgekehrt kaufen viele Anleger Aktien erst dann, wenn die Kurse schon stark gestiegen sind und das Risiko von Rückschlägen oder Korrekturen drastisch zunimmt.

Von Emotionen möglichst befreien und langfristig agieren

Anleger, die das Ziel haben, langfristig mit Aktien Geld zu verdienen, müssen versuchen, sich von solchen Emotionen so gut es geht zu befreien. Das ist leichter gesagt als getan, denn selbst Börsenprofis sind nur selten in der Lage, Gefühle vollkommen auszublenden.

In einer Zeit, in der die negativen Meldungen dominieren, sollten Anleger versuchen, nicht ständig auf die nächste kritische Nachricht zu sehen, sondern sich vor Augen zu führen, dass man mit Aktien langfristig Gewinn erzielen möchte, und sich auf ihre Grundüberzeugungen zu besinnen. Da spielen kurzfristige Schwankungen eine untergeordnete Rolle. Denn alleine in den letzten 10 Jahren hat es zahlreiche Rückschläge von mehr als 10-20% gegeben. Und dennoch steigen Indizes wie Dax oder Dow-Jones seit ihrer Auflegung im Schnitt zwischen etwa 8,5 und 11% pro Jahr. Ähnliches gilt für die Kurse qualitativ hochwertiger Unternehmen. Langfristig folgen die Aktienkurse den Gewinnen, die ein Unternehmen erzielt.

Die Kurse vieler Firmen, die kontinuierlich Gewinne erzielen, diese auch noch steigern und einen Teil der Erträge an die Aktionäre ausschütten, verzeichnen auf Sicht von mehr als 10 Jahren im Schnitt Kurszuwächse, das gilt vor allem, aber nicht nur für so genannte Dividenden-Aristokraten. Insofern können schwierige Zeiten auch dazu genutzt werden, um gezielt und natürlich vorsichtig – es kann immer zu weiteren Rückschlägen kommen – Aktien guter Unternehmen nachzukaufen.