Kommentar: Vom Weihnachtskaufrausch und Börsengewinnen

An der Börse gibt es viele Wege, wie man als Anleger Geld verlieren kann. Eine große Gefahr besteht darin, immer erst dann dem Trend zu folgen, wenn es bereits alle wissen. Wenn die breite Masse der Anleger eine Investitions-Idee hat, ist die Aktie meistens schon zu teuer. Ein baldiger Absturz droht. Die Kunst des erfolgreichen Anlegens besteht also darin, schneller als die anderen zu sein. Das hört sich schwierig an, lässt sich aber oft recht einfach umsetzen, wie Rolf Morrien, Redakteur der Aktien-Analyse, weiß.
Nehmen Sie z.B. das Weihnachtsgeschäft. Viele Unternehmen machen einen Großteil ihres Gewinns im 4. Quartal, besonders im Weihnachtsmonat Dezember. Jahr für Jahr finden Sie dann Anfang Dezember in den Zeitschriften und Zeitungen Aufzählungen mit den großen Gewinnern des Weihnachtsgeschäfts. Doch dann ist es zu spät. Die Kurse haben schon angezogen.

Anleger, die auf das Weihnachtsgeschäft setzen, kaufen die entsprechenden Aktien im Sommer, spätestens aber im Oktober oder Anfang November. Im Dezember oder Januar, wenn diese Titel dann “in“ sind, kann der Anleger überlegen, ob er die Aktie hält oder den Boom für einen Verkauf nutzt. Auch in diesem Jahr spricht vieles dafür, dass es im Dezember wieder zum “Weihnachtsfieber“ kommt.

Trotz hoher Arbeitslosigkeit, unsicherer Arbeitsplätze und der damit verbundenen Konsumflaute – in der Vorweihnachtszeit wird nach wie vor tief in die Taschen gegriffen, um den lieben Angehörigen, ob groß oder klein, zumindest am Heiligen Abend eine Freude zu bereiten.

So ist statistisch gesehen die Herbst-/Wintersaison auch an der Börse die erfreulichste Jahreszeit. Weihnachten sorgt also nicht nur unter dem Christbaum zu Hause für glänzende Augen, sondern auch bei den Anbietern von Konsumgütern, die im “Weihnachtsquartal“ regelmäßig in prall gefüllte Kassen blicken können.

Vom Weihnachtsgeschäft profitieren die Hersteller von Spielwaren (Microsoft mit seiner Spielekonsole XBox), Parfüm (L’Oréal und Douglas), Luxusgütern (Tiffany und Swatch) und in diesem Jahr besonders die Anbieter von Digitalkameras. Der Markt für digitale Fotografie erfreut sich zur Zeit einer ungeahnten Nachfrage.

Fast alle Hersteller bringen rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft ihre neuen Modelle in die Läden. Von der Scheckkarten-kleinen Knipskamera bis zum professionellen Fünf-Megapixel-Apparat ist für jeden Geldbeutel etwas dabei. Digitales Fotografieren ist mehr denn je “in“, wobei der Trend zu immer winzigeren und leistungsfähigeren Geräten geht.

Einen Boom erlebt auch der Markt für Videospiele. Die Branche ist zu einem ernst zu nehmenden Industriezweig gereift. Dank des technischen Fortschritts, der heute realitätsnahe und anspruchsvolle Spiele ermöglicht, interessieren sich nicht nur Jugendliche für die Spielereien an PCs und Konsole.

Selbst Erwachsene begeistern sich zunehmend für die Urenkel der Run-and-Jump-Abenteuer. Der Absatz an PC- und Videospielen wird nicht nur in diesem, sondern auch in den kommenden Jahren rapide wachsen. Wurden 2001 noch 323 Millionen Spiele verkauft, sollen es laut einer japanischen Studie 2004 schon 420 Millionen sein.

Anleger, die von dieser Entwicklung profitieren wollen, sollten auf den Marktführer Electronic Arts setzen. Das Unternehmen ist die Nummer 1 in diesem Segment und übrigens einer der ganz wenigen Hightech-Vertreter, der die allgemeine Markt- und Branchenschwäche ohne Blessuren überstanden hat. Die Aktie stürmt von einem Hoch zum anderen.

Achten Sie beim nächsten Stadtbummel besonders auf das Kaufverhalten der Kunden. Wo bilden sich die längsten Schlangen? Welche Geschenke stehen bei Ihren Kindern oder Enkeln ganz oben auf der Wunschliste? Wenn das Unternehmen, das diese Waren herstellt, dann auch noch über erstklassige fundamentale Daten verfügt, könnte das eine interessante Investitions-Idee sein.