Aktien und Rohstoffe bleiben unter Druck

Die Notierungen von Aktien und Rohstoffen haben sich monatelang aufwärts bewegt – und sind nun eingebrochen. Viele Analysten sehen die Schuldenkrise als einzige Ursache dafür und rechnen schon bald wieder mit steigenden Notierungen. Das ist jedoch ein Irrtum: Die Wachstumsabschwächung in vielen Ländern dürfte auch in der zweiten Jahreshälfte 2011 Aktien und Rohstoffe belasten.

Viele Analysten gehen davon aus, dass die jüngsten Einbrüche bei Aktienkursen und Rohstoffpreisen ausschließlich mit der Schuldenkrise zusammenhängen. Das stimmt aber nicht. Vielmehr hat die Schuldenkrise die Abwärtsbewegung nur verstärkt, weil viele Anleger in dem unsicheren politischen Umfeld risikobehaftete Anlagen verkauft haben. Selbst wenn die Schuldenkrise abebben würde, blieben Aktien und Rohstoffe unter Druck.

Konjunktur kühlt ab
Nahezu alle relevanten Frühindikatoren in sämtlichen Weltregionen befinden sich seit Februar/März des Jahres 2011 wieder auf Tauchstation. Unsere Frühindikatoren haben die Trendwende der internationalen Stimmungsbarometer sogar schon im Herbst 2010 angekündigt, sie kommt deshalb nicht überraschend. Trotzdem wurde diese Entwicklung lange Zeit von den Finanzmärkten ignoriert oder als temporär und damit irrelevant abgetan. Das hat sich nach den jüngsten heftigen Rücksetzern in wichtigen US-amerikanischen und europäischen Stimmungsbarometern grundlegend geändert. Jetzt herrscht Rezessionsangst.

Ausschlaggebend ist ein ganzes Bündel von Faktoren. Erstens ist die Geldpolitik in den Industrienationen längst nicht mehr so expansiv wie in den Jahren 2010 und 2009; maßgeblich hierbei sind nicht die immer noch niedrigen Leitzinsen, sondern der fehlende Nachschub an monetären Impulsen. Strukturell stark belastete Volkswirtschaften wie die von zu hohen Schulden gepeinigten Industrieländer fallen deshalb ohne neue stützende Hilfen zurück in die Agonie.

Zweitens sind auch die fiskalischen Impulse kein schiebender Faktor mehr, sondern ein bremsender, denn unter dem Druck hoher Schulden fahren die meisten Länder ihre Ausgabenprogramme zurück oder lassen sie auslaufen. Drittens entfalten die kräftig gestiegenen Rohstoffpreise allmählich ihre zersetzende Wirkung. Solange die konjunkturelle Dynamik ständig zunimmt, sind höhere Preise für Vorprodukte und Komponenten leicht wegzustecken.