So streiten Sie richtig!

Bei der Arbeit kann die eine oder andere Diskussion aufkommen – kommt es zum Streit, ist der richtige Umgang mit den erhitzten Gemütern entscheidend. Bei der Arbeit kann die eine oder andere Diskussion aufkommen – kommt es zum Streit, ist der richtige Umgang mit den erhitzten Gemütern entscheidend.

Immer wieder staut sich bei der Arbeit etwas auf, es kommt zu Meinungsverschiedenheiten und im Zuge des mentalen Druckausgleichs ist ein Streit mit Vorgesetzten oder Kollegen die logische Folge. Das ist grundsätzlich keine problematische Sache, man neigt nur sehr schnell dazu, beim Streit die Fassung zu verlieren und damit auch die Fähigkeit, logisch zu argumentieren.

Ist es zu einem solch unkontrollierten Streit gekommen, dann ist der Scherbenhaufen anschließend besonders groß. Eine Zusammenarbeit kann sogar durch einen Streit ernsthaft in Gefahr geraten. Mit diesem Wissen könnten Sie natürlich nun hergehen und einen Streit von vornherein unterbinden, indem Sie einfach alles schlucken, was man Ihnen so vor die Füße wirft. Aber dieses Verdrängen von Problemen hilft nur kurz und in kleinem Maße – letztlich staut sich hier eine ganze Menge negativer Energie an, die irgendwann auch raus muss. Zeit also, das richtige Streiten zu lernen.

Die passende Wortwahl

Der Ton macht bekanntlich die Musik. Das gilt auch für eine gespannte Situation, die zum Streit führen kann. Unterstellen Sie keine Dinge wie "Sie schmatzen beim Reden", sondern verpacken Sie das Ganze in eine Frage: "Ist Ihnen aufgefallen, dass Sie beim Reden schmatzen?". Und sollten Sie eine Schuldzuweisung erfahren, dann fragen Sie ebenfalls, nach dem Grund und nach den Hinweisen auf Ihr Fehlverhalten.

Kommt es zum Wortgefecht, dann wählen Sie Ihre Wörter und Sätze sorgfältig aus. Keinesfalls sollten Sie zu allgemeinen Formulierungen greifen wie "Das machen alle so" oder "Das ist völliger Blödsinn". Solche Wortphrasen heizen nur unnötig die Stimmung an und bringen nichts, denn sie enthalten keine Information. Beziehen Sie Ihr gesagtes Wort lieber auf Erfahrungen und Wissen, entgegnen Sie Dinge wie "Ich würde so handeln, weil ich schon einmal in der Situation war …".

Sie bringen so ganz klar neue Aspekte in die Diskussion ein, über die ein Austausch auch lohnt. Sie liefern Gedanken, die möglicherweise schon einen ersten Ansatz zur Lösung des Problems darstellen. In jedem Fall sorgen Sie damit für ein Abbrechen der leeren Floskeln, denn nun ist auch Ihr Gegenüber in der Situation, etwas Sinnreiches sagen zu müssen. Und das wird höchstwahrscheinlich auch passieren.

Ohren aufmachen

Wenn die Diskussion schon im Gange ist, dann ist Zuhören nicht unbedingt Ihre beste Disziplin, sie kann aber der Schlüssel zur Klärung der Sachlage sein. Hören Sie also zu und erkennen Sie dabei das Problem oder Anliegen des Anderen. Und diese Erkenntnis geben Sie dann mit Ihren eigenen Worten noch einmal wieder. Das mag etwas seltsam klingen, bewirkt aber gleich drei Dinge. Zum Ersten können Sie nun deutlich besser verstehen, welches Problem ihr Gegenüber hat. Zweitens zeigen Sie Ihrem Gegenüber damit auch, dass Sie die Sache ernst nehmen.

Er fühlt sich verstanden. Sie schaffen damit eine gute Basis des zwischenmenschlichen Miteinanders, das für eine weitere Zusammenarbeit von enormer Wichtigkeit ist. Und zum Dritten beweisen Sie Stärke. Dadurch, dass Sie zuhören, zeigen Sie Interesse und Selbstbewusstsein. Achtung: Schauen Sie Ihrem Gegenüber dabei möglichst in die Augen. Damit unterstützen Sie diesen Schritt mental deutlich. Sind Sie in diese Situation geraten, überdenken Sie Ihre nächsten Worte gut, denn sie könnten dann den Streit in eine neue Richtung lenken oder sogar beenden.

Ohren zumachen

Nicht nur zuhören, sondern auch überhören ist beim Streit gefragt. Es kommt natürlich immer auf das jeweils gesagte Wort an. Worauf Sie hören sollten, haben Sie schon gelesen. Überhören hingegen sollten Sie die unschönen Dinge, die bei einem Streit gesagt werden. Darunter fallen Beleidigungen, Unterstellungen und sonstige Frechheiten. Natürlich müssen sie nicht alles hinnehmen, Sie sollten sich aber auch keinesfalls von den kleinen oder größeren Sticheleien aufziehen lassen. Größe beweisen Sie, indem Sie auf Vorwürfe eingehen, aber nicht auf bloßes Schimpfen.

Letztlich haben Sie damit nicht nur mentale Größe gezeigt, Sie haben auch die Zügel des Streits in die Hand genommen und sich somit eine gute Ausgangsposition für die Streitführung geschaffen. Selbstverständlich gelten die Tipps auch für Sie selbst. Sie verlieren jede Größe, wenn Sie selbst zu Unverschämtheiten greifen und Ihren Gesprächspartner aktiv beschimpfen. In diesem Fall wird aus dem Streit kein ertragreicher Dialog, sondern der berühmte "Kindergarten im Büro", ein unerwachsenes Anschreien ohne jeden sinnvollen Inhalt.

Fehler der Vergangenheit

Haben Sie einen Streit schon einmal analysiert? Gemeint ist dabei nicht der genaue Ablauf des Streites oder der Wortlaut, sondern die Zeit des Ereignisses. Fast immer geht es um Dinge, die bereits mehr oder weniger in der Vergangenheit liegen. Dies ist überflüssig und problematisch. Überflüssig ist der Streit oft deshalb, weil man Fehler der Vergangenheit nicht mehr rückgängig machen kann. Man muss mit den Konsequenzen leben, da hilft kein Streit, sondern eher ein konstruktives Gespräch zur Vorgehensweise.

Problematisch wird ein Streit über vergangene Dinge immer dann, wenn das Ereignis schon lange zurückliegt. Der Mensch hat die Eigenschaft, mit der Zeit eine Menge Details schlichtweg zu vergessen. Somit erscheinen Sachverhalte aus der Vergangenheit plausibel, obwohl sie tatsächlich ganz anders abgelaufen sind. Da man natürlich seiner eigenen Erinnerung am meisten traut, befindet man sich mit seiner Meinung auf einem felsenfesten Standpunkt, der im Streit mit allen Mitteln verteidigt wird.

Hier zur Einsicht zu kommen, ist beinahe schon unmöglich. Wenn also irgendwie möglich, sollten Sie sich darum bemühen, Daten und Fakten herbeizuholen, die den tatsächlichen Sachverhalt wiedergeben. Nur dann lässt sich ein konstruktiver Streit entfachen. Das setzt natürlich wieder voraus, dass Sie sich mit Ihrem Gegenüber vorab schon "fachmännisch" streiten, wie oben beschrieben. Denn ein Streit wird in der Regel nicht von den Beteiligten geplant, sondern entsteht recht spontan und entwickelt sich dann ebenso zügig wie lebhaft.