Frauen hinter der Kamera – Fotografinnen sehen anders und fotografieren anders (2)

"Alles, was ich fotografiere, verändere oder arrangiere ich in keiner Weise" - lautet ein Zitat von Dorothea Lange, 1895–1965, amerikanische Dokumentarfotografin. Ist das typisch für die Frau hinter der Kamera? Was macht eine Fotografin anders als ein Fotograf? Lesen Sie hier Teil 2 des Interviews mit der Fotografin und Autorin Almut Alder zum Thema "Das weibliche Auge - Anders sehen, anders fotografieren". Zudem finden Sie eine Kurzvita über Almut Adler.

Fotoworkshops und Fotobücher für Frauen: Wie sieht hier der Markt aus?

Adler: "Bei zunehmend weiblichem Interesse an Fotografie lag die Idee nahe, auch ein speziell darauf ausgerichtetes Fotobuch für Frauen zu schreiben.  Unnötig komplizierte Beschreibungen in vielen Fotobüchern veranlassten mich schließlich dazu, "Das weibliche Auge" zu schreiben – das erste Fotolehrbuch für Frauen.

Abläufe über Blende, Schärfentiefe, Belichtungszeiten und Brennweiten sollten keine Doktorarbeiten werden, sondern allgemein verständlich sein. Gut besuchte Fotokurse und Foto-Workshops für Frauen bezeugen dieses Interesse an weiblichen Schulungsmethoden. In diesen Kursen ist keine Frage zu blöde und die Teilnehmerinnen fühlen untereinander keinen Druck.

Der Buchmarkt steckt auf diesem Gebiet noch in den Kinderschuhen, viele Verlage scheuen das Risiko."

Studien zeigen, dass Frauen in Familien vielfach die Entscheidungen für oder gegen den Kauf einer Kamera treffen. Warum wird die weibliche Art zu fotografieren so vernachlässigt?

Adler: "Diese angeblichen Studien beziehen sich meistens auf kompakte Digi-Knipsen, die familientauglich sind – für Tochter, Sohn und Mami. Vati hat dann zusätzlich noch eine digitale Spiegelreflexkamera als Edel-Knipse, an die sich so manche Frau nicht heran traut, oder sie nicht bedienen darf.

Im Zuge der weiblichen Selbstbestimmung verlangen aber immer mehr Frauen gleiche Kamera-Rechte. Auffallend ist, wie oft Frauen mit der falschen Kamerahaltung abgebildet werden, sogar in Fotomagazinen. Männer hingen sieht man auf Werbeplakaten oder in Fotomagazinen in der Profihaltung – sprich, die Hand unter dem Objektiv.

Assoziiert man da nicht gleich automatisch Mann ist Profi und Frau Amateur? Frauen so hinter der Kamera zu zeigen, ist nicht nur eine Falschdarstellung sondern auch eine Vernachlässigung sie ernst zu nehmen. Das wird hoffentlich bald nachlassen."

Über die Fotografin und Autorin Almut Adler
Almut Adler wurde 1951 in Oldenburg geboren und schloss 1971 in Bremen ihre Fotografenausbildung ab. Über Heidelberg und Esslingen kam sie 1972 nach München und studierte Grafikdesign. 1975 bereiste sie im VW-Bus sechs Monate Indien und Ladakh.

Nach einigen Arbeitsjahren als Grafikerin absolvierte sie eine Zusatzausbildung als Colorretuscheurin und erlernte die Kunst, mit der Spritzpistole (Airbrushing) zu "malen". Ihre Soloweltreise startete sie 1979 in San Francisco, kaufte sich dort ein Auto und durchquerte auf der Panamericana Mittelamerika. Nach 17 000 Fahrkilometern in Panama gelandet, verkaufte sie ihren Pick-up-Van und heuerte auf einer Motoryacht an.

Über Umwege kam sie nach Asien. Von Bali segelte sie nach Singapur, per Bus und Bahn bereiste sie Malaysia und Thailand. Nach zehn Monaten Weltenbummeln hatte sie den Globus einmal umrundet. Von 1982 bis 1985 lebte sie in Somalias Hauptstadt Mogadischu und war u. a. für die UNESCO tätig.

Bis 2001 arbeitete sie als Grafikerin in Agenturen und Verlagen. Heute lebt Almut Adler als freie Fotografin, Kursleiterin und Autorin in München und leitet "Tipps für Frauen hinter der Kamera".

Es gibt einen Blog zum Thema "Anders fotografieren – Das weibliche Auge".