Mit Perspektive richtig umgehen

Die Perspektive ist eines der wichtigsten Gestaltungsmerkmale in der Fotografie. Dasselbe Motiv kann völlig unterschiedlich wirken, je nachdem welche Perspektive der Fotograf wählt. Achten Sie auf die richtige Perspektive und machen Sie Übungen, um die Fotografie-Tipps zu verinnerlichen.

Das Wort Perspektive wird häufig auch im allgemeinen Sprachgebrauch als Synonym für eine Sichtweise oder Ansicht genutzt: Wer eine andere Meinung hat, sieht die Sache aus einer anderen Perspektive. Diese Gleichsetzung ist nicht falsch. In der Fotografie bestimmt die Perspektive wesentlich den Eindruck, den der Betrachter vom Motiv hat.

Standort bestimmt Perspektive

Die Perspektive eines Fotos wird nicht, wie viele glauben, von der Brennweite bestimmt. Wichtig ist die Position des Fotografen zum Motiv. Der Standort bestimmt die Perspektive, die Brennweite dagegen die Abbildungsgröße und den Bildwinkel.

Die Veränderung der Perspektive durch den Betrachtungsabstand können Sie leicht mit dem eigenen Auge testen. Halten Sie einen Gegenstand, zum Beispiel eine Tasse oder einen Stift, mit ausgestrecktem Arm vor sich. Der Gegenstand scheint ganz normal proportioniert. Halten Sie sich den Gegenstand nun dicht vor das Auge. Der Gegenstand scheint verzerrt. Der nah bei Ihnen liegende Teil wirkt zu groß, zu den entfernteren Ecken verjüngt sich der Gegenstand stark.

Beim Fotografieren kommt es also wesentlich auf den Standort an. Dazu
zählt Ihre Entfernung vom Motiv und die Höhe, aus der Sie es betrachten.
Durch Höhenänderung verändert sich Ihre Perspektive zu einer Auf- oder
Untersicht.

Foto-Tipps: Perspektive suchen

Von Motiven, die Ihnen wichtig sind, sollten Sie auf jeden Fall mehrere Aufnahmen machen. Überlegen Sie, welche Wirkung Sie sich vom Bild erhoffen. Soll das Motiv klein wirken, nehmen Sie Ihr Foto von einem hohen Standpunkt aus auf. Von unten gesehen wirken Objekte dagegen groß und mächtig.

Zur Übung: Versuchen Sie dasselbe Motiv mehrfach zu fotografieren, einmal von einem nahen, einmal von einem fernen Standpunkt aus. Wählen Sie die Brennweite dabei so, dass jeweils die Hälfte oder ein Viertel oder die gesamte Fläche des Fotos von dem Objekt ausgefüllt wird. Bei gleicher Abbildungsgröße und verändertem Standort werden Sie die unterschiedlichen Perspektiven deutlich sehen.

Zum Üben können Sie auch Portraits aufnehmen. Hier werden unterschiedliche Bildwirkungen besonders deutlich, da der Portraitierte sich auf den veränderten Kamerastandort einstellt. Guckt die Person nach oben, weil Sie von einem hohen Standort aus fotografieren, wirkt sie eher klein, verloren oder unwichtig. Lassen Sie die Person jedoch zur Kamera herabblicken, wirkt die Person groß, stark und wichtig.

Nähern Sie sich einem herkömmlichen Objekt aus mehreren Perspektiven. Machen Sie Foto-Serien von fern und hoch bis nah und niedrig. Beim Vergleich der Fotos werden Sie sehen, wie viel Unterschied die Standortänderung macht. Mit ein wenig Übung können Sie bald schon beim Blick durch den Sucher entscheiden, ob die gewählte Perspektive dem Bild guttut.

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