Aufgrund dieser Fakten scheinen in Zeiten der Coronakrise immer mehr junge Menschen die Finanzmärkte für sich zu entdecken, wie eine Studie zeigt.
Immer mehr Deutsche unter 35 Jahren investieren in Wertpapiere
Noch vor wenigen Jahren war die Bundesrepublik als Land der Aktienmuffel bekannt: Vielen war der Handel mit Wertpapieren zu kompliziert, zu risikoreich, zu abgehoben. Das scheint für die jüngere Generation nicht mehr zu gelten, wie eine Studie des Flossbach von Storch Research Institutes in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut GfK herausgefunden hat.
Grundsätzlich wurde das Anlageverhalten von zwei Altersgruppen untersucht: den 18- bis 35-Jährigen und den 36- bis 65-Jährigen. Dabei hat sich gezeigt, dass fast 44 Prozent der jungen Anleger in Zeiten der Coronakrise zum ersten Mal in ihrem Leben in Wertpapiere investiert haben. Von denjenigen, die bereits Aktien besaßen, haben über 38 Prozent weiter in ihr Portfolio investiert. Nur 8,4 Prozent der Aktienbesitzer in dieser Altersgruppe haben ihr Engagement während der Krise heruntergefahren.
Demgegenüber hat sich die ältere Gruppe der befragten Aktienbesitzer wesentlich mehr zurückgehalten. Lediglich zwölf Prozent der 36- bis 65-Jährigen haben im selben Zeitraum zum ersten Mal Aktien gekauft, und 38 Prozent gaben an, dass die Pandemie keine Auswirkungen auf ihr Portfolio gehabt hat. Allerdings haben viele aus der älteren Gruppe in Zeiten von Corona ebenfalls ihre Investitionen in Wertpapiere gesteigert – laut Flossbach-Studie 41 Prozent.
Wie weitere Ergebnisse der Befragung zeigen, haben beide Altersgruppen noch etwas gemein: In erster Linie dient die Geldanlage in Aktien und Fonds dem langfristigen Aufbau eines Vermögens. An der Umfrage nahmen 1.000 Anleger je Altersgruppe teil.
Digitale Affinität fördert den Aktien-Enthusiasmus
Ein Grund für die Börsenbegeisterung junger Anleger dürfte darin liegen, dass sie mit dem Internet aufgewachsen sind. Sie haben keine Schwellenangst, wenn mit dem Smartphone oder Tablet Geld digital angelegt und umgeschichtet werden soll. Zudem treffen sie heutzutage auf junge Startups und Fintech-Unternehmen, deren Angebote sie einfach cool finden.
Banken, Versicherungen und Finanzdienstleistungsunternehmen haben diesen Trend ebenfalls erkannt. Deshalb entwickeln sie zunehmend Applikationen für junge Kundengruppen. Es gibt Apps für den Handel von Aktien, den mobilen Zugriff aufs Bankkonto oder fürs Verwalten von Versicherungspolicen.
Persönliche Finanzberatung ist vielen jungen Sparern wichtig
Dennoch erstaunt eines: Wenn es ums Geldanlegen geht, genießt die persönliche Beratung durch einen Finanzexperten bei jungen Anlegern immer noch ein hohes Ansehen. Eine vom Finanzdienstleister tecis in Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov durchgeführte Erhebung hat ergeben, dass für 60 Prozent der befragten Personen ein persönliches Beratungsgespräch absoluten Vorrang vor anderen Informationsquellen hat.
44 Prozent von ihnen nutzen laut tecis-Umfrage hauptsächlich die Infos vom Finanzberater, bevor sie sich für das eine oder andere Finanzprodukt entscheiden. 34 Prozent erwarten vom Beratungsgespräch eine ganzheitliche, vollständige Beratung durch den Experten. Lediglich 20 Prozent der Befragten informiert sich völlig selbstständig, wenn es um Finanzlösungen für die eigene Geldanlage geht.
In der repräsentativen Studie wurden 5.069 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen 18 und 39 Jahren befragt. Erhebungszeitraum war der November 2020.
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