Was ist der beste Name für mein Kind?

Den richtigen Namen für das Baby finden ist gar nicht so einfach. Hilfreich sind Namensuchmaschinen. Jedenfalls, wenn man sein Kind nicht wie die Top Ten der Vornamen-Hitliste nennen will.

Rücksicht auf die Familie

„Beowulf“, flüstere ich meiner Liebsten zärtlich ins Ohr. „Oder Agamemnon.“ Sofort sitzt sie kerzengerade im Bett. „Spinnst du jetzt total? Ich nenne unseren Sohn doch nicht wie einen antiken Griechen! Außerdem ist ja noch gar nicht klar, ob es nicht doch ein Mädchen wird.““Mmmh,“ gurre ich weiter. „Dann also Edgitha oder Benevolentia.“ Dem ersten Kissen kann ich noch ausweichen, das zweite trifft voll.

Bevor ich noch vor der Geburt zum trennungsbedingt abwesenden Vater degradiert werde, lenke ich ein. „Also Hermann, wie dein Großvater.“ „Bloß nicht“, meint sie, fast besänftigt. Dabei haben wir schon mehrfach über die Namen unserer Vorfahren debattiert. So eine Linie ziehen zu den Altvorderen ist ja ganz nett, zeigt auch Familiensinn. Aber weder müssen wir uns mit einer Erbtante gut stellen, noch einen Betrieb weiterführen, zu dem der Name passen muss. Rücksichten sind also nicht zu nehmen und wir können ganz nach unserem Geschmack auswählen.

Ein guter Klang ist wichtig

Zu altmodisch soll er nicht klingen, auf keinen Fall großdeutsch. Aber auch nicht zu multi-kulti. Aber klangvoll sein soll er. Nicht zu kurzfristig modisch – wer kennt heute schon noch Wencke Myhre, und wer wird sich in zehn Jahren noch an Wilson Gonzalez Ochsenknecht erinnern? Auch allzu bedeutungsschwanger darf es nicht sein, Kassandra oder Kleopatra fallen also aus. Schließlich soll das Kind nicht von vornherein auf einen Lebensweg festgelegt sein. Also werfen wir einen Blick ins Internet.

Es gibt tatsächlich eine Namens-Hitliste: Mia, Emma und Hanna waren 2013 die beliebtesten Vornamen für Mädchen, bei den Jungen lagen Ben, Luca und Paul auf den ersten Plätzen. In Deutschland wird keine amtliche Statistik der Vornamen geführt. Knud Bielefeld, Wirtschaftsinformatiker und Hobby-Namensforscher, hat über 180.000 Geburtsmeldungen aus knapp 450 Kliniken, Geburtshäusern und Standesämtern für seine Stichprobe ausgewertet, wie hier nachzulesen ist. Damit wurden mehr als ein Viertel der 2013 geborenen Babys erfasst.

Kurz ist modern

Offenbar müssen Vornamen heute vor allem kurz sein. Seit Jahren beginnen die beliebtesten mit den Buchstaben L und M, bei Jungen ist ein J am Anfang häufig. Jedoch ist die Verteilung regional sehr unterschiedlich. So hat es zum Beispiel Pepe in Mecklenburg-Vorpommern in die Top Ten geschafft, aber weder im Saarland noch in Nordrhein-Westfalen.

Warum sich Eltern so oft für bestimmte Namen entscheiden, lässt sich aus der Statistik nicht ablesen. Jedoch finden sich auch immer wieder Namen, die für Väter und Mütter in ihrer Jugend wichtig waren, wie Winnetou und Tarzan. Das Namenskundliche Zentrum der Universität Leipzig verweist darauf, dass insbesondere in niedrigeren sozialen Schichten Anklänge an Namen von Stars häufig sind, wie Maddox, Blue oder Summer.

Name und Bildungsweg

Die Namenswahl kann für den Bildungsweg der Kinder durchaus bedeutsam sein. Über Christian Ständer lachen sich alle Partygänger kaputt und Rainer Zuphall ist ebenso leichte Beute für blöde Scherze und ein durchaus willkommener Anlass für Mobbing. Kevin hat es noch schwerer, vor allem bei Lehrern. Dieser Name sei eine Diagnose, war in den letzten Jahren oft zu hören. Dass Lehrerinnen und Lehrer  Namensträgern wie diesem weniger zutrauen, ist jedoch erwiesen. Das Resultat: schlechtere Noten.

Wer die Spitzen-Namen wählt wird damit keine Probleme haben: Es gibt einfach zu viele von ihnen. Auch um die Individualität braucht man sich keine Gedanken zu machen. Nur ein Prozent der Kinder trägt die Nummer-Eins-Hit-Namen.

Also kein Problem mit Ben. Außer, dass ich einen Ben kenne, den ich echt blöd finde. Deshalb versuchen wir es bei einer Vornamen-Suchmaschine, gefunden bei kidsgo.de. Dort kann man die gewünschte Länge des Namens angeben, die ersten beiden Buchstaben, weitere Buchstaben, die unbedingt darin vorkommen sollen, oder den Glücksklick versuchen. Au weia, Hunter wird da für Jungen angegeben, Kundry für Mädchen. Nee, geht gar nicht. Keine Götterbotin und keinen Mittelstürmer, der sich ab und an eine Auszeit am Elfmeterpunkt nimmt.

Aber ein paar ganz gute Hinweise sind doch dabei. Zum Beispiel mit „Be“ als Anfangsbuchstaben. Beltran, ja, das hat was. Oder Belgin, wenn es ein Mädchen wird. Meine Liebste meint jedoch, wir sollten unbedingt noch eine Nacht darüber schlafen. Oder zwei. Und bevor wir ins Traumland abdriften flüstere ich leise in ihr Ohr: „Markwart. Oder Cynthia“.

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