Was Sie über den elektiven Mutismus wissen müssen

Elektiver Mutismus (auch: selektiver Mutismus) ist eine psychische Störung. Die Betroffenen sprechen in bestimmten Situationen oder mit bestimmten Menschen nicht, weil sie nicht dazu in der Lage sind. Im Umgang mit vertrauten Personen und in bekannten Situationen sind Patienten, die an elektivem Mutismus leiden, aber durchaus in der Lage, ganz normal verbal zu kommunizieren.

Ursachen des elektiven Mutismus

Es gibt mehrere Faktoren, die das Auftreten von elektivem Mutismus begünstigen. Dazu zählen insbesondere:

  • Prämorbide Auffälligkeiten
  • Entwicklungsverzögerung
  • Familienpathologie

Der Auslöser ist meist eine Situation, in welcher der Betroffene enormen Druck verspürt. Als Reaktion auf diese extreme Belastung verstummt die Person. Das erklärt auch sehr gut, warum Patienten, die an elektivem Mutismus leiden, mit Freunden und Verwandten meist völlig ungehemmt sprechen können.

Diagnose

Nach DSM-IV müssen folgende Kriterien erfüllt sein, damit elektiver Mutismus vorliegt:

  • Selektives Sprechverhalten: Der Patient spricht nur unter bestimmten Randbedingungen nicht.
  • Die Randbedingungen ändern sich nicht, d. h. der Betroffene kann in bestimmten Situationen mit bestimmten Personen nie sprechen.
  • Es handelt sich nicht um ein kurzfristig auftretendes Verhalten, das nur wenige Wochen andauert.
  • Es gibt keinen anderen Grund, warum der Patient nicht spricht (Sprachstörung, schlechte Sprachbeherrschung etc.)

Differentialdiagnose

Der elektive Mutismus ist besonders schwer zu diagnostizieren, weil viele Menschen gelegentlich oder in bestimmten Situationen nicht dazu in der Lage sind zu sprechen, ohne dass eine Erkrankung vorliegt. Ein typisches Beispiel dafür ist das Lampenfieber, das beispielsweise ein Schüler bekommt, wenn er ein Referat halten muss.

Dabei handelt es sich aber in der Regel nicht um elektiven Mutismus. Wenn ein Kind aus Trotz eine ganze Weile lang nicht spricht, ist das auch keine Krankheit, sondern allenfalls Beharrlichkeit. Ebenso ist auch das Nicht-Sprechen mit bestimmten Personen meist eine freiwillige Entscheidung des Kindes. Beim elektiven Mutismus hat der Betroffene hingegen keine Wahl.

Behandlung des elektiven Mutismus

Beim elektiven Mutismus handelt es sich um ein erlerntes Verhalten, das durch eine Verhaltenstherapie oder auch durch eine Psychoanalyse behandelt werden kann. Häufig ist auch eine familientherapeutische Behandlungen nötig, um die Ursachen der Erkrankung zu reduzieren. Darüber hinaus kann ein sprachheilpädagogischer Ansatz gute Erfolge bringen. In der Regel werden mehrere Behandlungsmethoden parallel eingesetzt.

Umgang mit der Krankheit

Für den Betroffenen und das nahe Umfeld ist elektiver Mutismus mit vielen Alltagsproblemen verbunden. Deswegen sind Eltern gut beraten, Kontakt zu anderen betroffenen Eltern zu suchen. Selbsthilfegruppen und Internetforen sowie Blogs von Menschen, die unter Mutismus leiden, können eine große Hilfe sein. Die gesamte Familie muss dazu bereit sein, einen Beitrag zur Behandlung des elektiven Mutismus zu leisten.

Mehr über Mutismus erfahren Sie im Beitrag Mutismus – Kinder gefangen im Netz des Schweigens.

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