Tagesmutter mit Gütesiegel als gute Alternative zur Kinderkrippe?

Wenige Nationen setzen in der Kindererziehung von Kleinkindern so auf Hausfrauenkompetenz wie die Bundesrepublik Deutschland. Das mag an der Mindestzahl von Krippenplätzen liegen, denn den bundesweit rund 50.000 Krippenplätzen steht eine Anzahl von 313.000 Kleinkindern von allein Erziehenden gegenüber. Die Idee der Tagesmutter soll da Abhilfe schaffen. Aber ist dies eine gute Alternative zur Kinderkrippe?
Die Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) will dieses Dilemma bis zum Jahr 2010 lösen. Innerhalb der kommenden 6 Jahre sollen in der Bundesrepublik Betreuungsangebote für 20% aller Kinder unter 3 Jahren entstehen. Die Tagespflege mit Gütesiegel soll nach Schmidt zu einem Kinderkrippen gleichwertigen Angebot weiterentwickelt werden, bei dem die Tagesmutter eine eigene Qualifizierung absolvieren und diese mittels Zertifikat nachweisen kann.
Kein Vergleich:
Auch die Tagesmutter mit Gütesiegel wird sich kaum mit der Kinderkrippe vergleichen können. Kinderkrippen als eigenständige Institutionen mit pädagogischen Fachkräften, kindgerechten Räumen, anregendem Spielmaterial und fundiertem pädagogischen Konzept bieten verlässliche Öffnungszeiten, verbindliche Betreuungszeiten, eine angenehme Atmosphäre sowie gezielte Förderung der Kinder vor allem im sprachlichen, kognitiven, kreativen, sozialen und motorischen Bereich. In der Krippe werden Defizite der Kinder erkannt, die Eltern werden sowohl beraten als auch in Erziehungsfragen begleitet und es werden regelmäßige Qualitätskontrollen durchgeführt.
Mangelnde Verlässlichkeit der Tagesmutter
Die Qualifizierung von Tagesmüttern beugt zwar in einem gewissen Maße der nicht sachgemäßen Betreuung vor, kann jedoch sicherlich nicht mit einer langjährigen Ausbildung und Berufserfahrung von Fachkräften verglichen werden. Bislang fehlt es deutlich an der Verlässlichkeit dieser Betreuungsform. Bei Erkrankung der Tagesmutter sind Eltern gezwungen, sich kurzfristig Urlaub zu nehmen. Viele Betreuungsverhältnisse enden abrupt in den ersten 6 Monaten, meist weil die Tagesmutter eine andere Arbeit antritt. Dies ist bei einem offiziellen Jugendamtssatz von derzeit 1,50 bis 1,90 Euro pro Kind nicht weiter verwunderlich.