Diagnose und Behandlung von Mutismus – Kosten, Dauer und Co.

Mutismus ist eine komplexe Erkrankung, die nicht leicht zu diagnostizieren ist. Insbesondere Laien können leicht einer Fehleinschätzung unterliegen, gerade bei Kindern. Nach welchen Kriterien erfolgt die Diagnose von Mutismus und wie kann man Mutismus richtig behandeln? Welche Therapie eignet sich? Wie viel kostet die Therapie eigentlich?

Ein schweigsames Kind ist nicht automatisch an Mutismus erkrankt. Ebenso ist ein Kind, das mit vielen Menschen nicht spricht, keineswegs automatisch krank. Es gibt beispielsweise sehr viele Kinder, die überaus schüchtern sind gegenüber Fremden und nur mit vertrauten Personen sprechen. Das ist völlig normal und kein Grund zur Sorge.

Der Kinderarzt ist der richtige Ansprechpartner

Erste Anlaufstelle für Eltern, die bei ihrem Kind ein medizinisches Problem vermuten, ist der Kinderarzt. In vielen Fällen wird der Kinderarzt die Eltern beruhigen können, weil das Kind nicht unter Mutismus leidet.

Hier sind die Kriterien, die laut DSM-IV die Diagnose des Mutismus relevant sind:

  • Das Kind ist in speziellen Situationen unfähig zu sprechen, beispielsweise in der Schule. In anderen Situationen kann das Kind hingegen ganz normal sprechen.
  • Die soziale Kommunikation wird durch die fehlende Sprechfähigkeit negativ beeinflusst.
  • Es handelt sich um ein dauerhaftes Problem, das deutlich länger als einen Monat anhält.
  • Die Unfähigkeit zu sprechen wird nicht durch andere Umstände verursacht, beispielsweise durch mangelhafte Sprachkenntnisse.
  • Es gibt keine andere Kommunikationsstörung, welche die Sprechunfähigkeit erklärt, beispielsweise Stottern. Zudem liegt auch keine psychische Störung vor, die als Symptom eine Sprechunfähigkeit hat, beispielsweise Autismus.

Mutismus liegt nur dann vor, wenn ALLE 5 Kriterien erfüllt werden.

Es gibt verschiedene Formen des Mutismus. Besonders schwierig diagnostizierbar ist der selektive Mutismus, da das problematische Verhalten nur in speziellen Situationen auftritt. Zudem gibt es viele andere mögliche Erklärungen, warum ein Kind in bestimmten Situationen eventuell schweigt. Dahinter muss nicht immer eine psychische Störung stecken.

Therapien

Mutismus ist eine Erkrankung, die mit Sprachtherapie, Psychotherapie und psychiatrischen Methoden behandelt werden kann. Zudem wird gelegentlich auch ein Antidepressivum eingesetzt, um eine Verbesserung der Gesamtsituation zu erreichen.

In der Systemischen Mutismus-Therapie (SYMUT) nach Hartmann werden Verhaltenstherapie und Sprachtherapie kombiniert. Ein ähnliches Konzept bietet die Katz-Bernstein-Therapie. Es gibt auch ganz andere Ansätze, nach denen ein mutistisches Kind gar nicht krank ist und nur dazu ermuntert werden muss, mit anderen Menschen zu kommunizieren. Dieses Konzept ist allerdings sehr umstritten und führt nur selten zu Erfolgen.

Bezahlung der Therapie

Mutismus ist eine anerkannte Erkrankung, so dass in Deutschland die Krankenkassen für die Kosten aufkommen. Im Einzelfall ist es aber sinnvoll, vor der Behandlung genau zu klären, ob eine bestimmte Therapie bezahlt wird. Leider gibt es keine einheitliche Regelung, die für alle Krankenkassen und privaten Krankenversicherungen gilt.

Mehr über Mutismus erfahren Sie im Beitrag Mutismus – Kinder gefangen im Netz des Schweigens.

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