Familienstellen: Vollständigkeit und Zugehörigkeit

Durch Wachstum und Entwicklung entsteht die Vielfalt der Menschheitsfamilie. Beim Familienstellen, wie es besonders von Bert Hellinger eingeführt wurde, können die TeilnehmerInnen sehen, wie jede einzelne Familie dazu beiträgt. Durch Vollständigkeit und Zugehörigkeit aller Familienmitglieder lässt das innere Bild jedes Einzelnen zugleich die zugrunde liegende Einheit erkennen.

Alles, was in diese Welt kommt, entstammt letztlich der Schöpferkraft eines ans Wort gebundenen Gedankens. Wie das Alte Testament über den Anfang erzählt, erschuf Gott zunächst den einen Menschen und aus ihm die Zweiheit, die Dualität von Mann und Frau. Was in Familien zählt und heilt ist Vollständigkeit und Zugehörigkeit.

Was ist Vollständigkeit?
Wenn wir davon ausgehen, dass alles eins ist, ergibt sich selbstverständlich Vollständigkeit. Sie lässt sich aber nicht ohne Weiteres wahrnehmen und erkennen. Vollständigkeit wird erst dadurch sichtbar, dass es Dualität und Beziehungen in Raum und Zeit gibt. Da wir uns zu einer bestimmten Zeit immer nur an einem einzigen Ort aufhalten können, erleben wir uns gesunder Weise unterschiedlich und begrenzt. Dadurch ist Vollständigkeit in einem allgemeinen Sinne kaum je erfahrbar, sondern immer nur erstrebenswert.

Unvollständigkeit wird als Ungleichgewicht erlebt
Auf diesem Hintergrund entwickeln Menschen Wünsche und Bedürfnisse. Alle Wünsche und Bedürfnisse bringen immer wieder mehr derselben hervor, ohne Zufriedenheit oder dauerhaftes Glücksgefühl herbeizuführen. Aufgrund der Vorstellung der Schlange im Paradies, Menschen könnten doch in dieser Welt Vollständigkeit selbst real herstellen, finden die Menschen in ihrem Machbarkeitswahn nicht die oft ersehnte Ruhe.

Begrenzte Erfahrungen helfen
In einer Klassenarbeit kann ein Schüler alle Aufgaben vollständig beantworten und vom Lehrer die höchste Punktzahl zugesprochen bekommen. Auch ein Handwerker erhält Anerkennung, sein Geld und vielleicht eines Tages einen Folgeauftrag, wenn er die vereinbarte Arbeit vollständig abgeliefert hat. Auf diese Weise sind uns allen immer wieder, wenngleich begrenzte, aber doch wertvolle Einheitserfahrungen geschenkt.

Die Familie als Erfahrungsraum
Zum Leben und zur Familie gehört stets ein Kommen und Gehen von Angehörigen, wie Bert Hellinger in seiner denkwürdigen Geschichte "Der Kreis“ eindrucksvoll dargestellt hat. Verluste gehören zu unserem Schicksal, dem wir unterworfen sind. Deswegen kann eine Familie real nie vollständig sein.

Vollständigkeit und Zugehörigkeit im inneren Bild
Familienstellen und das Genogramm helfen, im inneren Bild unsere Familie vollständig darzustellen und zu betrachten. Jeder gehört an seinem Platz dazu. Insbesondere kann der jeweilige Auftraggeber seinen eigenen Platz wahr- und einnehmen, um sich von dort aus so kraftvoll wie möglich seinen Aufgaben zu widmen.

Dies geht mit der Freude und dem Glück der Einswerdung, einer Erfahrung von Einheit als Quelle heilender Kraft einher.