Familienstellen: Überblick

Familienprobleme? Beziehungsprobleme? Familienstellen trägt auf vielfältige Weise dazu bei, gute Lösungen zu finden.

Während Familienstellen anfangs (vor etwa 30 Jahren) dazu diente, bewusst werden zu lassen, worum es in einer Beziehung geht, oder die Ordnung im System sichtbar werden zu lassen, trägt es inzwischen auf vielfältige Weise dazu bei, Ressourcen zu entdecken und gute Lösungen zu finden. Bei dieser Arbeit haben sich regelmäßig Themenbereiche gezeigt, die hier im Überblick vorgestellt werden.

Familienstellen: Das Leitthema
Probleme in Familien und in Beziehungen entstehen aufgrund unerfüllter Wünsche und Bedürfnisse. Daraus erwachsen unter Umständen Vorwürfe, die von einem einzelnen Mitglied erhoben werden. Sie beruhen auf dem Gefühl, dass etwas fehlt, auf der "Illusion des Mangels“ wie z. B. Neale Donald Walsch und Günter Kieser (in "Wunschlos glücklich“) beschrieben haben.

Wann immer eine Unzufriedenheit in einem System besteht, handelt es sich um ein Ungleichgewicht, wie auch Olaf Jacobsen ("Das freie Familienstellen“) beschreibt. Vier Bereiche, in denen eine derartige Dysbalance vorkommen kann, werden hier im Überblick und in den folgenden Artikeln der Serie ausführlicher dargestellt.

Familienstellen 1. Bereich: Leiblichkeit und Bindung
Wenn Sie sich dem Leben auf dem Hintergrund von Spiritualität zuwenden, gehen Sie davon aus, dass gilt: "Alles ist eins!“. Dieser Satz lässt sich aber nur aussprechen, weil wir als Menschen Worte zur Verfügung haben, die uns erlauben, die Außenperspektive eines Beobachters einzunehmen.

Beobachter und beobachtetes Objekt stehen in einer Beziehung. Um diese wahrnehmen, fühlen, bedenken, auswählen und entsprechend handeln zu können, brauchen wir den Körper. Den Körper bezeichnen wir nicht selten ein von uns selbst getrenntes, mechanisch funktionierendes Werkzeug, das wir besitzen. Betrachte ich mich jedoch als mit mir selbst, meinen Mitmenschen und meiner Umwelt bewusst verbunden, so nenne ich ihn "Leib“ und spreche von "leiblicher Bindung“.

Familienstellen 2. Bereich: Vollständigkeit und Zugehörigkeit
Schüler und Lehrer wie auch Kunde und Handwerker sind gleichermaßen zufrieden, wenn der Auftrag vollständig erfüllt ist. Dann sind alle Teile, die dazu gehören, vorhanden. Der Schüler darf mit einer guten Note und der Handwerker mit vollständiger Bezahlung rechnen.

Auch Familien und Beziehungen funktionieren dann gut und alle fühlen sich darin wohl, wenn das innere Bild des Systems vollständig ist und alle dazu gehören dürfen.

Das zeigt sich beim Familienstellen häufig durch die Zufriedenheit aller Stellvertreter am Ende einer Aufstellung.

Familienstellen 3. Bereich: Ausgleich von Geben und Nehmen
Beziehungen zwischen Erwachsenen und insbesondere Paarbeziehungen leben von der Ebenbürtigkeit. Ein gerechter Ausgleich zwischen Geben und Nehmen findet statt. Wie Bert Hellinger immer wieder eindrücklich gezeigt hat, kehrt Frieden ein, wenn man einem Gegner etwas weniger heimzahlt, als man durch ihn erlitten hat. Umgekehrt wächst die Liebe, wenn man seinem Partner etwas mehr des Guten gibt, als man zuvor von ihm bekommen hatte.

Kinder empfangen durch ihre Eltern das Leben. Sie sind aber außerstande, ihnen Gleichwertiges zurück zu geben. Das Familienstellen trägt auf dieser Beziehungsebene dazu bei, das Leben mit Dankbarkeit anzunehmen, um etwas Gutes daraus zu machen.

Familienstellen 4. Bereich: Ursprungsordnung
Die menschlichen Beziehungen in unserem Erdendasein sind eingebettet in Raum und Zeit. Wahrscheinlich kennen Sie alle das Sprichwort: "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst!“ Auch in Betrieben gilt häufig, dass die Mitarbeiter, die als letzte eintraten, zuerst mit einer Kündigung rechnen müssen. Auch in Familiensystemen gilt, dass die Früheren zeitlich Vorrang vor den Späteren haben. 

Allerdings hat das jeweilige Gegenwartssystem, in dem das Leben weitergegeben werden kann, Vorrang vor dem Herkunftssystem. Das zeigt sich beim Familienstellen und auch im Genogramm, einer dem Stammbaum ähnlichen bildlichen Darstellung der Familie.

Resümee
Wie Sie gesehen haben, hängen Ordnungen in Familien und Beziehungen mit der Reihenfolge ihrer Mitglieder zusammen. Im Genogramm und beim Familienstellen werden sie aufgezählt, so dass jeder Teil des Ganzen ist, aber auch seinen einmaligen, unverwechselbaren Platz einnimmt. Von dort aus kann er sein eigenes Leben am besten kraftvoll gestalten und seine Lebensaufgaben bewältigen. Weitere Details erfahren Sie in den 4 folgenden Artikeln.