Achtung Zeugnis: Wenn das Zeugnis wie erwartet gut ist

Zu Ferienbeginn erhalten Schüler ihr Zeugnis. Auch gute Schulnoten haben einen Einfluss auf die Stimmung in den Familien. Wie kann man mit Erfolgen angemessen umgehen.

Wenn Schüler mit ihrem Zeugnis nach Hause kommen und die Schulnoten in erfreulichen Bereichen liegen, sollte einer ungetrübten Ferienstimmung nichts mehr im Wege stehen, könnte man meinen. Ein dickes Lob wäre in diesem Fall natürlich angesagt. Die meisten von uns halten das hoffentlich für selbstverständlich. Aber so selbstverständlich ist die Sache vielleicht doch nicht. Immerhin hielt es die Zeitschrift Focus Schule vor einiger Zeit für nötig, die Frage nach dem Lob als Hauptthema eines Heftes zu wählen.

Zeugnis als Anlass zur Freude
Kinder freuen sich über gute Zeugnisse auch wenn sie manchmal, mit zunehmendem Alter auch öfter, eine gewisse Gleichgültigkeit demonstrieren. Eltern sollten auf   solche Demonstrationen nicht hereinfallen. Lassen Sie Sich nicht davon abhalten, über ein gutes Zeugnis Freude zu zeigen. Freude kommt im Alltag leider viel zu kurz und deshalb sollte jeder Anlass genutzt werden, Freude auszudrücken und zu zelebrieren. Dabei geht es mehr um Gesten als um Materielles.  

Nehmen Sie also gute Schulnoten ruhig zum Anlass, sich mit ihrem Kind gemeinsam zu freuen, den Erfolg zu betonen und ein wenig von der Zukunft zu träumen. Dabei ist es natürlich ganz wichtig, dass das Kind von seiner Zukunft träumt. Vermeiden Sie unbedingt, Ihre Vorstellungen von der möglichen Karriere Ihres Kindes zu stark einzubringen. Frühe Festlegungen verhindern eventuell Entwicklungen. Ein fröhliches Traumstündchen beim Feiern der Erfolge kann sehr viel Freude machen.

Das Zeugnis sachlich besprechen
Auch wenn kein Beratungsgespräch nötig ist, wird es hilfreich sein, über die einzelnen Schulnoten zu reden. Das passiert erfahrungsgemäß mit guten Schülern viel zu wenig. Ein einfaches Hinnehmen der Zeugnisse, etwa mit der Bemerkung "Das habe ich von dir ja gar nicht anders erwartet", kann von den Kindern als Nichtanerkennung ihrer Leistungen empfunden werden. Aber es ist eine Leistung, ein gutes Zeugnis zu haben, selbst, wenn einem Menschen die Dinge, wie man so sagt, zufallen.

Leider bemerken das manche Eltern erst, wenn eine Leistungsverweigerung oder andere Probleme auftreten. Damit es gar nicht erst soweit kommt, sprechen Sie mit Ihrem Kind. Vielleicht erfahren Sie dabei, dass es gar nicht einfach ist, in unserer Gesellschaft "gut" zu sein.

Mitschüler, die sogenannte Streber ausgrenzen, Lehrer, die unter dem Vorzeichen der Chancengleichheit scheinbar andere, meist schwächere Schüler bevorzugen, oder Lehrer, die zu häufig die Leistungen ihrer besten Schüler als Ansporn für die anderen hervorheben, mit all diese konkreten oder auch nur gefühlten Schwierigkeiten haben gute Schüler zu kämpfen und es tut ihnen einfach gut, darüber sprechen zu können.

Zeugnis als Basis für individuelle Möglichkeiten
Überlegen Sie mit ihrem Kind, ob das gute Zeugnis nicht nur einen persönlichen Erfolg aufzeigt, sondern, dass es auch eine gewisse Verantwortung mit sich bringen könnte. Wie kann der Einzelne mit seinen Gaben auch für andere eine Hilfe sein? Besonders ältere Schüler sind beliebte Nachhilfelehrer. Altersmäßig stehen sie Mitschülern näher als Erwachsene und können sich so oft auch besser in die Problematik ihrer Nachhilfeschüler hinein versetzen.

Manchmal ist es auch hilfreich, dass der ein oder andere Lehrer mit seinen Eigenheiten beiden bekannt ist. So kann ein guter Schüler anderen helfen, eine Verbesserung der Schulnoten zu erreichen. Allerdings ist das nicht uneigennützig. Ich denke jetzt nicht an die Aufbesserung des Taschengeldes. Ganz nebenbei passiert ein Wiederholen der Lerninhalte, die eine Festigung des eigenen Wissens mit sich bringt.

Außerdem kann der Schüler auf diesem Weg die wichtige Kompetenz erlangen, sein Wissen verständlich zu vermitteln. Dazu findet sich im normalen Schulalltag selten Zeit und Gelegenheit. Verstehen Sie ein Zeugnis doch einfach als wichtiges Hilfsmittel, Stärken und Kompetenzen zu erkennen und zu entwickeln.

Mit dem Zeugnis einen Schlusspunkt setzen
Wenn alles besprochen ist, setzen Sie einen Schlusspunkt. Ob Ihr Kind auf Ihre Vorschläge eingeht, sollten Sie ihm selbst überlassen. Auch gute Schüler kann man überfordern und auch das kann zu Schwierigkeiten führen. Darum sind ein ehrliches Lob und eine sichtbare Anerkennung, die auch finanzieller oder materieller Art sein kann, eine gute Sache, mit der Sie Ihre Freude kund tun. Legen Sie dann das Zeugnis beiseite und genießen Sie mit ihrem Kind die freie Zeit, die vor ihnen liegt.