Wenn Kinder plötzlich ein Piercing wollen

Piercings und Tätowierungen sind momentan bei Jugendlichen sehr beliebt. Aber darf sich eine 11jährige schon piercen lassen? Es ist verständlich, wenn Kinder eine aktuelle Modeerscheinung mitmachen möchten, um in ihrer Clique in zu sein. Trotzdem sollten Eltern nicht alles erlauben. Mit etwas Fingerspitzengefühl und unseren Tipps gelingt es Ihnen, sich mit Ihren Kindern zu verständigen.

Kinder wollen mit Piercings auffallen

An bestimmte Modetrends erinnern sich sicher auch noch die Eltern. Plötzlich trugen alle einen Parka oder bestimmte Sportschuhe. Wer diese Trends nicht mitmachen konnte, war schnell außen vor. Gerade in der Pubertät sind Kinder noch sehr unsicher. Nicht mehr die Meinung der Eltern zählt sondern die Beurteilung der Altersgenossen. Vielen Kindern mangelt es noch an Selbstvertrauen, um nicht im Strom der anderen mitzuschwimmen.

Auf der anderen Seite bieten außergewöhnliche Outfits die Möglichkeit, sich schrill und auffallend von den anderen abzusetzen. Beide Tendenzen sind typisch für die Pubertät, und Eltern müssen darauf achten, dass diese Aktionen keine bleibenden Schäden hinterlassen.

Sind Piercings für Kinder gefährlich

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hält Piercings und Tätowierungen für bedenklich und fordert ein gesetzliches Verbot dieser Eingriffe bei Minderjährigen. Sie können Entzündungen, Verletzungen und andere Komplikationen wie Allergien hervorrufen. Diese Probleme entstehen vor allem nach dem Besuch eines unsauber arbeitenden Studios, in dem die Hygienevorschriften nicht beachtet werden. Wenn Piercings allerdings in einem professionellen Studio eingesetzt werden, kann das Risiko erheblich minimiert werden.

Mögliche Komplikationen durch Piercings

  • Die Stelle kann anschwellen, es können Blutergüsse entstehen. Narben oder dicke Verwachsungen können folgen.
  • Teillähmungen im Gesicht sind möglich, wenn ein Nerv verletzt wird.
  • Zungenpiercings können die Zähne, Zahnschmelz und das Zahnfleisch beeinträchtigen. Manchmal führt das Zungenpiercing zum Lispeln, deshalb sollte der Piercingstift nicht zu lang sein.
  • Eine Schwellung beim Zungenpiercing beeinträchtigt die Atmung.
  • Ein Bauchnabelpiercing ist für Kinder nicht zu empfehlen. Es dauert ein ganzes Jahr, bis es vollständig verheilt ist. Durch die Nähe zu den Eierstöcken kann eine Infektion kompliziert verlaufen.
  • Bei manchen Piercings zum Beispiel an den Augenbrauen können sichtbare Narben zurückbleiben, die mit der Zeit allerdings verblassen.

Ab wann kann ein Kind sich piercen lassen

Für ein Piercing oder eine Tätowierung brauchen Jugendliche unter 18 Jahren die Einwilligung der Eltern. Hier ist es also den Eltern überlassen, wie sie den Wunsch des Kindes bewerten. Zunächst sollten Eltern gelassen bleiben und ihren Widerwillen nicht zu deutlich zeigen. Finden Sie den Grund für das Piercing heraus: Ist es nur eine vorübergehende Laune oder steckt ein echter Herzenswunsch dahinter.

Manchmal sind Moden auch kurze Zeit später schon wieder out, zum Beispiel das so genannte Arschgeweih-Tatoo. Wenn Sie mit Ihrem Kind eine Liste der Vor- und Nachteile aufstellen, kommen Sie ins Gespräch und stupsen zugleich ihr Kind an, sich seinen Wunsch noch einmal zu überlegen. Bleibt Ihr Kind standhaft, dann sollten Sie zustimmen, wenn Sie nicht schlüssige Gegenargumente liefern können. Bieten Sie an, Ihr Kind bei der Auswahl des Studios zu helfen und es auf Wunsch auch zu begleiten.

Bei Jugendlichen ab 16 Jahren können Eltern einem Piercing nach reiflicher Überlegung zustimmen. Jüngeren Kindern bieten Sie stattdessen eine Wartezeit von einem Jahr an. Wenn es sich danach immer noch ein Piercing wünscht, darf es sich eines stechen lassen. Im Gegensatz zu Tätowierungen lassen sich Piercings leicht entfernen, die Löcher wachsen etwas zu und sind in der Regel kaum sichtbar. Eine Tätowierung ist dauerhaft und lässt sich nur schmerzhaft per Laser wieder entfernen. Darüber sollte Ihr Kind selber entscheiden, wenn es volljährig ist.

Das richtige Studio für Piercings

  • Erklären Sie Ihrem Kind, wie wichtig die Hygiene beim Piercing ist. Es sollte sich ein seriöses Studio aussuchen und um Piercing-Partys oder Ständen auf Märkten einen weiten Bogen schlagen.
  • Ein gutes Studio ist hell, sauber und hat abtrennte Behandlungsbereiche.
  • Seriöse Spezialisten nehmen sich Zeit und beraten ihren Kunden: Welcher Schmuck passt zu welchem Körperteil und welche Risiken sind mit dem jeweiligen Piercing verbunden.
  • Wichtig ist ein Sterilisationsgerät, denn nach jedem Kunden müssen die Instrumente sterilisiert werden.
  • Der Spezialist muss vor dem Piercen die Hände waschen und Latexhandschuhe anziehen.
  • Der Piercing-Schmuck muss steril verpackt sein.
  • In den ersten 3 Monaten dürfen nur die Gesundheitsstecker getragen werden. Sie bestehen aus nicht zersetzbaren Materialien wie chirurgischem Stahl oder Titan.
  • Der Piercer sollte auch genau über die Nachsorge informieren. Das betrifft auch das Reinigen des Schmucks.
  • Es sollte ein Nachsorgetermin angeboten werden.

Sorgfältige Körperpflege bei Piercings

Die gepiercte Stelle 2 x täglich mit einer antibakteriellen Seife waschen. Rückstände auf dem Schmuck reinigen Sie mit Salzwasser. Denken Sie auch daran, dass frische Piercings nicht mit Wasser in Berührung kommen dürfen. Ein Piercing während der Freibadsaison ist nicht so günstig.

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