Spielerisch den Tastsinn bei Kindern fördern

Zu einer gesunden Entwicklung bei Kindern gehören auch die vielfältigen Sinneswahrnehmungen. Fühlen, Berühren und das Ertasten von Strukturen zeichnen den Tastsinn aus. Viele Erlebnisse mit den Sinnen erleben Kinder im Spiel, aber oft sind die Spielwelten zu eingeschränkt. Unsere Tipps zeigen Eltern, wie sie die Wahrnehmung bei Kindern erfolgreich fördern.

Die Sinneswahrnehmungen

Zu den wichtigsten Körpererfahrungen eines Kleinkindes gehört die Entdeckung der Sinne. Diese sind schon beim Baby vorhanden, allerdings lernt es erst im Lauf der Zeit bewusst damit umzugehen. Denn fast jede Bewegung oder Aktion ist ein komplexes Zusammenspiel von mehreren Sinneswahrnehmungen. Wer sich zum Beispiel bewegt, koordiniert Sehen, Bewegen und Gleichgewicht halten.

Heutzutage stehen Kindern oft sehr einseitige Spielmöglichkeiten zur Verfügung. Als Folge weisen viele Kinder motorische Defizite auf. Es fällt ihnen zum Beispiel schwer, auf einem Bein zu hüpfen. Auf der anderen Seite werden die Seh- und Hörsinne durch übermäßigen Fernseh- und PC-Konsum regelmäßig überfordert. Für die gesunde Entwicklung Ihres Kindes ist es jedoch wichtig, alle diese Sinne gleichermaßen anzuregen.

Die Sinne:

  • Sehen (Augen)
  • Hören (Ohren)
  • Riechen (Nase)
  • Schmecken (Zunge)
  • Tasten/Fühlen (Haut)

Der Tastsinn

Die so genannte taktile Wahrnehmung bezeichnet alle Empfindungen, die über die Haut aufgenommen werden. Durch Berührungen findet das Kind heraus, wie die Oberfläche von Dingen beschaffen ist: Ein Bart ist kratzig, Seide weich und eine Rutsche glatt. Außerdem fühlt es Unterschiede in der Temperatur und in der Feuchtigkeit. Auch Druck und Schmerz gehören zum Tastsinn. Indem Sie die taktile Wahrnehmung fördern, helfen Sie Ihrem Kind, die Eindrücke einzuordnen und zu verstehen. Dadurch lernt das Kind seinen Körper genau kennen.

Die Entwicklung des Tastsinns

Schon das ungeborene Baby nimmt im Mutterleib über seine Haut Berührungen wahr, zum Beispiel mit der Gebärmutterwand. Deshalb ist der Tastsinn bei Babys gut entwickelt. Allerdings dauert es noch rund sechs Jahre, bis die Reize so schnell wie bei einem Erwachsenen weitergeleitet werden. Babys und Kleinkinder brauchen etwas mehr Zeit, um etwas über den Tastsinn wahrzunehmen. Und es dauert wiederum Zeit, bis sie die Informationen verstehen und darauf reagieren können.

Den Tastsinn fördern

Berührungen stärken die körperliche und auch seelische Entwicklung Ihres Kindes. Vor allem Kuscheln, Streicheln und Umarmungen schenken Babys und Kindern emotionale Sicherheit. Die folgenden Vorschläge lassen sich leicht in den Alltag integrieren. Auf diese Weise fördern Sie spielerisch die Wahrnehmung des Tastsinns. Durch die vielfältigen Erfahrungen lernen Babys und Kinder, wie sensibel die Haut selbst auf kleinste Berührungen reagiert.

  • Jeder Alltagsgegenstand – ohne scharfe Kanten – ist für Babys ein spannendes Erlebnis. Runde Kochlöffel, dicke Holzklötze oder Handtücher werden nicht nur mit den Händen ertastet sondern auch mit Wonne in den Mund gesteckt. Denn beim Baby ist der Tastsinn von Zunge, Lippen und Gaumen besonders gut entwickelt.
  • Mit den Händen vorsichtig über die Haut streicheln. Wo ist die Haut besonders weich, wo ist sie etwas fester, z. B. unter den Fußsohlen.
  • Die Haut mit einer Lupe anschauen. Entdecken die Kinder die feinen Rillen an den Fingerkuppen. Der Fingerabdruck eines jeden Menschen ist unterschiedlich. Drücken Sie und Ihr Kind einen Finger auf ein Stempelkissen und dann auf ein Stück Papier. Vergleichen Sie die Fingerabdrücke.

Weitere Möglichkeiten den Tastsinn Ihres Kindes zu fördern

  • Berühren Sie und Ihr Kind mit den empfindlichen Fingerkuppen unterschiedliche Materialien. Handschmeichler aus Stein oder Holz liegen besonders angenehm in der Hand.
  • Massieren Sie Ihr Kind mit unterschiedlichen Materialien wie Samtstoff, Frottierhandtuch, kaltem Löffel oder Igelball.
  • Ihr Kind wickelt sich in eine Decke ein. Bekommt Ihr Kind Platzangst, helfen Sie ihm schnell aus der Decke heraus.
  • Sie und Ihr Kind kitzeln sich zuerst selber unter dem Fuß. Das ist nicht kitzelig. Jetzt kitzeln Sie sich gegenseitig, aber nur so lange, bis der andere den Fuß wegzieht.
  • Im Sand und Matsch buddeln oder mit Fingerfarben malen fördert den Tastsinn.
    Hände oder Füße können im Sand eingebuddelt werden.

Werden Sie kreativ!

  • Pusten Sie Seifenblasen. Es kitzelt, wenn die Seifenblasen die Haut berühren und zerplatzen.
  • Barfuss über den Teppich und die Fliesen im Bad gehen.
  • Barfuss über kitzeliges Gras oder ein Stoppelfeld laufen.
  • Den Regen oder Sonnenstrahlen auf der Haut fühlen.
  • Die Rinde eines Baumes abtasten.
  • Den Arm in den Kühlschrank halten. Bei Kälte bildet sich eine Gänsehaut.
  • Auch die Zunge ist ein Tastinstrument. Ihr Kind schließt die Augen und Sie geben ihm einen Buchstaben- oder Zootierekeks auf die Zunge. Kann Ihr Kind die Form mit der Zunge ertasten, bevor sich der Keks auflöst.

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