So helfen Sie Ihrem Kind, im Ferienlager das Heimweh zu überwinden

Viele Kinder lieben die aufregende Zeit im Ferienlager. Doch selbst ein liebevolles Betreuerteam ist kein Garant gegen plötzlich auftretendes Heimweh. Eltern stehen jetzt vor der Frage, ob Sie Ihr Kind zum Bleiben überreden oder nach Hause holen. Versuchen Sie, einen ruhigen Kopf zu bewahren und diese Tipps umzusetzen.

Bei Freunden übernachten

Hat ein Kind noch nie getrennt von den Eltern übernachtet, ist es schnell im Ferienlager überfordert. Probieren Sie vorher aus, ob Ihr Kind Heimweh hat, wenn es zum Beispiel bei Freunden oder Verwandten übernachtet. Fühlt sich Ihr Kind bei diesen Übernachtungen unwohl, dann ist es noch nicht reif für Ferien ohne Eltern. Verzichten Sie vorerst auf diese Reisen und versuchen Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes zu stärken. Hilfreich sind kleine Aufträge oder Einkäufe, die Ihr Kind alleine erledigt. So lernt es, sich von den Eltern zu lösen und den eigenen Fähigkeiten zu vertrauen.

Kurzaufenthalte im Ferienlager

Fördern Sie Ihr Kind behutsam und entscheiden Sie sich anfangs für ein Wochenend-Ferienlager. Ein kurzer Aufenthalt mit ein oder zwei Nächten ist überschaubar. Selbst wenn bei Ihrem Kind Heimweh auftritt, kann es dieses selber überwinden. Es weiß ja, dass es bald wieder nach Hause fährt. Und beim nächsten spannenden Spiel hat es sein Heimweh schon vergessen. Diese Lernerfahrung hilft Ihrem Kind, seine Gefühle besser einzuschätzen. Es weiß jetzt, Heimweh ist schlimm, aber es geht auch wieder vorbei.

Warum haben Kinder Heimweh?

Fast alle Kinder freuen sich auf die Zeit im Ferienlager. Trotzdem kann jedes Kind Heimweh bekommen. In den meisten Fällen vermisst das Kind nicht direkt die Eltern, sondern es kommt mit den neuen Umständen nicht zurecht. Vielleicht mag es die strengen Regeln nicht oder das Kind fühlt sich in der Gruppe nicht wohl. Vielleicht gab es auch einen Streit mit einem Kind oder der Aufenthalt im Ferienlager ist nicht so spannend wie erwünscht. Vor diesen negativen Erfahrungen können Sie Ihr Kind nicht schützen.

Betreiben Sie Ursachenforschung

Bleiben Sie entspannt, wenn Ihr Kind weinend aus dem Ferienlager anruft. Als Erstes versuchen Sie die Gründe für den Stimmungswandel herauszufinden. Wahrscheinlich ist sich Ihr Kind selber nicht darüber im Klaren, was los ist. Fragen Sie, welche Kinder es nett findet und welche nicht, welche Aktivitäten toll waren und welche Ihrem Kind gar nicht gefielen. Mit etwas Glück zeichnet sich schon im Gespräch ab, weshalb Ihr Kind leidet. Ermutigen Sie Ihr Kind, sich den Betreuern anzuvertrauen. Diese sind gut geschult und finden rasch eine Lösung.

Kontaktieren Sie die Betreuer

Auch wenn Sie den Grund für das Heimweh kennen, sprechen Sie unbedingt zusätzlich mit den Betreuern. Diese sind in der Regel erfahren genug, um die Situation einschätzen zu können. Für Eltern ist es wichtig zu hören, dass es dem Kind gut geht und es sich mit Freude an den Aktionen beteiligt. Wahrscheinlich ist der Anflug von Heimweh bald ausgestanden. Vereinbaren Sie auf jeden Fall ein weiteres Telefonat am nächsten Tag, um zu klären, ob sich Ihr Kind wieder beruhigt hat.

Ich will nach Hause

Nicht immer schaffen es die Betreuer, das heimwehkranke Kind zu beruhigen. Unterdrücken Sie trotzdem den ersten Impuls, Ihr weinendes Kind sofort nach Hause zu holen. Schlagen Sie eine Überwindungsstrategie vor, zum Beispiel: „Morgen findet die tolle Nachtwanderung statt, die mach doch noch mit.“ Oder: „Schlaf noch eine Nacht, vielleicht geht es Dir morgen besser.“ Wenn Ihr Kind das Heimweh am nächsten Tag immer noch nicht überwunden hat, holen Sie es ab. Dann ist es noch nicht reif für ein Ferienlager.

Denken Sie immer daran, Heimweh ist ein starkes Gefühl, dass sich nicht mit logischen Erklärungen lindern lässt. Wenn Sie Ihr weinendes Kind im Ferienlager lassen, wird es nicht resistent gegen Heimweh. Liebeskummer schmerzt ja auch nicht weniger, nur weil jemand oft diesen Gefühlen ausgesetzt ist.

Tipps gegen Heimweh

  • Zeigen Sie Ihrem Kind nicht, wie schwer Ihnen der Abschied fällt. Seien Sie fröhlich und teilen Sie Ihre Sorgen erst nach der Abfahrt mit den anderen Müttern.
  • In das Gepäck Ihres Kindes gehört ein Kuscheltier oder Schmusetuch, eben etwas Vertrautes, was den Kindern ein Gefühl der Geborgenheit verleiht.
  • Fährt Ihr Kind zum ersten Mal in ein Ferienlager, kennt es den Ablauf noch nicht. Informieren Sie sich bei dem Veranstalter, wie der Aufenthalt strukturiert ist. Ihr Kind ist dann nicht überrascht, wenn es Aufgaben wie Kochen oder Abwaschen übernehmen muss.
  • Wenn Kinder mit einem Freund oder einer Freundin in das Ferienlager reisen, ist das Heimweh gleich viel kleiner.
  • Besprechen Sie mit Ihrem Kind, dass es sich bei Problemen unbedingt an die Betreuer wendet. Diese wissen oft den besten Rat.
  • Sprechen Sie das Thema Heimweh vor der Reise an. Überlegen Sie gemeinsam, wie Ihr Kind darauf reagiert, zum Beispiel mit den anderen Kindern sprechen oder einfach eine Nacht darüber schlafen oder sich durch Aktivitäten ablenken.
  • Kleine Kinder habe kein Zeitgefühl. Geben Sie Ihnen einen Kalender mit, auf dem es die Tage ausstreichen kann. Gestalten Sie den Kalender selber und schreiben Sie für jeden Tag einen Witz auf.
  • Handys sind in vielen Ferienlagern nicht gern gesehen. Betreuer finden, dass Telefonate mit Eltern bei den Kindern Heimweh hervorrufen. Das mag für einige Kinder stimmen, andere brauchen dagegen das tägliche Telefonat. Telefonieren Sie möglichst morgens mit Ihrem Kind, dann liegt ein aufregender Tag vor ihm. Abends tritt viel schneller Sehnsucht nach zu Hause auf.
  • Wenn Ihr Kind stark an Ihrem abendlichen Ritual hängt, ist es sinnvoll, sich für die Zeit im Feriencamp eine Alternative zu überlegen. Zum Beispiel nimmt Ihr Kind sein Lieblingsbilderbuch mit oder es schreibt oder malt abends in sein Reisetagebuch. Vielleicht gestalten Sie auch ein kleines Büchlein mit Rätseln und Witzen.

Lesen Sie auch meinen Artikel „So gestalten Sie ein persönliches Reisetagebuch“.

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