Patchwork-Familie: So werden Sie liebevolle Stiefeltern

Beziehungen, in denen mindestens ein Elternteil ein oder mehrere Kinder aus früheren Bindungen mitbringt, heißen Stieffamilien. Durch Märchen wie Aschenputtel ist dieser Begriff negativ besetzt und deshalb hat sich im Sprachgebrauch der heitere Name Patchwork-Familie durchgesetzt. Aber nach wie vor ist es sehr schwierig, sich mit den Kindern des Partners zu arrangieren. Dieser Beitrag hilft Ihnen, dieses komplizierte Beziehungsgeflecht besser zu meistern.

Eine neue Beziehung

Egal ob die alte Partnerschaft durch Tod, Scheidung oder Trennung beendet wurde, alle Beteiligten einschließlich der Kinder müssen diesen Bruch erst einmal verarbeiten.

Psychologen empfehlen, erst einmal in Ruhe die gescheiterte Beziehung zu verarbeiten. Dabei ist es jedem selber überlassen, wie kurz oder lange er für diesen Prozess braucht.

Das prominente Beispiel Franz Müntefering zeigt, dass auch eine kurze Trauerphase gesellschaftlich akzeptiert wird. Wer einen neuen Partner egal nach wie langer oder kurzer Phase des Alleinlebens findet, sollte sich ganz einfach über sein Glück freuen.

Kinder brauchen Zeit

Die eigenen Eltern sind für Kinder egal welchen Alters ein sicherer Ankerplatz der Geborgenheit. Auch wenn sie die vielen Streitereien mitbekommen und vom Verstand her begreifen, dass die Eltern sich nicht mehr vertragen, tief in ihrem Herzen wollen sie immer nur mit beiden Elternteilen zusammenleben.

Kinder brauchen einfach ganz viel Zeit, um eine Trennung zu verkraften. Oft reagieren sie sehr emotional, sind aggressiv, traurig oder verschlossen. Es ist ganz wichtig, dass die Kinder ihre Gefühle ausleben dürfen, denn nur so können sie sich weiter entwickeln und letztendlich gestärkt aus der Situation hervorgehen. Eltern sollten mit sehr viel Geduld auf ihre Kinder eingehen, dann überstehen sie die Trennung unbeschadet.

Wie Kinder den neuen Partner sehen

Wenn Sie sich in einen neuen Partner verliebt haben, schweben Sie vermutlich auf Wolke sieben. Ein schönes Gefühl, aber gehen Sie bitte nicht davon aus, dass ihre Kinder diese Sichtweise teilen.

Tatsächlich ist der neue Partner für die Kinder zuallererst Konkurrenz zum Vater oder zur Mutter. Es muss wohl nicht erst erwähnt werden, dass Sie bei diesem Vergleich chancenlos schlecht abschneiden. Außerdem wollen die Kinder die Liebe des Elternteils nicht mit den in ihren Augen überflüssigen Familienzuwachs teilen. Also reagieren sie mit Ablehnung und sind ausgesprochen unhöflich.

Patchwork-Familien brauchen Geduld

Viele Patchwork-Familien scheitern an dem zu hohen Erwartungsdruck. Tappen Sie bitte nicht in die Harmoniefalle! Es braucht sehr viel Zeit und Geduld, bis sich eine neue Familie findet. Streitereien und Enttäuschungen gehören wie überall im Leben dazu.

Viele Patchwork-Familien scheitern, weil sich die Eltern von ihren Kindern zwischen die Fronten drängen lassen. Wenn die Kinder den Partner ablehnen, meinen viele sich zwischen der neuen Liebe und den Kindern entscheiden zu müssen. Tatsächlich müssen die Kinder den neuen Partner nicht sofort heiß und innig lieben. Ihre Skepsis ist durchaus verständlich. Also bedrängen Sie Ihre Kinder nicht sondern lassen Sie Ihnen Zeit, sich mit der neuen Situation anzuvertrauen und ihren eigenen Platz in der Patchwork-Familie zu finden.

Die Kinder des Partners

Kinder können sich ganz schön kratzbürstig und respektlos verhalten. Sich mit den Kindern des Partners zu arrangieren, ist nicht immer leicht. Setzen Sie sich vor allem nicht unter Druck und erwarten Sie, dass Sie die Kinder des Partners sofort lieben.

Lassen Sie sich von den Kindern auch nicht in eine Konkurrenzsituation mit dem leiblichen Elternteil treiben. Nur weil die andere Mutter gut kocht, müssen Sie keinen Kochkurs besuchen. Sie haben Ihre eigenen Qualitäten. Fallen Sie aber auch nicht in das andere Extrem und versuchen Sie sich übertrieben scharf abzugrenzen. Versuchen Sie ganz einfach, Sie selber zu bleiben.

Patchwork-Familien brauchen Kommunikation

Wenn eine neue Familie zusammenwachsen soll, dann müssen sich alle Mitglieder miteinander austauschen. Immerhin müssen zwei ganz unterschiedliche Lebensweisen und Alltagsrituale miteinander verwoben werden. Dabei sollte niemand ganz zurückstecken sondern es ist wichtig, dass Kompromisse gefunden werden. Das ist eine große Herausforderung, aber es macht auch Spaß, gemeinsam neue Wege im Familienalltag zu finden.

Setzen Sie dabei auf die Familienkonferenz. Mindestens einmal in der Woche setzen sich alle Mitglieder der Patchwork-Familie zusammen. Jeder darf Kritik äußern und Vorschläge zur gemeinsamen Gestaltung des Alltags einbringen.

Viele interessante Informationen zum Thema finden Sie hier: http://www.stieffamilien.de/

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