Kinder mehrsprachig erziehen

Wenn die Eltern unterschiedliche Sprachen sprechen, ist dies eine tolle Möglichkeit, die Kinder mehrsprachig zu erziehen. Das gelingt Kindern problemlos, wenn beide Sprachen konsequent in der Familie gesprochen werden. Das ist zwar nicht immer leicht, aber unsere Tipps werden Ihnen helfen, Ihr Kind zu fördern ohne es zu überfordern.

Wie Kinder sprechen lernen
Schon Babys lernen die Sprache, indem sie ihre Bezugspersonen beobachten und sich deren Laute einprägen. Zunächst plappert es Laute nach, dann entstehen Wörter und schließlich Sätze. Auch mehrere Sprachen kann ein Baby leicht lernen, wenn die Eltern konsequent diese Sprachen sprechen. Untersuchungen zufolge gelingt das Sprachenlernen besonders gut in den ersten drei Lebensjahren.

Vorteile der mehrsprachigen Erziehung
Wenn beide Eltern verschiedene Nationalitäten haben, ist es für das Kind wichtig, beide Sprachen zu sprechen, um seine Identität zu entwickeln. Die Sprache vermittelt viele Aspekte über die jeweilige Kultur. Außerdem fördert eine mehrsprachige Erziehung die sprachliche und geistige Entwicklung des Kindes.

Probleme mit der mehrsprachigen Erziehung
Viele Eltern lassen sich leicht verunsichern, wenn Ihre Kinder die Sprachen vermischen. Es kann auch sein, dass das Kind erst etwas später spricht. Aber mit etwas Geduld geben sich viele Probleme von alleine. Allerdings sollten Eltern klare Regeln vereinbaren, um das Sprachenlernen zu vereinfachen.

Personengebundene mehrsprachige Erziehung
Die gängigste Methode zur mehrsprachigen Erziehung ist die Sprache mit Personen zu verbinden. Der Vater spricht mit seinem Kind in seiner Muttersprache, die Mutter in ihrer. Im Kindergarten und mit Freunden wird die Sprache des Landes gesprochen, in dem die Familie lebt. Das erfordert von den Eltern oft große Konzentration, damit Sie sich daran halten. Es wird noch schwieriger, wenn ein Elternteil die Sprache des Partners nicht beherrscht und sich ausgeschlossen fühlt.

Situationsgebundene mehrsprachige Erziehung
Die Eltern können auch vereinbaren, zu einer bestimmten Tageszeit oder an bestimmten Tagen in einer festgelegten Sprache zu sprechen. Dieses Trennungsprinzip nach Situationen ist sinnvoll, wenn ein Elternteil zum Beispiel berufsbedingt selten oder nur am Wochenende zu Hause ist. In der Praxis hat diese Methode ihre Nachteile, weil es schwer fällt, immer konsequent zu bleiben. Auch setzt es voraus, dass beide Eltern beide Sprachen gleich gut beherrschen.

Der erste Satz bestimmt die Sprache
Es ist auch möglich, dass zwischen den Sprachen gewechselt wird. Der erste Satz bestimmt, in welcher Sprache gesprochen wird. Das setzt aber wieder voraus, dass beide Eltern beide Sprachen gut sprechen.

Einige Tipps für die mehrsprachige Erziehung

  • Jede Familie ist unterschiedlich und so gibt es auch kein allgemeingültiges Konzept, wie Sie Ihr Kind mehrsprachig erziehen. Stimmen Sie unsere Vorschläge auf Ihre Familiensituation ab.
  • Lernen auch Sie die andere Sprache, vielleicht sogar schrittweise mit dem Kind.
  • Wenn Sie die Unterhaltung in der anderen Sprache nicht verstehen, lassen Sie es sich von Ihrem Partner oder Ihrem Kind übersetzen.
  • Das Kind sollte alle Sprachen gleichmäßig oft sprechen.
  • Beginnen Sie mit der mehrsprachigen Erziehung schon beim Baby. Allerdings können auch ältere Kinder mehrere Sprachen erlernen.
  • Damit Kinder eine Sprache richtig erlernen, brauchen Sie ständige Anregungen. Es wird in der Regel die Sprache besser beherrschen, die es öfter spricht.
  • Es kann passieren, dass Kinder sich einer Sprache verweigern. Vielleicht wollen sie nicht auffallen oder sich von den Eltern abgrenzen. Nehmen Sie es nicht persönlich und bleiben Sie gelassen. Oft hilft eine Reise, um neue Anreize für die Sprache zu schaffen.
  • Kinder mischen oft die Sprachen. Seien Sie ein Vorbild und trennen Sie die Sprachen konsequent.
  • Verwandte fühlen sich vielleicht ausgeschlossen, wenn ein Elternteil in einer fremden Sprache mit seinem Kind spricht. Es hilft, die wichtigsten Inhalte zu übersetzen.
  • Sprachen lernen Kinder nur mit Spaß an der Sache. Mit Druck können Eltern nichts erreichen. Bleiben Sie gelassen, denn Sie können Mehrsprachigkeit nicht erzwingen.

Literatur:
Vassilia Triarchi-Herrmann: Mehrsprachige Erziehung: Wie Sie Ihr Kind fördern. Reinhardt Verlag München, 2. Auflage 2006.
ISBN-13: 978-3497018833