Gesunde Kinder spielen in der Natur

Statt bei Wind und Wetter draußen zu toben, entwickeln sich viele Kinder zu Stubenhockern. Das Spielen in der Natur verliert angesichts des vielfältigen Freizeitangebotes zunehmend an Bedeutung. Die negativen Folgen dieses Bewegungsmangels zeigen sich in der unzulänglichen Motorik vieler Kinder. Achten Sie darauf, Ihrem Kind das unbeschwerte Toben in der freien Natur oft zu ermöglichen.

Wo Kinder spielen

In vielen Familien verlagert sich der Spielort der Kinder zunehmend nach drinnen. Und wenn Kinder in der Natur spielen, dann in der Regel unter Aufsicht von Erwachsenen, zum Beispiel im Fußballverein. Immer seltener verabreden sich Kinder, um gemeinsam draußen zu spielen. Das liegt zum Teil auch daran, dass immer weniger Freiflächen zum Spielen existieren. Ein guter Kinderspielplatz ist sauber, ordentlich und mit TÜV-geprüften Spielgerätschaften ausgestattet. Aufregende Abenteuer können Kinder hier nicht erleben.

Die verplante Kindheit

In seinem Buch „Das letzte Kind im Wald“ beklagt der Amerikaner Richard Louv die Naturentfremdung bei Kindern. Spielen in der Natur ist für viele Kinder kaum noch möglich, da die entsprechenden Freiräume fehlen. Laut Richard Louv beaufsichtigen viele Eltern ihre Kinder, um sie vor Gefahren wie Unfällen oder auch Missbrauch zu schützen. Ein weiteres Phänomen unserer Zeit ist die verplante Freizeit von Kindern. Fördern lautet für viele Eltern das Erziehungsmantra und deshalb chauffieren sie die Kinder von einem Termin zum nächsten.

Brauchen Kinder Natur?

Der Gedanke, dass ihre Kinder sich selbst überlassen wie die Kinder von Bullerbü durch Wald und Wiesen streifen, jagt vielen Eltern Schweißperlen auf die Stirn. Zu Recht, denn das 21. Jahrhundert birgt viel mehr Gefahren als zu Zeiten von Astrid Lindgren. Trotzdem ist es sinnvoll, Kinder in der Natur spielen zu lassen. Denn Kinder brauchen einen Spielraum, der ihren Bedürfnissen entspricht, und in dem sie  selbstständig und weitgehend ohne Einmischung von Seiten der Eltern spielen können. Und dafür bietet die Natur viel mehr Raum als die geordnete Lebenswelt der Erwachsenen.

Spielen in der Natur fördert die Kreativität

Wird ein Kind beim Spielen von Erwachsenen beaufsichtigt, fragt es diese automatisch um Hilfe. Statt sich selber Lösungen für kleine Probleme zu überlegen, ist es viel bequemer, die Mutter zu fragen. Und vielen Erwachsenen fällt es schwer, Kindern bei ihren unbeholfenen Versuchen zuzusehen, wie es zum Beispiel über einen umgefallenen Baumstamm klettert.

Beim selbstständigen Spielen in der Natur probieren die Kinder alleine aus, wie sie zum Beispiel ein Rinnsal nach ihren Wünschen umleiten. Kinder sind sehr findig und ertüfteln sich für ihre kleinen Spiel-Komplikationen die passenden Lösungen. Ganz nebenbei erfahren sie praktisches Wissen und begreifen spielerisch Zusammenhänge in der Natur.

Spielen in der Natur stärkt das Immunsystem

Kinder, die sich viel in der frischen Luft aufhalten, härten sich ab und stärken ihr Immunsystem. Mit der richtigen Kleidung erfinden sie auch im Regen fantastische Spielwelten, ohne sich gleich zu erkälten. Außerdem ist das freie Spielen in der Natur für die Kinder ein wunderbarer Ausgleich zu bewegungsarmen Tätigkeiten wie am PC spielen oder fernsehen. Für Kinder ist es wichtig, wenigstens einmal am Tag Dampf abzulassen.

Spielen in der Natur begünstigt die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten

Auf einem Bein hüpfen oder rückwärts laufen, stellt erschreckend viele Schulkinder vor Probleme. Wenn Kinder in der freien Natur spielen, üben sie eine Vielzahl motorischer Bewegungen. Auf Steinen einen Bach überqueren oder auf einem Baumstamm balancieren, sind nur einige wenige Übungen, die der Spielplatz Natur bietet. Aber auch wenn Kinder zum Beispiel einen Tannenzapfen aufheben oder einen langen Stock tragen, entwickeln sie ein gutes Gefühl für ihren Körper.

Wo Sie naturverbundene Spielräume finden

Auf dem Land ist es leichter, einen natürlichen Spielraum für Kinder einzurichten. Aber auch in der Stadt finden Sie bestimmt Grünanlagen in Ihrer Nähe. Vielleicht haben Sie auf dem Hinterhof die Möglichkeit, zum Beispiel eine Sandkiste aufzubauen. Oder Sie richten auf Ihrem Balkon eine Naturspielecke für Ihr Kind ein. Hier kann es Schätze wie Stöcke, Tannenzapfen oder Blätter lagern und damit nach Herzenslust spielen.

Geben Sie Ihrem Kind Spielraum

Es ist verständlich, dass Sie Ihr Kind nicht alleine im Wald oder Park spielen lassen. Wenn Sie mit Ihrem Kind nach draußen gehen, suchen Sie sich eine Sitzgelegenheit. Von hier aus kann Ihr Kind die Welt erkunden und seine eigenen Abenteuer erleben. Vielleicht laden Sie zu diesen Ausflügen in die Natur auch Freunde Ihres Kindes ein. Anfangs ist es eine Herausforderung, die Erkundungstouren Ihres Kindes zuzulassen. Vermeiden Sie jede Einmischung, solange Ihr Kind sich nicht wirklich in akuter Gefahr befindet.

Naturdetektive

Sie suchen nach Ideen, um Ihrem Kind die Zusammenhänge in der Natur verständlich erklären zu können? Das Bundesamt für Naturschutz bietet auf der interaktiven und multimedialen Mitmach-Plattform „Naturdetektive“ eine Vielzahl von Natur-Projektideen für Kinder. Für jede Altersgruppe gibt es spannende Aktionen, Spielideen, Experimente und Mal- und Bastelvorschläge.

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