Entwicklungsverzögerungen bei Kindern entgegenwirken

Wenn sich Entwicklungsverzögerungen und -störungen bei Kindern aufgrund von ständigem unbemerkten Zu-kurz-Kommen manifestiert haben, bedarf es besonders vieler Anregungen und Übungen, um das Kind aus seiner Passivität herauszuholen. Mit diesen Übungen und viel Lob und Anerkennung motivieren Sie Ihr Kind zu mehr Aktivität und bauen Entwicklungsverzögerungen ab.

Das Kind muss Freude an Bewegung entwickeln

Ein Kind mit Entwicklungsverzögerungen bzw. -störungen, die aus einer manifestierten, unbewussten Vernachlässigung oder einem ständigen Zu-kurz-Kommen gegenüber einem Geschwisterkind resultieren, benötigt besonders viel Aufmerksamkeit sowie Anregungen und Übungen, damit es aus seiner Passivität herausgeholt werden kann.

Die Aktivierung sollte fortan überall passieren, wo Sie sich gerade aufhalten, damit dieses Kind lernt, sich selbst frei zu bewegen. Nutzen Sie dazu Spaziergänge an der frischen Luft oder im Park und alle Möglichkeiten zu Hause, um das passive Kind zu aktivieren. Geben Sie dem entwicklungsverzögerten Kind die erforderlichen Hilfestellungen und beginnen Sie, verschiedene Bewegungsformen einzuführen.

Turnen Sie jedes Mal mit ihm, wenn Sie es windeln. Ehe sie es wieder ankleiden, bewegen Sie die kleinen Ärmchen und Beinchen vorsichtig mit Ihren Händen nach oben und unten oder im Kreis. Dann drehen Sie das Kind sacht zur Seite, mal nach rechts, dann nach links. Sie werden sicher ein kleines Lächeln dafür ernten.

Eigenes Drehen und Krabbeln

Damit ihr Kind aktiv wird, üben Sie Krabbeln und Drehen mit ihm. Legen Sie es auf eine Decke am Boden und sich gleich daneben. Dann führen Sie den Körper des Kindes, seine Ärmchen und Beinchen mit Ihren Händen am Boden entlang und schieben es vorwärts. So bekommt es ein Gefühl vom Krabbeln.

Nun demonstrieren Sie selbst, wie man krabbelt. Anschließend bewegen Sie erneut die Arme und Beine des Kindes wie beim Krabbeln und schieben den gesamten Körper am Boden vorwärts. Auf diese Weise führen Sie mit dem Kind wiederholt diese Übung durch und komplettieren es damit, wie man sich vom Bauch zum Rücken dreht und umgekehrt.

Jeden Tag üben Sie es mehrmals mit ihm. Bis sich das Kind das erste Mal selbst zu drehen versucht. Schafft es das noch nicht ganz, geben Sie ihm einen kleinen Schubs, damit es klappt. „Fein!“, müssen Sie nun den Erfolg lautstark artikulieren und dazu in die Hände klatschen. Meist krabbelt ein Kind zuerst rückwärts, statt vorwärts.

Loben Sie das erste eigene richtige Krabbeln mit „Prima! Das hast Du sehr schön gemacht!“ und mit Händeklatschen. Ihr Kind wird es so angefeuert gern umsetzen. Starten Sie nun ein großes Krabbeln mit allen Kindern kreuz und quer durch das Kinderzimmer, das Sie zuvor mit Decken ausgelegt haben.

Spielmöglichkeiten bei Regenwetter zur Bewegungsförderung

Wenn es regnet und kein Spaziergang möglich ist, eignen sich Spiele im Kinderzimmer, um dem Kind Freude an der Bewegung zu vermitteln, beispielsweise mit dem Fensterspiel. Zu diesem lustigen Bewegungsspiel halten Sie Ihr Kind an den Händen, stellen die Beine auf das Fensterbrett und wippen mit dem Kind auf und ab.

Wenn draußen etwas vorbeifährt, begleiten Sie es mit den Worten: „Brumm, brumm, brumm!“, lassen die Knie des Kindes einknicken, um sie anschließend gleich wieder lang zu strecken und den Körper an den Händchen nach oben zu ziehen. Ihr Kind wird bei jedem Fensterbrett-Wippen voller Freude juchzen.

Jedes Auto, jeder Fahrradfahrer oder Fußgänger wird mit diesem Spiel begleitet: der Fußgänger mit „Laufen, laufen, laufen!“, der Fahrradfahrer mit „Radel, radel, radel“. Und bei jedem Wort knicken Sie die Beine Ihres Kindes ein und führen sie anschließend wieder in die Höhe. Finden Sie selbst weitere ähnliche Spiele für Ihre Kinder, die Begeisterung wecken.

Wer Kinder motivieren will, muss ihnen Spaß gönnen

Um ein Gefühl für das Laufen zu entwickeln, führen Sie nun leichte Laufübungen aus, die bei schlechtem Wetter auch in der Wohnung möglich sind.  Verfügen Sie über einen geräumigen Korridor, können Sie geschwisterliches Fangen spielen. Dazu laufen Sie Ihrem aktiveren Kind hinterher. Halten Sie nun auch Ihr passiveres Kind an den Händen, aber so, dass seine Füße am Boden auftippen. Die Füße stehen noch nicht selbst, aber bekommen bereits Kontakt zum Boden.

Auf diese Weise ziehen Sie das Kind wieder und wieder durch die Wohnung – immer Ihrem anderen Kind hinterher, damit es beiden Spaß bereitet. Ein Kind lernt umso schneller, je mehr Spaß es an den Übungen hat. Zeigen Sie Ihrem Spätentwickler auch, wie es sich im Laufgitter selbst nach oben ziehen kann. Er wird es immer wieder ausprobieren, bis er sich alleine hochziehen kann und steht. Loben Sie Ihr Kind immer wieder.

Auch Laufen lernen ist eine Bewegungsübung

Wenn sich Ihr Kind erfolgreich im Laufgitter hochziehen kann und erste Laufübungen ausgeführt hat, ist seine Lust am Laufen geweckt. Es wird immer wieder mit Ihnen gehen wollen, kommt auf allen Vieren gekrochen und reckt Ihnen seine kleinen Hände entgegen. Das heißt: Bitte mit mir laufen!

Führen Sie mit dem nunmehr lernbegierigen Kind geduldig unzählige Gehübungen aus, bis es so weit ist und die ersten eigenen Schritte wagt. Dann ist es nur noch ein Katzensprung bis zum eigenen Laufen. Damit einher kommt in der Regel auch die sprachliche Entwicklung einen großen Schritt voran, die ein entwicklungsverzögertes Kind ebenfalls erfolgreich nachholen kann.

Vorrangstellung des dominierenden Kindes bremsen

Korrigieren Sie auch die Vorrangstellung Ihres aktiveren Kindes, der dem Geschwisterkind den Raum zur Entwicklung streitig gemacht hat. Helfen Sie Ihrem passiveren Kind seine Entwicklungsverzögerungen abzubauen, die Folgen einer mangelhaften Einbeziehung in verschiedenste Aktivitäten sind. Motivieren und lernen Sie das Kind nunmehr überall an, wo Sie gerade sind, ob im Park, auf dem Weg nach Hause oder in der Wohnung. Aktivieren Sie es ständig und unterstützen Sie es mit Hilfestellungen und Lob.

Fazit

  • Nicht jede Entwicklungsstörung ist auch immer gleich eine Krankheit, wie z. B. ADS. Entwicklungsverzögerungen können auch durch andere Ursachen entstehen, etwa durch mangelhaftes Einbeziehen in verschiedenste Aktivitäten und mangelnde Aufmerksamkeit, die ein Kind von seinen Eltern bekommt.
  • Sollten Sie ein Kind haben, was ähnliche Defizite aufweist, müssen Sie noch lange nicht aufgeben, an Ihren Sohn bzw. Ihre Tochter und eine „normale“ Entwicklung zu glauben. Aber Sie sollten Ihre Kind ausreichend aktivieren.
  • Will sich Ihr Kind nicht bewegen, nicht krabbeln, nicht drehen etc., helfen Sie ihm behutsam mit Turnübungen für die Kleinsten (dazu gibt es Broschüren über Babyturnen, wenn Sie Angst vor diesen Übungen haben sollten).
  • Entwickeln Sie Ihre eigenen Ideen, womit Sie Ihrem Kind ein Lachen auf die Lippen zaubern, weil dies die beste Motivation für alles ist. Denn nur was Spaß macht, möchten die Kinder wieder erleben. Nehmen Sie statt teurer Hilfsmittel selbst die Aktivierung des Kindes in die Hand und geben Sie ihm die nötige Hilfestellung.
  • Vergessen Sie für einen Moment, dass Sie ein Erwachsener sind und tollen Sie mit den Kindern umher, als seien Sie selbst ein Kind. Alles, was sie aktiv mitmachen, spornt Kinder an und gefällt ihnen überaus gut. Ihre Sprösslinge werden es immer wieder von und mit Ihnen einfordern. Und handeln Sie bei der Entwicklung Ihrer Kinder stets nach der Maxime: Loben, Lachen, Bewegung!

Lesen Sie auch meinen Artikel „Wie Sie hyperaktive Kinder und Spätentwickler fördern“.

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