Beachten Sie diese Regeln im Streit zwischen Kindern

Streit zwischen Kindern ist schnell ausgebrochen. Leicht kommt es zu Geschrei und gegenseitigen Rangeleien. Andererseits ist der Streit nicht so ernst wie bei Erwachsenen, weshalb er auch viel schneller beigelegt ist. In diesem Spiel sollten Kinder gewisse Grenzen und Regeln einhalten.

Sich als Eltern und Aufsichtspersonen immer einzumischen, wenn Kinder streiten, ist nur bedingt ratsam. Denn Kinder müssen lernen, ihren Streit im Einvernehmen beizulegen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan.

Es ist viel leichter als Erwachsener ein machtvolles Wort zu sprechen und die Meinung der Kleinen zu unterdrücken – was andererseits manchmal auch die beste Lösung sein kann. Hier gilt es also abzuwägen.

Ein Machtwort zu sprechen läuft manchmal völlig ins Leere, denn Kinder sind genauso dickköpfig wie Ältere und das auch noch ungebremst durch die Erfahrung, die ihnen fehlt. Gestritten wird über alles Mögliche: Wer hat was zu sagen, wer darf ein bestimmtes Spielzeug zuerst haben, wer kann am Spiel teilnehmen und wer nicht? Die Liste der Streitthemen ist endlos. Meistens geht es aber um gegenseitige Aufmerksamkeit, Rechte auf bestimmte Sachen und um den Ein- oder Ausschluss von Mitspielern.

Streitkultur unter Kindern

Hilfreich ist es, wenn die Kinder neben dem schönen, harmonischen Zusammenspiel auch eine Art von Streitkultur entwickeln können. Hierbei können Erzieher helfen. Sie sind das Vorbild – und insofern hilft es nicht, wenn sich Eltern beispielsweise zuhause vor den Kindern gegenseitig hemmungslos streiten und Unrecht zu beobachten ist. Kinder lernen primär durch Nachahmung.

Wenn sie sehen, dass sich auch die Erwachsenen ungerecht verhalten – voilà: Dann kann man ihnen wirklich keinen Vorwurf machen. Deshalb ist die erste Regel eines verantwortungsvollen Erziehers oder einer Erzieherin: ein gutes Vorbild zu bieten, das in seiner Gerechtigkeit und Angemessenheit bei Meinungsverschiedenheiten möglichst ausgewogen reagiert und gern zum Vorbild genommen wird. Kinder brauchen Vorbilder und gerechte Personen sind in dieser Hinsicht attraktive Studienobjekte für sie.

Muss man sich als Elternteil oder Aufsichtsperson dennoch einmal einmischen, um eine Eskalation abzubrechen und die Kinder wieder auf ruhige Bahnen zu führen, helfen oft kleine Tricks der Ablenkung: Man setzt ihnen einfach ein interessantes Thema vor, das viel mehr fasziniert als der sinnlose Streit, der sich vielleicht schon über eine Stunde hingezogen und noch zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis für die Kriegsparteien geführt hat. Ablenkung ist gerechtfertigt, wenn es um Nebensächlichkeiten geht.

Wenn sich die Kinder allerdings schon irgendeinen Schaden zugefügt haben, muss für ein gerechtes Urteil gesorgt und irgendeine Form des
Ausgleichs gefunden werden. Ein größerer Streit zwischen Kindern ist außerdem eine gute Gelegenheit, ein „Exempel zu statuieren“: nicht im Sinn einer Bestrafung, sondern einer gemeinsamen Auswertung. Nachdem sich die feindlichen Gemüter beruhigt und vielleicht schon insgeheim das Recht des anderen an der Streitsache anerkannt haben, lässt es sich leichter offen über das Verhalten sprechen.

Die Rechts- und Moralphilosophie bietet dazu den schönen „kategorischen Imperativ“ an: „Kannst du dir wünschen, dass der andere dasselbe mit dir macht, was du ihm gerade angetan hast?“ Eine Auseinandersetzung mit dieser Frage kann dazu genutzt werden, das Rechtsbewusstsein der Kinder weiterzuentwickeln. Es ist zwar nicht leicht, sich die Kinder über ihre eigenen Fehler aussprechen zu lassen, aber wenn es gelingt, lernen sie schneller daraus als jeder Erwachsene. Im Idealfall kultivieren sie ein paar essentielle Streitregeln, die sie später beim nächsten Streit gegenseitig einfordern können.

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