Existenzgründung: Leben und Mieten der Berliner Start-up-Szene

Auch wenn Berlins Gründer nach außen immer cool und lässig wirken, so setzt sie der finanzielle Druck doch oft stark unter Druck. Die Mieten der Hauptstadt sind in den letzten Jahren so rasant wie in keiner anderen deutschen Stadt gestiegen und auch die Konsumausgaben bewegen sich immer stärker nach oben. Das Etikett des günstigen Lebens ist abgenutzt.

Wer an Start-up-Gründer aus Berlin denkt, hat sofort ein bestimmtes Bild vor Augen. Zu Schulzeiten waren sie die Nerds, die sich mit einer markanten Hornbrille lieber hinter ihrem Monitor versteckten, als mit den Kumpels abzuhängen und sich mit den heißesten Mädchen der Schule zu beschäftigen.

Kurz: Sie waren damals ziemlich uncool. Das hat sich geändert, denn nun sind sie die Coolen. Die Brille ist geblieben, mit verwuschelten Haaren und leger sitzenden Hosen wollen sie nun von ihrem Schreibtisch aus mit einer genialen Idee von null auf hundert die Nutzer ihres Produktes begeistern und damit zum Wunderkind der Start-up-Szene hervorschnellen – Mark Zuckerberg und Steve Jobs dienen in dieser Hinsicht als glänzende Vorbilder.

Die Realität der Berliner Gründer

Doch die Realität der Gründer sieht oftmals ganz anders aus. Nur den Wenigsten gelingt es, ihre Idee innerhalb kürzester Zeit zu versilbern und sich damit von ihren Kollegen abzuheben. Der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) zeigt in seinem VBKI Gründermonitor, dass der Jahresumsatz bei den meisten Berliner Start-ups unter 100.000 Euro liegt. Eine Summe, die, insbesondere wenn man Löhne zahlen und weitere unternehmensrelevante Ausgaben tätigen muss, dem Gründer keine größeren Sprünge erlaubt.

Dementsprechend erstaunt es wenig, dass eine drängende Frage von Gründern ist, wie sie langfristig ihren Lebensunterhalt sichern können. Wowereits Slogan "Arm, aber sexy" hilft in dieser Situation nicht wirklich weiter, denn letztlich wollen auch in Berlin Mieten, Rechnungen und Lebensmittel bezahlt werden.

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Das Etikett der günstigen Mieten

Von außen betrachtet, konnte in den letzten Jahren der Eindruck entstehen, dass das zwar für alle anderen Städte gilt, aber eben nicht für Berlin. Aber es gab eine Zeit, in der das ja fast der Wirklichkeit entsprach: Der Mietspiegel aus dem Jahr 2000 zeigt beispielsweise, dass die durchschnittliche Nettokaltmiete in den östlichen Bezirken bei 3,65 Euro (7,30 DM) pro Quadratmeter lag. Ein echtes Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass man heute dazu bereit sein sollte, rund 9 Euro pro Quadratmeter zu zahlen.

Auch die steigenden Lebenshaltungskosten haben vor der Hauptstadt keinen Halt gemacht. In Berlin wohnen besonders Studierende und Kreative in "einfachen" und "mittleren" Wohnlagen. Dies sind Wohnlagen, in denen die Kaltmiete besonders stark gestiegen ist. Innerhalb der letzten vier Jahre erhöhte sich die Durchschnittsmiete für 1-Raum-Wohnungen im Altbau um 31 Prozent. Setzt sich die Entwicklung weiter fort, zahlt man 2015 für eine 1-Raumwohnung genauso viel, wie noch 2009 für zwei Zimmer.

Dabei gleichen sich die Preise für Altbau in schlechteren Wohnlagen zunehmend denen in besseren Gegenden an. Demgegenüber wachsen die Einkommen der Berliner viel langsamer. Die Folge: Sie müssen immer mehr von ihrem Geld für die Miete bei Seite legen.

Bild: Konsumausgaben in Deutschland; Quelle: Statista Studie, Grafik: kautionsfrei.de

Die Erleichterung, die viele Politiker und Journalisten verbreiten, basieren auf einer oberflächlichen Interpretation des Mietspiegels. Betrachtet man die Mietentwicklung aber detailliert in bestimmten Bereichen, so sind seit 2008 die Durchschnittsmieten mehr als rasant gestiegen. Zwar kann man in Berlin immer noch günstiger leben als in anderen deutschen Großstädten, allerdings sollte man dabei nicht vergessen, dass der Großteil der Menschen hier auch weniger Einkommen zur Verfügung hat.

Bild: Teuerste Einkaufsstraßen in Deutschland; Quelle: Statista Studie, Grafik: kautionsfrei.de

Obwohl die Mieten in Berlin in den letzten Jahren so stark angestiegen sind wie in keiner anderen deutschen Stadt, haftet an Berlin nach wie vor das Etikett der günstigen Mieten und ist dementsprechend eines der entscheidenden Kriterien, wenn es um die Standortwahl eines Start-ups geht. Daneben sprechen das kreative Umfeld, das Arbeitskräftepotenzial sowie das starke Netzwerk, was auf die hier angesiedelten Start-ups, Inkubatoren, Business Angels etc. zurückzuführen ist, für Berlin als Gründungsstandort.

Top-Lagen erfordern Top-Budget

Allerdings regt das Argument der günstigen Mieten vor dem Hintergrund zum Grübeln an, dass 66 Prozent der Jungunternehmer Gewerbeflächen in Mitte, Charlottenburg, Kreuzberg und Prenzlauer Berg unterhalten (vgl. VBKI Gründermonitor). Dabei handelt es sich nicht nur um sehr zentrale, sondern darüber hinaus um sehr kostenintensive Lagen. Selbstverständlich spielt der Standort eine tragende Rolle bei der Suche nach einer geeigneten Räumlichkeit, aber es ist eben auch ein entsprechendes finanzielles Polster für Top-Lagen erforderlich.

Mit Blick auf die finanzielle Situation von Start-ups und deren "Kampf ums Überleben" ist davon auszugehen, dass ein großer Posten ihres Budgets auf die monatlichen Mietzahlungen entfällt. Daher sollte man von vornherein nach Einsparmöglichkeiten Ausschau halten. So lässt sich zum Beispiel bei der Anmietung der Räumlichkeiten die Hinterlegung der Barkaution – die bei Gewerbeflächen nicht selten sechs Monatsmieten ausmacht – durch die Inanspruchnahme einer Mietkautionsbürgschaft ersetzen, wie sie beispielsweise kautionsfrei.de (plusForta GmbH) anbietet.

Dabei zahlt der Mieter einen geringen jährlichen Beitrag, erhält im Gegenzug eine Bürgschaftsurkunde und kann das für die Kaution angedachte Geld in unternehmensrelevante Anschaffungen investieren.

Mit größeren finanziellen Spielräumen erfolgreich gründen

Insbesondere junge Gründer, die neu nach Berlin kommen, sollten sich nicht von dem Etikett der günstigen Mieten blenden lassen, sondern nach Alternativen Ausschau halten. Coworking-Spaces oder Existenzgründungszentren gibt es mitunter in sehr zentralen Lagen und bieten zum Teil sogar Subventionsmöglichkeiten an.

Beispiele für Coworking-Spaces:

  • Betahaus: Coworking Berlin – Let’s work together!
  • Raumstation: Raumstation – Coworking in Berlin
  • Cluboffice: Coworking, Büros, Konferenzräume

Beispiele für Existenzgründerzentren:

So lässt es sich in bester Lage arbeiten und gleichzeitig stehen größere finanzielle Spielräume bei der Geschäftsetablierung zur Verfügung, die den Start in die Selbständigkeit erleichtern. Denn je mehr Gründungskapital vorhanden ist, desto größer ist die Chance, mit der eigenen Geschäftsidee richtig durchzustarten.