Pseudodemenz – Wie erkenne ich eine Depression oder Demenz?

Eine Pseudodemenz wird leider noch zu häufig auch von professionell Pflegenden nicht erkannt. Dabei sind die pflegerischen und therapeutischen Interventionsansätze durchaus unterschiedlich. Doch woran lassen sich die Unterschiede von Demenz und Depression konkret festmachen?

So erkennen Sie eine Pseudodemenz

Ohne dass eine detailliertere Diagnostik erfolgt, werden ältere Menschen leicht für dement eingestuft und dann entsprechend falsch behandelt. Tatsächlich sind die Symptome eines schwer depressiven Menschen, denen eines Demenzkranken sehr ähnlich, besonders im Anfangsstadium. Man spricht dann auch gern von einer Pseudodemenz. Hier kann der GDS (Geriatric Depression Scale), ein einfacher, 15 Fragen umfassender Test, hinsichtlich der richtigen Diagnosestellung sehr hilfreich sein.

Die richtige Diagnose von Depression oder Demenz

Die richtige Diagnosestellung ist besonders unter folgenden Gesichtspunkten wichtig:

  1. Ein Therapieerfolg ist besonders mit antidepressiven Medikamenten und Psychotherapie bei einer Depression oder Pseudodemenz sehr erfolgsversprechend.
  1. Die Behandlung einer Demenz erfordert somit andere Therapien.

Wird nicht entsprechend behandelt, kann sich die ursprüngliche Depression in Richtung einer Demenzerkrankung entwickeln oder eine gleichzeitig bestehende Demenzerkrankung im Verlauf beschleunigen. Die Depression gilt zudem als Risikofaktor für eine Alzheimer-Erkrankung.

Unterschiede zwischen Demenz und Depression

Während der depressiv Erkrankte seinen (tatsächlichen) Gedächtnisverlust beklagt und darunter leidet, leugnet der Demenzerkrankte diesen meistens. Anders als der Depressive, zeigt der Demenzkranke auch in vertrauter Umgebung Anzeichen von Desorientierung und realisiert den eigenen Zustand nicht, wohingegen der Depressive darüber sehr betroffen ist und beispielsweise über nächtliche Durchschlafstörungen klagt. Dabei neigt er zu Übertreibungen, Schuldgefühlen (manchmal Schuldwahn) und stärkerem Rückzug.

Der Demenzkranke hingegen neigt dazu, Fehlleistungen und Gedächtnisstörungen zu leugnen oder zu verharmlosen. Nächtliche Unruhe, ohne über Schlafdefizit zu klagen, bis hin zu Verwirrtheitszuständen, zeigen sich beim Demenzerkrankten leichter. Während der Demenzkranke eher selten zu Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch neigt, setzt der Depressionserkrankte diese Mittel gerne quasi als Selbstmedikation ein. Der Verlauf der Erkrankung ist über Wochen ungleichmäßiger und in der Anamnese deutlicher erkennbar.

Dahingegen beginnt die Demenz eher unauffällig, schleichend und schreitet gleichmäßig, kaum merklich voran. Besonders auffällig ist, dass sich das körperliche und geistige Leistungsvermögen beim Demenzerkrankten im Tagesverlauf oder bei Ermüdung verschlechtert. Typisch für den an Depression Erkrankten ist, dass sich die kognitiven Fähigkeiten und das emotionale Befinden im Tagesverlauf in der Regel verbessern. Die sprachliche Kompetenz bleibt beim Depressiven sehr viel länger und besser erhalten.

Suchend Reagieren – Pflege bei Pseudodemenz

Auch hinsichtlich der pflegerischen Arbeit ergeben sich unterschiedliche Interventionsansätze. Hat sich beispielsweise im kommunikativen Umgang mit Demenzkranken der validierende Umgang bewährt, ist diese Form bei Depression nur begrenzt einsetzbar. Hier sind vorsichtiges Fordern und Motivieren und insgesamt freundlich bestimmtes Auftreten eher angezeigt. Für beide Erkrankungen ist eine feste Tagesstruktur unerlässlich, aber beim Depressiven sollten die Abweichungen von der Tagesstruktur weniger nachsichtig erfolgen.

Cora van der Kooij spricht in ihrem mäeutischen Pflegemodell vom „Suchenden Reagieren“. Diese Haltung im Umgang mit geriatrischen Patienten scheint am ehesten davor zu bewahren, dass unreflektiert Validationstechniken zur Anwendung kommen, die bei einer Pseudodemenz allein wenig erfolgversprechend sind.

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