Der Kauf von WhatsApp ist bei einem Preis von insgesamt 19 Milliarden Dollar nicht unbedingt ein Schnäppchen gewesen. Aber offensichtlich hat Facebook mit WhatsApp viel vor. Dabei geht es um die vorhandenen Daten, um Nutzerprofile, die Mobilfunknummern und die Möglichkeiten des Zusammenspiels zwischen Facebook und WhatsApp.
Schließlich könnten Facebook-Freunde-Listen und WhatsApp-Kontakte sich sehr einfach auch den Nutzern der anderen Plattform erschließen. Was nach eigener Aussage in vergleichbaren Fällen für Herrn Zuckerberg alles kein Problem ist, da er der Überzeugung ist "WhatsApp wird uns dabei helfen, unsere Mission zu erfüllen, die ganze Welt zu vernetzen", wie er anlässlich des Kaufs in einem Statement mitteilte.
Das sehen aber sicher viele WhatsApp-Nutzer ganz anders, speziell viele der rund 30 Millionen Nutzer des Messengers in Deutschland suchen nach Alternativen. Dies wird zudem durch einen aktuellen Test der Stiftung Warentest befeuert, die für den Datenschutz erneut der WhatsApp das Urteil "sehr kritisch" abgab.
Gründe sind die Speicherung von Adressbucheinträgen ohne Zustimmung der Betroffenen, die fehlende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und das unverschlüsselte Mitteilen der Telefonnummer des Nutzers an Dritte. Die folgenden sieben Apps (in alphabetischer Reihenfolge) empfehlen sich derzeit als testenswerte WhatsApp-Alternativen und Messenger für Android:
1. ChatON – Kommunikation und Übersetzung
Durch die hohen Verkaufszahlen von Samsung-Mobilgeräten hat die Samsung-App "ChatON" eine gewisse Bekanntheit erlangt. Besonderheit der App ist die Übersetzung der Chat-Kommunikation aus bzw. in die folgenden Sprachen: Koreanisch, Englisch, Chinesisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Deutsch und Portugiesisch.
Die App läuft nicht nur auf Samsung-Geräten, sondern ist verfügbar als Messenger für Android, iOS, Blackberry-Geräte, Windows Phone und Samsung Feature Phones. Auch PCs mit Windows 8 werden unterstützt. Weitere Infos gibt es hier.
2. KakaoTalk – die Alternative aus Korea
Nicht nur der Name ist bei "Kakao" ungewöhnlich. Der Messenger aus Korea ist nicht deutschsprachig erhältlich, aber wer mit Englisch gut klar kommt, der kann die kostenlose Telefonie-Funktion nutzen, die eine Verbindung mit bis zu fünf Teilnehmern erlaubt.
Unterhaltung bieten die integrierten Stimmanimationen "Talking Tom" und "Talking Ben". Das Ganze kommt mit zahlreichen Emoticons und Stickern im typischen "Südostasien-Stil" daher. Die App wird als Messenger für Android, iOS und Windows Phone kostenlos angeboten. Weitere Infos: www.kakao.com/talk/en
3. Nimbuzz – Chat inklusive Facebook und Twitter
Bei "Nimbuzz" handelt es sich um einen Messenger, der besonders viele Geräte und Plattformen unterstützt. Er ist kostenlos für Android, Windows Phone, iOS und als Webanwendung erhältlich. Praktisch: Mit Nimbuzz können Sie auch mit Freunden in anderen Dienste chatten, speziell Facebook, MySpace und Twitter sind hier zu nennen.
Der Messenger arbeitet mit den Instant-Messaging-Netzwerken Windows Live Messenger, Google Talk, Yahoo! Messenger und AIM zusammen. Telefonieren über Dial-up VoIP geht ebenfalls. Dazu wird über eine Inlands-Festnetznummer eine IP-Verbindung zu einem Nimbuzz-Server aufgebaut, der wiederum das IP-Telefonat vermittelt. Wem Datenschutz ein hohes Gut ist, wird das bedenklich finden. Weitere Infos: www.nimbuzz.com
4. Telegram – Open-Source-App mit Verschlüsselung
Aus der Programmschmiede des russischen Facebook-Gegenstücks "VK" stammt die Open-Source-App "Telegram". Die kostenlose Telegram-App gehört zu den derzeit erfolgreichsten WhatsApp-Konkurrenten. Hauptgrund hierfür ist, dass sie eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anbietet, die einfach per Option ausgewählt werden kann ("Secret Chat").
Zudem überträgt sie keine Daten an den Anbieter oder an Dritte, speichert allerdings auch automatisch alle Adressbucheinträge ohne die Zustimmung des Nutzers. Sprachnachrichten unterstützt die werbefreie App nicht, die derzeit "offiziell" als Messenger für Android und iOS verfügbar ist. "Inoffiziell" werden diverse weitere Plattformen unterstützt, weitere Infos hierzu: telegram.org
5. Threema – Sieger der Stiftung Warentest
Im Vergleich der WhatsApp-Alternativen hat bei der Stiftung Warentest "Threema" als einzige mit der Bewertung "unkritisch" den Vergleich gewonnen. Hauptgründe: Die Schweizer App enthält eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, es werden keine Nutzerdaten unverschlüsselt übertragen.
Zudem werden Adressbucheinträge nur mit Zustimmung des Nutzers und in pseudonymisierter Form gespeichert. Bei der Pseudonymisierung werden die Adressbucheinträge durch ein Pseudonym wie eine Buchstaben- oder Zahlenkombination ersetzt, wodurch die Identifizierung praktisch ausgeschlossen ist.
Threema ist allerdings im Gegensatz zu den anderen Apps nicht kostenlos, sondern kostet einmalig 1,60 Euro (Android) bzw. 1,79 Euro (iOS-App). Weitere Infos: threema.ch/de/
6. Viber – Windows-Desktop inklusive
Viber ermöglicht kostenlose Telefonate, Chat, Text- und Bild-Sharing, wobei die Besonderheit die große Zahl der unterstützten Plattformen ist. Denn die App ist kostenlos als Messenger für Android, iOS, Windows Phone, BlackBerry, Bada, Nokia und sogar Windows verfügbar. Damit steht der Verbindung von Desktop oder Notebook mit dem Smartphone nichts mehr im Weg. Weitere Infos: www.viber.com
7. WeChat – der Chat-Spezialist
Der Name ist Programm: Stärken von WeChat sind GruppenChat, LiveChat und VideoCall. Die Bedienung ist sehr übersichtlich und einfach, auch das Verschicken von Anhängen ist schnell erledigt. Allerdings gibt es noch keine deutschsprachige Version der App. Die Gratis-App wird für Android, iOS und Windows Phone angeboten. Weitere Infos: www.wechat.com/en/
Fazit: Es gibt eine ganze Reihe von Alternativen zu WhatsApp. Prüfen Sie bei der Installation unbedingt, welche Rechte Sie der App einräumen und nutzen Sie die angebotenen Möglichkeiten der Verschlüsselung. Sie erhalten alle genannten Apps zusätzlich zu den genannten Adressen in den gewohnten Store-Systemen der jeweiligen Anbieter.