Smartphone-Knowhow: Die Top 7 der verbreiteten Android-Irrtümer

Android hat sich zum erfolgreichsten Handy-/Smartphone-Betriebssystem entwickelt, drei von vier Smartphones laufen mit Android. Die hohe Entwicklungsgeschwindigkeit wird bei über 100 Herstellern für diese Plattform auch sicher auf absehbare Zeit anhalten. Kein Wunder, dass sich in der Wahrnehmung einige Irrtümer und Mythen eingeschlichen haben, die wir hier für Sie aufarbeiten und durchleuchten.

Innerhalb weniger Jahre haben Smartphones die klassischen Handys abgelöst, schließlich kam erst im Oktober 2008 mit dem HTC Dream (T-Mobile G1) das erste Android-Smartphone auf den Markt.

Smartphone-Durchblick: Alles Android oder was?

Bei einer derart raschen Entwicklung, bei einer sich rasch entwickelnden Plattform, bei einer großen Zahl von Hardware-Herstellern und einem unüberschaubaren Heer von App-Entwicklern bleibt es nicht aus, dass viele Wahrheiten, aber auch viele Unwahrheiten, Irrtümer und Mythen um ein solches komplexes technisches System kursieren.

Wir haben für Sie typische Irrtümer und die richtigen Informationen hierzu rund um Android gesammelt, sodass Sie zukünftig vom Party-Smalltalk bis zum App- und Gerätekauf das richtige Knowhow zur Hand haben.

Irrtum 1: Android ist ein Smartphone-Betriebssystem

Kann man so nicht sagen, richtig ist davon nur, dass Android im Wesentlichen auf Smartphones, Phablets und Tablets läuft. Aber auch das greift viel zu kurz. Denn Android läuft genauso auf Netbooks und Convertibles, was Samsung beispielsweise mit einer Kombination von Windows 8 und Android auf dem Tablet "Ativ Q" ausprobiert hat.

Es gibt auch ein bemerkenswertes Open-Source-Projekt "Android x86", das zum Ziel hat, Android auf "Intel-kompatiblen" x86-Rechnern zu etablieren. Nicht zu vergessen, dass Android auch in Mediareceivern und HDMI-Mini-PCs eingesetzt wird, Spielekonsolen sowie Fernbedienungen und Gadgets aller Art steuert. Richtig ist also: Android ist auch ein Mobile-Betriebssystem, aber im Wesentlichen eine Plattform, der Begriff ist also doppeldeutig.

Irrtum 2: Durch Android-Fragmentierung sind viele Apps nicht nutzbar

Dass die Android-Plattform sich mit Lichtgeschwindigkeit weiterentwickelt, wird sicher jeder Android-Fan zunächst einmal begrüßen. Schließlich entwickeln sich ja auch die Fähigkeiten der Smartphone-Hardware rasant weiter, und spätestens nach dem Ablauf eines Mobilfunkvertrags nach 24 Monaten gibt es sowieso ein neues Smartphone.

Tatsächlich aber gibt es inzwischen einige wenige Apps, die nur auf Android-Systemen ab Version 4.0 (Ice Cream Sandwich) laufen, weil sie spezifische Fähigkeiten der neuen Android-Version ausnutzen.

Insgesamt ist diese Anzahl aber verschwindend gering, denn die allermeisten Apps laufen ab Android 2.3, das zusammen mit den Versionen 4.x nach einer Untersuchung aus dem Juli 2013 auf eine Verbreitung von rund 95% kommt. 

Die Fragmentierung des Android-Marktes ist also eher ein Problem für die App-Programmierer, als Anwender merkt man so gut wie nichts davon. Und wenn mal eine kostenpflichtige App wirklich nicht lauffähig ist: Sie können innerhalb von 24 Stunden einen Kauf im Google Play Store stornieren.

Irrtum 3: Android ist Linux

Für manch einen Anwender reicht es schon, dass Android irgendwie Linux ist, schon funktioniert der Kaufreflex insbesondere bei allen notorischen Windows-Hassern und auch viele andere Smartphone-Interessenten finden Linux irgendwas zwischen rebellisch und sexy. Trotzdem unterliegen sie einem grundlegenden Irrtum.

Denn nur der monolithische Android-Kernel, der viele Funktionen und Treiber mitbringt, basiert auf Linux. Hingegen ist die gesamte Oberfläche in Java programmiert, auch alle Anwendungen (Android-Apps) sind in aller Regel in Java programmiert. Android benutzt allerdings nicht die Java-Runtime von Sun, sondern aus Lizenzgründen die Davlik Java-Runtime-Engine. Anders gesagt: Auf einem Android-System läuft kein einziges Linux-Programm, Android hat außer dem Linux-Kern nur die extreme Flexibilität von Linux „geerbt“.

Irrtum 4: Android ist Open Source

Tja, das wird immer wieder gerne so propagiert, ist aber allerhöchstens die halbe Wahrheit. Denn obwohl Android freie Software ist, befindet sich auf den standardmäßig ausgelieferten Android-Smartphones und -Tablets proprietäre Software von Google, die sich also im Google-Eigentum befindet. Darunter sind die Google Suchmaschine, -Mail, -Maps und -Online-Services. Teils wird von den Geräteherstellern auch weitere Software als Demo oder Vollversion vorinstalliert, die ebenfalls kein OpenSource ist.

Diesen Umstand belegt auch eine von der EU finanzierte Studie zum „Open Governance Index“ aus dem Jahr 2011, bei der Android auf den letzten Platz landete. Android bekam in der Studie den wenig schmeichelhaften Titel „the least open mobile open source project“ („das am wenigsten offene Open-Source-Projekt für Mobiltelefone“).

Android wird eben von der Open Handset Alliance entwickelt, aber Google ist Gründungs- und Hauptmitglied. Fazit: Der Android-Code ist zwar weitenteils tatsächlich offen, aber Google hat auf der Entwicklung „den Daumen drauf“.

Irrtum 5: Android ist viel schwieriger zu bedienen als ein iOS-iPhone

Ohne jeden Zweifel hat die leicht zu bedienende iPhone-Oberfläche Maßstäbe gesetzt. Zudem bietet die iOS-Oberfläche viel weniger Möglichkeiten der Anpassung an Nutzerwünsche, die einfache, einheitliche Bedienbarkeit bleibt besser erhalten. Bei den aktuellen Android-Versionen bestehen allerdings zwischen den beiden Smartphone-Betriebssystemen kaum noch nennenswerte Usability-Unterschiede grundlegender Art.

Eher ist es zum Problem geworden, dass viele namhafte Hersteller von Android-Smartphones von dem Google-Android-Referenzdesign abweichen und die Android-Oberfläche im Sinne einer Alleinstellung des Smartphones am Markt „verschlimmbessern“. Die meisten Android-User sehen diese veränderten Oberflächen ziemlich kritisch, zumal sie sich als Hemmschuh bei der zeitnahen Lieferung neuer Android-Versionen erwiesen haben.

Insgesamt ist Android heute nicht schwieriger zu bedienen, es lässt dem Anwender aber beispielsweise bei der Gestaltung des HomeScreens sehr viele Freiheiten, die von manchen Nutzern auch maximal ausgenutzt werden. Fazit: Android ist nicht schwieriger zu bedienen, aber es ist in der Praxis viel uneinheitlicher.

Irrtum 6: Android ist Malware-verseucht

Für Online-Kriminelle ist immer das Betriebssystem am lukrativsten, das derzeit die größte Verbreitung am Markt hat. Das ist Android, daher bietet dieses Mobilbetriebssystem eine breite Angriffsfläche, vergleichbar mit Windows auf Desktop-PCs. Die Problematik besteht auch darin, dass weltweit täglich allein rund 1,5 Millionen neue Android-Geräte aktiviert werden.

Viele der Smartphone-Anwender installieren allerdings nicht einmal einen kostenlosen Virenschutz. Ein aktueller Test hat gezeigt, dass mit dem „Mobile Security“ von Bitdefender (kostet 7,95 € im Jahr), sogar eine Schadsoftware-Erkennungsrate von 100 Prozent möglich ist, aber viele Anwender nutzen bislang kostenpflichtige Apps gar nicht.

Fazit: Keines der Mobile-Betriebssysteme ist völlig frei von Sicherheitslücken, bei Android sammeln sich aber besonders viele potentielle Opfer für Cyberkriminalität. Die „Malware-Attraktivität“ ist also dem Markt und den Anwendern geschuldet, nicht dem Betriebssystem.

Irrtum 7: Android ist ein Spionage-Betriebssystem

Ja, stimmt irgendwie. Aber eben nur eins. Denn die anderen modernen Smartphone-Betriebssystem (Apple iOS und Windows Phone) sind prinzipiell keinen Deut besser. Das liegt aber nicht an den Betriebssystemen, das liegt an der technischen Ausstattung der Smartphones und sozusagen in der Natur der Sache.

Per Kamera(s), Mikrofon, GPS und A-GPS, Mobilfunkeinbuchung, WLAN, NFC, Bluetooth und Beschleunigungssensor ist ein Smartphone ein Spionagewerkzeug, das alle orwellschen Vorstellungen in den Schatten stellt.

Speziell Android bietet aber durch die extrem hohe Flexibilität dem verantwortungsvollen Anwender alle Möglichkeiten, Spionage zu unterbinden. Eine solche App für die Rechteverwaltung ist beispielsweise „SRT: AppGuard„. Nur tun muss man’s eben selbst, die Verantwortung liegt bei Ihnen, weniger beim Betriebssystem.

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