Zur Konjunkturlage kleiner und mittlerer Unternehmen

Der Mittelstand ist von der sich verschlechternden Konjunkturlage weniger betroffen als große Unternehmen.

Wie in fast allen Industrieländern sind auch in Deutschland mehr als 99 Prozent der Unternehmen dem Mittelstand – also den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) – zuzurechnen. Zu dieser Gruppe von Kleinst- und Kleinunternehmen gehören faktisch alle Gründungen und die meisten jungen Unternehmen, allerdings auch größere Unternehmen mit einigen hundert Beschäftigten und einer führenden Position auf dem Weltmarkt.

Der Verband der Vereine Creditreform (Creditreform), das Institut für Mittelstandsforschung (IfM Bonn), das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI Essen) sowie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) geben auf Initiative der KfW Bankengruppe mit dem Mittelstandsmonitor jährlich einen Bericht zur Konjunkturlage kleiner und mittlerer Unternehmen heraus.

Im Folgenden finden Sie eine kurze Zusammenfassung der Konjunkturlage von KMU des Mittelstandsbarometers.

Finanzkrise prägt Konjunkturlage in Deutschland
Die Finanzkrise und der damit verbundene globale Abschwung prägt zurzeit die Konjunkturlage in Deutschland. Die Schwere und die Dauer der Rezession werden entscheidend davon abhängen, wie stark die Exporte einbrechen und wann sie sich wieder erholen werden.

Konjunkturlage der KMU
Die Konjunkturlage und das Geschäftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen haben sich im Verlauf von 2008 rasch und massiv verschlechtert. Ähnlich scharfe Einbrüche bei der Konjunkturlage hatte es zuvor nur in den Jahren 1992 und 2001 gegeben, auf die jeweils ein Rezessionsjahr beziehungsweise eine mehrjährige Phase der wirtschaftlichen Stagnation folgte.

Noch extremer zeigte sich die schlechte Konjunkturlage allerdings im Jahresverlauf 2008: Vor allem ab der Jahresmitte kühlte sich die Stimmung bezüglich der Konjunkturlage in einem Ausmaß und Tempo ab, wie es bis dahin nicht zu beobachten gewesen war. Schon im Schlussquartal 2008 bewegte sich das Geschäftsklima auf Rezessionsniveau: Während die aktuellen Geschäfte noch in etwa so bewertet wurden wie im langfristigen Mittel, fielen die Geschäftserwartungen gleichzeitig mit sehr weitem Abstand auf ein neues historisches Tief.

Noch nie zuvor blieb bei der Analyse der Konjunkturlage die Erwartungskomponente so weit hinter der Lagekomponente zurück wie zuletzt – trotz der stark nach unten korrigierten Lageeinschätzung als Referenzgröße für die Erwartungsbildung. Dies ist ein starkes Indiz, wie tief und grundlegend die Rezessionssorgen sind, welche die Mittelständler mit der Finanzkrise und dem weltweiten Wirtschaftsabschwung verbinden.

Konjunkturlage stark branchenabhängig
Heruntergebrochen auf die Ebene der fünf Hauptwirtschaftsbereiche befindet sich bei allgemein negativen Geschäftsklimawerten und sehr pessimistischen Umsatzerwartungen der Bau zum vergangenen Jahreswechsel noch in der stabilsten Konjunkturlage. Die Dienstleister berichteten von einer noch etwas besseren Konjunkturlage als der Groß- und Einzelhandel sowie das Verarbeitende Gewerbe. Allerdings blickten auch sie zum Jahresende 2008 ähnlich pessimistisch auf 2009 wie die beiden Sparten des Handels, jedoch nicht ganz so düster wie die mittelständische Industrie.

Der langjährige Spitzenreiter ist nach einem historischen Klimasturz im vergangenen Jahr das neue Schlusslicht bei der Konjunkturlage. Wie keine andere Branche leidet das Verarbeitende Gewerbe unter der weltweiten Rezession. Nur ein einziges Segment ist zurzeit von der schlechten Konjunkturlage noch stärker negativ betroffen als der industrielle Mittelstand: die international orientierte Großindustrie.

Industrie von Konjunkturlage besonders betroffen
Die sich gegenüber den mittelständischen Firmen viel rascher und deutlicher verschlechternden Einschätzungen zur Konjunkturlage der großen Industrieunternehmen sorgten für eine Stimmungsverschiebung zugunsten der KMU im Jahresverlauf.

So bewerteten die Mittelständler im Schlussvierteljahr ihre Konjunkturlage und das allgemeine Geschäftsklima um gut sieben Zähler weniger schlecht als die Großunternehmen. Letztmalig so hoch war der Vorsprung zum Ende des Rezessionsjahres 1993.

Konjunkturlage verschlechtert Investitionsklima
Angesichts der sich verschlechternden Konjunkturlage sowie der durchgängig sehr schwachen Umsatz- und Ertragserwartungen ließ auch die Investitionsbereitschaft der kleinen und mittleren Unternehmen erstmals seit fünf Jahren wieder nach.

Ende 2008 gaben rund 44 Prozent der Mittelständler an, Investitionen für das erste Halbjahr 2009 zu planen. Mit einem Minus von rund sechs Prozentpunkten hielt sich der Rückgang der Investitionsneigung vor dem Hintergrund der schlechten Konjunkturlage aber noch in vergleichsweise engen Grenzen. Dies mag darauf hindeuten, dass die Mittelständler zu einem erheblichen Teil auch in der Rezession ihre Produktionsanlagen nicht veralten lassen wollen.

Konjunkturlage und Beschäftigungsentwicklung in KMU
In die gleiche Richtung deuten auch die Beschäftigungsentwicklung sowie die Beschäftigungspläne (0062 – Die Personalbedarfsplanung im Rahmen des Personalbestandscontrollings) der kleinen und mittleren Unternehmen. Ähnlich wie bei den Investitionsplänen war der Rückgang bei den Beschäftigungsplänen bei Weitem nicht so ausgeprägt wie dies bei der schlechten Konjunkturlage zu erwarten gewesen wäre.

Viele Mittelständler sind weiterhin bestrebt, knappes Fachpersonal auch in einem schlechten konjunkturellen Umfeld zu halten, um für den nächsten Aufschwung gerüstet zu sein.

Weitere Informationen zur Konjunkturlage kleiner und mittlerer Unternehmen finden Sie im Mittelstandsmonitor 2009.