Zum Wissenstransfer zwischen Hochschulen und Mittelstand

Der Mittelstand nutzt das an Hochschulen vorhandene Wissen noch viel zu wenig. Mangelnde Informationen über den Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis scheinen hierbei das größte Hindernis zu sein.

Das an Hochschulen vorhandene Wissen wird von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) noch viel zu selten genutzt. Mangelnde Informationen über den Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis werden hierbei als ein wesentliches Hindernis angesehen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht der Fachhochschule Düsseldorf.

Wissenstransfer und Innovationen
Für die deutsche Wirtschaft sind Innovationen von außerordentlicher Bedeutung. Daher ist es besonders wichtig, dass Ergebnisse und moderne Verfahrensweisen der öffentlich organisierten Forschung und Entwicklung (F&E) bei den Unternehmen ankommen. Vor allem Klein- und Mittelunternehmen sollten stärker in den Prozess des Wissenstransfers einbezogen werden.

Der Forschungsbericht des Fachbereiches Wirtschaft der Fachhochschule Düsseldorf "Analyse von Barrieren und Hemmnissen beim Wissenstransfer zwischen Hochschulen und KMU" deckt Barrieren und Hemmnisse an der Schnittstelle zwischen Hochschulen und Unternehmen auf und versucht, die Ursachen für die Probleme beim Wissenstransfer zu ergründen.

Bedeutung des Wissenstransfers
Forschung und Entwicklung (F&E) gehören zu den Kernaufgaben einer modernen Wirtschaft. Dies hat auch die Politik seit Langem erkannt und entsprechende Rahmenbedingungen erarbeitet. So hat zum Beispiel der Europäische Rat bereits 2002 auf seiner Tagung in Barcelona das Ziel ausgegeben, bis zum Jahr 2010 mindestens 3 Prozent des Bruttoinlandproduktes für F&E einzusetzen. Zwar sind in Deutschland in der Zwischenzeit einige Fortschritte erzielt worden, dennoch sind noch einige Steigerungen notwendig, um dieses Ziel zu erreichen.

F&E findet in Unternehmen, Hochschulen sowie staatlichen und privaten Forschungsinstituten statt. Dabei entfällt der weitaus größte Teil aller F&E-Aktivitäten auf Unternehmen. Nur etwa 20 Prozent der F&E-Ausgaben der Unternehmen gehen an die Hochschulen des Landes.

Aktuelle Studie zum Stand des Wissenstransfers
Im Rahmen ihrer Studie zum Wissenstransfer hat die Fachhochschule Düsseldorf 47 Unternehmen zu Einschätzungen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Hochschulen bei der Auftragsforschung befragt. Rund drei Viertel der Unternehmen setzen sich aktiv mit innovativen Entwicklungen auseinander, hierbei spielen Hochschulen jedoch keine herausragende Rolle.

Als Gründe hierfür nennt der Bericht vor allem fehlendes Wissen über Angebote im Bereich der F&E und eine ungeeignete Form der Abwicklung entsprechender Kooperationen. Vor allem werden die bürokratischen Strukturen der Hochschulen als Hindernis für eine aktivere Zusammenarbeit genannt.

Die gesamte Studie zum Wissenstransfer umfasst vier Stufen:

  • Stufe 1 – Bedeutung von Transfer-GmbHs für den Wissenstransfer: Befragung von KMU, zur Bedeutung von Transfer-GmbHs für den F&E-Transfer mit Hochschulen.
  • Stufe 2 – Bedingungen für den Ausbau des Wissenstransfers: Befragung von KMU, um die Zusammenhänge zwischen dem Abbau von Hemmnissen beim F&E-Transfer und den Bedingungen für eine Ausweitung des F&E-Transfers aufzudecken.
  • Stufe 3 – Bedeutung von Transfer-GmbHs: Befragung von Professoren der Fachhochschule Düsseldorf zur Bedeutung von Transfer-GmbHs für die Steigerung des Wissenstransfers von F&E mit Unternehmen.
  • Stufe 4 – Aufdeckung von Hemmnissen beim Wissenstransfer: Ausweitung der Befragung von Professoren auf weitere Fachhochschulen in NRW, um die Zusammenhänge zwischen dem Abbau von Hemmnissen bei der Mitwirkung im F&E-Transfer und den Bedingungen für eine Ausweitung des Einsatzes im drittmittelrelevanten F&E-Transfer der Fachhochschulen aufzudecken.

Ergebnisse der Studie zum Wissenstransfer
Zusammenfassend wird in der Studie festgestellt, dass vielen KMU noch das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Innovationen fehlt. Darüber hinaus fehlen insbesondere den KMU Kenntnisse über Möglichkeiten des Wissenstransfers und Technologietransfers mit Hochschulen. Wer das Angebot nicht kennt und keinen Zugang zu solchen Informationen hat, trifft seine unternehmerischen Entscheidungen ohne ausreichende Datenbasis. So erklärt sich auch die dringende Forderung der KMU nach einem Überblick über die F&E-Profile aller NRW-Hochschulen.

Dass solche Defizite durch ein aktives F&E-Marketing der Hochschulen beseitigt werden müssen sehen auch die befragten KMU so. Nur so kann die latente Nachfrage nach angewandter Forschung in konkrete F&E-Projekte umgesetzt werden.

Das größte Hemmnis beim Wissenstransfer besteht jedoch in dem aus Sicht der Unternehmen besonders hinderlichen Bürokratismus an den Hochschulen. Gerade in diesem systembedingten Spannungsfeld könnten allerdings Transfer-GmbHs eine gangbare Brücke schlagen. Sie sind einerseits als Anbieter bzw. Vermittler von Forschungsdienstleistungen selbst Teil des Marktes, andererseits verfügen sie aufgrund ihrer Nähe zur Hochschule über die notwendigen Kontakte innerhalb der Forschungseinrichtungen.

Auch die von KMU häufig geäußerten Vorbehalte, mit Fragen zum Wissenstransfer von F&E überhaupt an Hochschulen oder Forschungseinrichtungen heranzutreten, könnten durch einen mehr nachfrageorientierten, zielgruppenspezifischen Transfer abgebaut werden. Eine stärkere Annäherung von Wirtschaft und Wissenschaft als Voraussetzung für eine deutliche und nachhaltige Zunahme des Wissenstransfers wäre damit möglich.

Der Forschungsbericht "Analyse von Barrieren und Hemmnissen beim Wissenstransfer zwischen Hochschulen und KMU" steht als PDF-Datei (471 KB) zum Download im Internet bereit.