Zum Unterschied zwischen Einzelkosten und Gemeinkosten

Einzelkosten können den Kostenträgern direkt zugerechnet werden. Demgegenüber ist bei Gemeinkosten eine Schlüsselung erforderlich.

In einer weiten Auslegung bezeichnet man als Einzelkosten solche Kosten, die einem Kalkulationsobjekt (Kostenträger, Produktlinie, Kostenstelle, Auftrag, Periode und so weiter) oder einer anderen Bezugsgröße direkt zugeordnet werden können. In der Regel werden Kostenträger-, Kostenstellen- und Periodeneinzelkosten unterschieden. Fehlt den Kosten das Merkmal der direkten Zurechenbarkeit, so werden sie als Gemeinkosten
bezeichnet.

In einer etwas engeren Auslegung liegt der Einteilung der Gesamtkosten in Einzelkosten und Gemeinkosten allein die unterschiedliche Zurechenbarkeit zu hergestellten oder abgesetzten Produkten als Kostenträgern zugrunde. Lassen sich Kosten direkt, das heißt ohne Schlüsselungen einem Kostenträger zurechnen, so handelt es sich um Einzelkosten.

Sondereinzelkosten
Ist zumindest eine auftragsbezogene Zurechnung von Kosten möglich, so liegen Sondereinzelkosten vor. Typische Beispiele für Sondereinzelkosten der Fertigung sind Kosten für Spezialwerkzeuge, Lizenzen oder Modelle, die speziell für einen bestimmten Auftrag erworben bzw. angefertigt werden müssen. Zu den Sondereinzelkosten des Vertriebs gehören vor allem Verpackungs- und Frachtkosten.

Gemeinkosten
Im Gegensatz zu den Einzelkosten, die einem bestimmten Kalkulationsobjekt direkt zugeordnet werden können, fehlt den Gemeinkosten diese Möglichkeit. Man unterschiedet in der Kostenrechnung – zumindest in Prodktionsunternehmen – folgende Gemeinkosten

Unechte Gemeinkosten
Nicht selten werden allerdings bestimmte Kosten aus Wirtschaftlichkeitsgründen als Gemeinkosten behandelt, obwohl eine eindeutige Zuordnung zu einem Produkt – zumindest theoretisch – durchaus möglich wäre. Ein typisches Beispiel dafür sind Kosten für Hilfsstoffe, deren Verbrauch meist nur monatlich für die Gesamtleistung einer Kostenstelle, nicht aber für jede Endproduktart und erst recht nicht für einzelne Mengeneinheiten des Endproduktes erfasst wird. Diese Kosten bezeichnet man dann als unechte Gemeinkosten.

Fixe und variable Kosten
Während Einzelkosten grundsätzlich variabel sind, handelt es sich bei fixen Kosten immer auch um Gemeinkosten. Umgekehrt bestehen die variablen Kosten allerdings nicht nur aus Einzelkosten, denn auch Gemeinkosten können durchaus mit der Beschäftigung, das heißt in Abhängigkeit von der Produktionsmenge, schwanken.

Schlüsselung von Gemeinkosten
Die mehr oder weniger willkürliche Wahl von Schlüsselgrößen zur Verteilung von Gemeinkosten birgt die große Gefahr von Verteilungsfehlern in sich.

Selbst wenn man gedankliche Hilfskonstruktionen bzw. Schlüsselgrößen findet, die ein proportionales Verhältnis zu den Gemeinkosten plausibel erscheinen lassen, zum Beispiel beheizte Quadratmeter oder Anzahl der Heizrippen zur Verteilung der Heizungskosten, lässt sich nicht sicherstellen, dass eine annähernd verursachungsgerechte Kostenverteilung gefunden wurde.

Diese Tatsache wird deutlich, wenn man für bestimmte Gemeinkosten mehrere Verteilungsschlüssel zur Auswahl hat, die alle zu verschiedenen Ergebnissen führen. Zur Reduzierung der Fehlerwahrscheinlichkeit wird zwar eine Kombination von möglichen Schlüsseln vorgeschlagen, aber auch hierbei handelt es nur um eine heuristische Vorgehensweise, die das Fehlerpotenzial nicht reduziert, da zur Verrechnung von Gemeinkosten auf Kostenträger gleich zwei Schlüsselungen vorgenommen werden:

  • Im Rahmen der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung werden die Gemeinkosten der allgemeinen Kostenstellen durch Umlagen auf die Endkostenstellen verteilt.
  • In der Kostenträgerrechnung werden die primären und sekundären Gemeinkosten der Endkostenstellen wiederum durch Schlüsselgrößen auf Kostenträger umgelegt.

Die Entscheidung für die Auswahl und Anwendung bestimmter Schlüssel für die Verteilung von Gemeinkosten ist immer mit Willkür behaftet. Es gibt keinen Gemeinkostenschlüssel, für Objektiv betrachtet der richtige ist.

Davon abgesehen gibt es für die mit der Schlüsselung von Gemeinkosten verbundene Proportionalisierung fixer Kosten kein Kriterium, mit dessen Hilfe die richtige Basisbeschäftigung bestimmt werden könnte. Die fixen Kosten werden eben nicht durch einzelne Leistungseinheiten verursacht, sondern durch Dispositionen ausgelöst, die auf Basis langfristiger Erwartungen über das Produktions- und Absatzprogramm getroffen werden.

 

  • Fertigungsgemeinkosten
  • Materialgemeinkosten
  • Verwaltungsgemeinkosten
  • Vertriebsgemeinkosten