Zeitmanagement: Notieren und nichts mehr vergessen

Die besten Gedanken können plötzlich verschwunden sein. Haben Sie sie vorher aufgeschrieben, dann behalten Sie sie auch viel einfacher. Sie kennen das bestimmt auch: Wenn Sie sich Gedanken und Ideen notieren, dann vergessen Sie diese nicht so schnell.

Der Klassiker im Alltag ist da vielleicht der Einkaufszettel. Und der hat schon eine ganz merkwürdige Eigenart: Haben Sie die benötigten Artikel einmal auf einen solchen Zettel geschrieben, dann haben Sie oft den größten Teil der Produkte immer noch im Kopf, wenn Sie im Supermarkt ankommen und den Zettel haben liegen lassen.

Im Beruf lohnt sich das Aufschreiben von vorbeirasenden Gedanken durchaus, es könnte immer ein genialer Gedanke sein, der später sehr hilfreich ist. Am Arbeitsplatz sollten Sie daher immer die Option für eine rasche Notiz haben, so haben Sie immer die reelle Chance, innovatives Gedankengut für sich und andere festzuhalten.

Vorab sei gesagt, dass das Vergessen eine durchaus normale Erscheinung ist. Damit schützt sich Ihr Kopf gewissermaßen selbst vor zu viel Informationen. Er geht also her und entscheidet ganz eigenmächtig, was weg kann und was Sie behalten. Nicht ganz nett, aber auch grundsätzlich nicht zu ändern. Änderbar ist allerdings die Anzahl der Dinge, die Sie vergessen. Ein Mindestmaß an Informationen wird Ihr hoffentlich kluger Kopf immer gern vergessen, durch passende Unterstützung per Notiz reguliert sich dieser Anteil aber nach unten.

Warum merken Sie sich das Aufgeschriebene besser?

Um diesen Zusammenhang zu begreifen, ist eine kleine Reise in das menschliche Gehirn notwendig. Das Gehirn besteht aus verschiedenen Bereichen, die jeweils für unterschiedliche Bereiche zuständig sind. Ganz grob unterscheidet man einen Bereich für das Visuelle, einen für das Akustische, einen für das Emotionale, einen für das Taktile und weitere Einflüsse.

So unterschiedlich die Aufgaben der einzelnen Bereiche sind, sie sind dennoch alle miteinander vernetzt und interagieren gewissermaßen über diese Vernetzung. Hören Sie uns etwa eine Nachricht an, so wird ganz neben bei durch die akustischen Reize auch Ihr Sprachzentrum angeregt. Wann immer Sie Dinge emotional erleben oder aber mit schon gespeicherten Informationen zu verknüpfen im Stande sind, können Sie die Informationen besser abspeichern.

Wenn Sie ganz frische Information aufnehmen, dann funktioniert das besonders gut, wenn dafür mehrere Reize benötigt werden. Also schmecken und riechen, sehen und fühlen. Entscheidend ist letztlich immer die Interaktion der einzelnen Hirnbereiche.

Und je mehr dieser Bereiche bei der Informationsaufnahme aktiv sind, desto besser funktioniert die Speicherung. In der Praxis bedeutet dies eine Verbesserung des Kurzzeitgedächtnisses und auch letztlich der Einspeicherung in das Langzeitgedächtnis.

Beim Schreiben bedient man sich ebenfalls mehrerer Bereiche des Gehirns. Sie hören oder sprechen die Information und stellen sie sich dann sogar noch kurz vor. Das passiert immer vor dem Schreiben. Die Notiz selbst ist dann die Ausführung der Vorstellung. Beim Schreiben passieren dann gleich noch weitere Dinge.

Sie müssen nämlich während des Schreibvorgangs festlegen, was als Nächstes geschrieben wird, egal ob Sie einen ganzen Text schreiben, nur einzelne Stichpunkte oder Kommentare. Sie erkennen bereits, dass das Schreiben ein durchaus komplexer Prozess ist, bei dem auch noch die Feinmotorik gefragt ist. Schließlich schreiben Sie entweder mit einem Stift oder tippen unsere Botschaft auf einer Tastatur.

Denken Sie nun noch einmal daran, dass Informationen besonders gut aufgenommen und festgehalten werden, wenn mehrere Bereiche im Gehirn zusammenarbeiten, dann können Sie schon ahnen, warum die Notiz ein gutes Mittel zum besseren Behalten von Informationen ist.

Hilfe zur Intelligenz

Intelligente Menschen haben nicht nur eine günstige Veranlagung, so viel weiß man heute darüber. Unter anderem trägt auch das Aufschreiben von Informationen unbedingt zur Erhaltung und sogar zur Steigerung der Intelligenz bei. Dadurch, dass die unterschiedlichsten Bereiche des Gehirns beim Schreiben ständig trainiert und die neuronalen Verbindungen damit gestärkt werden, schafft man etwas, das als Grundlage für Intelligenz gilt: ein leistungsstarkes Gehirn.

Und an dieser Stelle soll Ihnen sogar eine Warnung ausgesprochen sein: Wenn Sie Ihre guten Gedanken alle vorbeiziehen lassen, ohne sie schriftlich festzuhalten, dann verweigern Sie Ihrem Gehirn nicht nur ein gutes Training, Sie erschaffen sogar ein Contra-Training. Denn ein Gehirn nicht zu fordern bedeutet nicht etwa Verkümmerung, sondern Training zum Kapazitätsabbau.

Beobachten Sie doch einmal aus reinem Interesse sich selbst und Ihre Umgebung. Ihnen dürfte durchaus auffallen, dass jene Menschen, die höchst selbst zu Stift und Papier beziehungsweise zur Tastatur greifen, meist schneller Dinge aus dem Kurzzeitgedächtnis verlieren, als die eifrigeren Schreiber.

Und wenn Sie auch dazugehören, dann dürfen Sie sich freuen: Durch regelmäßiges Schreiben können Sie die richtigen Bereiche des Gehirns in die richtige Richtung trainieren. Sie können also Ihre Gedanken regelrecht beflügeln und die Verbindungen Ihrer einzelnen Bereiche im Gehirn merklich verbessern und optimieren.

Der Nutzen der Notiz

Wenn Sie etwas aufschreiben, dann haben Sie in der Regel auch einen Nutzen von der Notiz. Nicht nur das genannte Hirntraining wird absolviert und die Information gespeichert, es entsteht auch ein Schriftstück von durchaus gutem Inhalt. Man hat diesbezüglich einmal Studenten untersucht. Ein Teil hat während einer Vorlesung Notizen angefertigt, der andere Teil nicht. I

m Ergebnis hatten zwar beide ähnlich viel (rund 40 Prozent) vom Vortrag im Kopf, der Teil der Mitschreiber hatte aber eben ein Schriftstück mit den relevanten Informationen in der Hand. Relevant deshalb, weil in dieser Situation die einströmenden Informationen gleich verarbeitet werden und der Schreiber entscheiden muss, was er nun aufschreibt und was nicht.

Er filtert also die Informationen und beschäftigt sich mit den Inhalten, beides dient einem nutzbaren Ergebnis und verschafft letztlich einen immensen Vorteil. Das Gehirn schafft sich sozusagen durch die zweifache Speicherung – einmal direkt im Gehirn und einmal per Zwischenspeicher in Form vom geschriebenen Wort – eine fundierte Wissensgrundlage.

Zwischen wichtig und unwichtig unterscheiden

Ganz neue Untersuchungen gehen noch einen Schritt weiter und unterstellen dem menschlichen Gehirn, dass es notierte Informationen ähnlich abspeichert wie selbst erlebte oder getane Dinge. Etwas selbst zu tun bedeutet in jedem Fall, dass eine Vielzahl von Verbindungen im Gehirn beansprucht und trainiert werden und mehrere Bereiche des Gehirns zeitgleich agieren. Unter diesem Gesichtspunkt dürfen Sie also zusätzlich davon ausgehen, dass das Schreiben Ihr Denken und Können fördert.

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