Wieviel Pädagogik braucht berufliche Bildung?

Welche pädagogischen Kompetenzen brauchen Ausbilder und Lehrende in der beruflichen Aus- und Weiterbildung? Diese Frage lässt sich nur beantworten, wenn wir auf die unterschiedlichen Stufen beruflicher Bildung - von der Vorförderung bis zum Managementseminar - schauen.

Das Fach Pädagogik hat es nie ganz leicht gehabt, als vollwertige und wissenschaftliche Disziplin anerkannt zu werden. Noch vor 150 Jahren wurden Unteroffiziere ohne pädagogische Kompetenzen nach Beendigung ihrer Dienstzeit als Dorfschullehrer eingesetzt.

Trotz der Bestrebungen der Reformpädagogik in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war das Verhältnis zwischen Allgemeinbildung, beruflicher Bildung und pädagogischen Fähigkeiten in der beruflichen Bildung ungeklärt.

Die siebziger Jahre gaben Pädagogik und beruflicher Bildung einen neuen Schub
Nach Schaffung des Berufsbildungsgesetzes und der Professionalisierungsdebatte mit der Institutionalisierung des Faches Pädagogik als wissenschaftliche Disziplin wurde die Pädagogik als eigenständige Disziplin in Schule und Beruf ernster genommen.

Die Selbstverständlichkeit der Ausbildereignungsprüfungen für Kaufleute und Meister symbolisieren die Bedeutung pädagogischer Handlungskompetenz – mittlerweile nicht nur auf dem Feld der Ausbildung von Jugendlichen, sondern auch in der Aus- und Weiterbildung von Erwachsenen.

Es gilt das Prinzip: Je niedriger die Ausbildungsstufe, desto mehr Pädagogik
In dem Lehrerberuf hat sich das curriculare Prinzip eingeschlichen, dass auf niedrigeren Ausbildungsstufen mehr Pädagogik studiert werden muss als bei höheren. Grob gesprochen bedeutet dies, dass in der Ausbildung von Sonderschullehrern und Grundschulschullehrern mehr theoretische Reflexion und pädagogische Handlungskompetenz erwartet wird, als bei Gymnasial-, Berufsschul- oder gar Hochschullehrern.

In der Berufsschullehrerausbildung ist Pädagogik häufig nur Begleitfach
In der Gewerbe- oder Handelslehrerausbildung dominieren die fachlichen Erwartungen an das Lehramt. Man kann davon ausgehen, dass maximal ein Fünftel des Studienprogrammes mit pädagogischen Lehrveranstaltungen ausgefüllt werden muss. Immerhin, für Hochschullehrer sind Nachweise in Pädagogik im Regelfall nicht vorgesehen.

Unterschiedliche Ausbildungsstufen erwarten unterschiedliche Kompetenzen von Lehrern und Ausbildern
In der Tat kann man ein System in der beruflichen Bildung und Weiterbildung erkennen, dass von den Stufen der Ausbildung unterschiedliche pädagogische Kompetenzen erwartet. Nach meiner Erfahrung – als jemand, der auf allen Stufen tätig gewesen ist – lassen sich grob folgende Stufen unterscheiden:

  • Vorförderphasen der beruflichen Bildung
  • Berufsausbildungen mit Kammerabschluss
  • Fachschulabschlüsse
  • Fachhochschul- und Universitätsabschlüsse
  • Managementseminare und Coaching für Top-Führungskräfte