Wer oft im Business präsentiert, kann das irgendwann recht routiniert. Kein Anlass mehr für Lampenfieber. Präsentieren könnte also beinahe Spaß machen. Der erhoffte gute Eindruck wäre schon fast selbstverständlich.
Eine Präsentation kann ein Karriere-Sprungbrett sein
So eine Präsentation ist gerade der Moment in dem es wirklich darauf ankommt. Präsentationen in Meetings sind das Karrieresprungbrett Nummer Eins. Hier können Sie sich von Ihrer kompetentesten Seite zeigen, Charme und Charisma versprühen und Eindruck machen. Ihr Publikum: Führungskräfte anderer Abteilung, Top-Manager, manchmal auch der CEO.
Wer hier glänzt, macht einen großen Schritt nach vorn. Doch schnell wird das Schaulaufen zum Spießroutenlauf. Die Neider, Wichtigtuer und Besserwisser sind überall. Was, wenn die Ihnen Ihren Auftritt nicht gönnen, die Bühne für sich wollen, oder Sie gar scheitern sehen wollen? Schon der Gedanke daran kann Ihnen die Schweißperlen auf die Stirntreiben. Und schwupps, schon ist auch das Lampenfieber wieder da. Wie kommen Sie aus diesem Teufelskreislauf raus?
Die schlechte Nachricht zuerst: Störer und Killerphrasen wird es immer geben. Sie können die Anderen nicht ändern. Das heißt aber in der Folge: Ob Sie sich blamieren oder einen souveränen Auftritt hinlegen, liegt nicht an den Anderen sondern nur an Ihnen. Manche Redner meistern solche Situationen einfach souverän.
Die gute Nachricht: Wenn Sie diese Verantwortung annehmen, haben Sie auch die Kontrolle über die Situation wieder ganz in Ihrer Hand. Damit können Sie bereits den ersten Feind in die Flucht schlagen
Die Angst vor der Präsentation
Lampenfieber und Sprachlosigkeit sind eine direkte Folge von Angst. Denn Angst schüttet Adrenalin aus. Ihr Körper ist optimal vorbereitet auf Kampf, Flucht oder Starre. Und genau das tut Ihr Organismus mit der Sprachlosigkeit auch. Angst bekämpft man besten, in dem man sich klar macht, wovor man Angst hat, und schon im Vorfeld etwas dagegen unternimmt.
In diesem Fall ist es die Angst vor der Blamage, vielleicht auch die Angst vor der Hilflosigkeit. Je nach Situation auch die Angst im Meeting seine Verhandlungsposition zu verlieren. Die Gegenmaßnahme: Sie machen sich einen genauen Plan, wie Sie reagieren werden. Dann trainieren Sie diese ausgesuchte Reaktion – wie eine Fußballmannschaft Standardsituationen trainiert.
Plötzlich haben Sie einen Grund, sich über die Zwischenrufer zu freuen. So wie die Fußballmannschaft in jeder Standardsituation ihre Chance zum Tor sieht. Wer hier souverän reagiert, der punktet. Vorfreude statt Angst? Gute Vorbereitung ist alles! Aber wie reagiert man denn nun am besten auf unfaire Bemerkungen?
Kennen Sie diese Einwände aus Ihren Meetings?
Hier die häufigsten Killerphrasen:
- „So ein Blödsinn!“
- „Das funktioniert nie!“
- „Das haben wir alles schon probiert!“
- „Typisch Marketing“
- „Das ist doch meilenweit weg von unserer Praxis“
- „Sie haben ja keine Ahnung“
Wie reagieren Sie auf Killerphrasen?
Wenn wir nicht in Sprachlosigkeit verfallen, kommt eine Alternative fast automatisch. Wir werden wütend, nehmen uns den Störenfried vor, verbitten uns diese Unverschämtheiten. Am liebsten würden wir ihn des Raumes verweisen. Ganz gleich ob Sie in der Position dazu sind, tun Sie es nicht. Oder nur als allerletzte Option.
Denn die wütende Reaktion zeigt alles, nur keine Souveränität. Sie beweisen, dass Sie von dem Zwischenrufer getroffen worden sind. Sie reagieren unbeherrscht. Zeigen sich ähnlich hilflos, aber benehmen sich schlechter als der Sprachlose. Vermeiden Sie Wut! Denn Wut zerstört. Zuerst den positiven Eindruck von Ihnen. Dann die Beziehung zu Ihrem Gegner. Vielleicht am Ende Ihre Karriere.
Eine weitere Alternative könnten sein, die Zwischen rufe einfach zu überhören und den Vortrag durchzuziehen, als ob nichts wäre. Das scheint ja allemal besser zu sein, als ein Wutausbruch. Aber der Zwischenrufer fühlt sich zu recht übergangen, nicht wahrgenommen und ignoriert.
Seine Reaktion könnte sein, umso heftiger um Ihre Aufmerksamkeit zu kämpfen. Alles könnte noch schlimmer werden. Außerdem bekommen alle Zuhörer mit, dass Sie den Zwischenrufer übergehen. Sie wirken plötzlich arrogant. Es muss noch besser gehen.
Passen Sie auf mit Ihrer Schlagfertigkeit
Die meisten Menschen wünschen sich für solche Situationen eine intelligente rhetorische Schlagfertigkeit. Wie in einem Florettkampf könnten wir dann den Gegner mit einer eleganten, geistreichen Bemerkung, einfach so, entwaffnen.
- „Ihr Blödsinn macht mich ganz krank!“
- „Oh das tut mir leid, kann ich Ihnen einen Therapeuten empfehlen?“
Voilá! Das klingt im ersten Moment souverän, und nach der Wunderwaffe, für jedes schwierige Meeting mit diesen Wichtigtuern. Aber Vorsicht: Sie haben so einmal die Lacher auf Ihrer Seite – aber Sie gewinnen einen Feind fürs Leben.
In manchen Präsentationsseminaren wird auch empfohlen, den Zwischenruf ganz clever an das ganze Publikum weiterzuleiten.
- „Ich gebe die Frage mal an das Plenum weiter. Was meinen Sie, sehen Sie das auch so negativ?“
Diese Technik soll den Störenfried aus der Deckung in der anonymen Menge herauszerren. Er soll dadurch schnell kleinlaut und weniger angriffslustig werden. Die Menge steht dann natürlich auf Ihrer Seite. Sie sind ja zu Unrecht unfair angegriffen worden und im Recht.
Ist das wirklich so? Ich wäre mir da nie so sicher. Auch dieser Schuss kann nach hinten losgehen. Möglicherweise sieht die Masse der Zuhörer meine Beiträge genauso kritisch. Der Zwischenrufer bekommt dann auch noch Rückenwind. Und der bläst Ihnen dann ganz hart ins Gesicht. Oder noch schlimmer, er fühlt sich durch die öffentliche „Strafaktion“ gedemütigt, und wird es ihnen heimzahlen. Glückwunsch!
Die Lösung bei Killerphrasen
Eine gute Lösung: Suchen Sie sich ein Vorbild, dass Sie in einer ähnlichen Situation schon einmal als sehr souverän empfunden haben. Kennen Sie einen eloquenten Manager? Oder vielleicht einen erfolgreichen Showmaster, der in jeder Situation sympathisch wirken muss? Wie würde z. B. Markus Lanz vor der Kamera auf einem Angriff unter der Gürtellinie reagieren?
Wahre Souveränität liegt darin, sich gar nicht erst angegriffen fühlen zu müssen. Dann gilt nämlich: Kein Angriff, keine Wut! Außerdem: kein Kampf, kein Gegner, kein Verlierer! Sie brauchen dann kein Florett und keine rhetorische Waffe. Stellen Sie sich vor, Sie könnten den Zwischenruf einfach ernst nehmen.
Sie könnten wertschätzend und konstruktiv nachfragen, was genau der Zwischenrufer meint. Sie könnten auf seine Bedenken eingehen. Seine Informationen freundlich aufnehmen und in Ihrem Vortrag berücksichtigen. Was würde nun mit Ihrem Ansehen geschehen? Wie würde Ihr Publikum das aufnehmen?
Was würde aus Ihrer Beziehung zu Ihrem Zwischenrufer? Aber wie soll das möglich sein, wenn derjenige doch absichtlich Ihren Vortrag zerstören möchte? Da kann man doch gar nicht anders als wütend sein. Doch, kann man!
Hier kommt die Strategie:
Bedenken Sie die Zwei-Prozent-Regel. Wir Menschen sind viel zu schnell damit, Anderen eine schlechte Absicht oder himmelschreiende Dummheit zu unterstellen. Aber in den meisten Fällen urteilen wir falsch. Die Psychologie kann dieses Phänomen messen und nennt es den „fundamentalen Attributionsfehler“. Tatsächlich treten uns die Menschen aber nur in zwei Prozent aller Fälle wirklich mit negativen Absichten gegenüber.
In Ihrem Fall könnte es sein, dass sich der Zwischenrufer nur ungeschickt ausdrückt. Vielleicht weil ihn selbst gerade die Wut über etwas übermannt. Vielleicht hatte er morgens einen Streit mit seiner Frau und ist jetzt schlecht drauf. Jedenfalls meint er mit großer Wahrscheinlichkeit nicht Sie. Die Zwei-Prozent-Regel sagt: „Behandle nicht alle Menschen schlecht, nur weil es gerade zwei Prozent so verdient hätten. Du irrst dich fast immer und tust den meisten Unrecht!“
Die Schwierigkeit ist, in den meisten Fällen sieht es aber für uns wirklich nach purer Gemeinheit aus. Wir Menschen sind genetisch darauf gepolt, eher das Negative anzunehmen und eher einen Angriff zu vermuten. Nun wissen Sie aber um die Irrtumswahrscheinlichkeit von 98%. Die in der Steinzeit noch sinnvolle „Gefahr-Vermutung“ ist in heutigen sozialen Kontexten meist schädlich.
Fragen Sie sich deshalb vor jeder Reaktion:
- „Können Sie sich zu hundertprozentig sicher sein?“ und „Könnte es auch noch irgendeine andere Erklärung geben?“
Denn, wenn Sie ehrlich sind, gibt es immer eine weitere mögliche Erklärung. Sehr oft sind die bösen Zwischenrufer tatsächlich besonders engagiert und sehen nur die Sachlage anders. Und dann ist es nur das angegriffene Selbstwertgefühl des Redners, das schlechte Motive unterstellt und unangemessen reagiert.
Vermeiden Sie Schubladen-Denken
Vermeiden Sie es, überhaupt jemals in Kategorien wie Wichtigtuer, Störenfried und Feind zu denken. Niemals! Ihr negatives Denken wird sonst schnell zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Wenn Sie jemanden wie einen Feind behandeln, wird er danach mit Sicherheit zu einem werden.
Wollen Sie das? Behandeln Sie jeden im Publikum immer wie Ihren besten Freund. Dann bleibe Sie immer sympathisch. Was würden Sie tun, wenn Ihr bester Freund so eine Killerphrase loslassen würde? Seltsam, beste Freunde dürfen sowas. Warum? Weil wir Ihnen eben nie eine schlechte Absicht unterstellen. Die meisten Menschen würden hellhörig werden und mit dem Einwand ihres Freundes arbeiten.
Damit das immer gelingt, auch in noch so schweren Runden, helfen Ihnen zwei weitere Techniken.
Die Technik der inneren Haltung
Erstens: eine innere Haltung, bei der es Ihnen um die bestmögliche Lösung für alle geht. Um das sammeln aller relevanten Informationen und das herausfinden der Wahrheit. Dazu müssen Sie davon ausgehen, dass Niemand die Wahrheit kennt. Auch Sie selbst nicht. Jeder hat etwas Wichtiges beizusteuern.
Dabei sind folgende Absichten in einem Dialog vollkommen verpönt: Recht haben wollen, überzeugen wollen, sich durchsetzen wollen, erziehen wollen. Verzichten Sie auf diese (Fehl-)Haltungen und Sie werden nie mehr Schwierigkeiten mit schwierigen Teilnehmern haben.
Der Film vor dem inneren Auge
Zweitens: Drehen Sie vor Ihrem geistigen Auge einen Film. In diesem Film nehmen Sie jeweils Ihren nächsten Auftritt vorweg. Sehen Sie sich, wie Sie absolut freundlich, wertschätzend und souverän mit schwierigen Killerphrasen umgehen. Sehen Sie sich, wie Sie jeden Zwischenrufer mit Freude willkommen heißen und wie Ihren besten Freund ernst nehmen.
Wiederholen Sie diesen Film schnell und oft. Unser Gehirn speichert solche Filme ähnlich ab, wie echte Erfahrungen. So lernen Sie das gewünschte souveräne Verhaltensmuster im Voraus.
Die richtige innere Haltung und die optimalen Reaktion auf „schwierige“ Menschen, kann man nur bedingt aus Texten und Büchern lernen. Am besten nutzen Sie ein gutes Kommunikationstraining, das neben Inhalten auch Wert auf nachhaltige Verhaltensänderung legt.
Tipps für souveräne Reaktionen in Präsentationen
- Suchen Sie sich Ihr Vorbild für souveräne Reaktionen. Wie würde Ihr Vorbild reagieren?
- Vermeiden Sie das „Recht haben“ wollen
- Vermeiden Sie Wut und unbeherrschte Konfrontation
- Bewerten Sie selbst unfaire Angriffe nie negativ. Beachten Sie die Zwei-Prozent-Regel: Ihre Bewertung als „Angriff“ kann ein Irrtum sein
- Behandeln Sie Zwischenrufe wohlwollend, wie willkommene Beiträge eines Freundes