Warum Kommunikation so häufig scheitert
Unser Verhalten im Laufe eines Tages wird zu mehr als 90% nicht von rationalen Überlegungen gesteuert. Es läuft meistens auf „Autopilot“. Der Autopilot steuert unser Verhalten in wenigen hundertstel Sekunden, aufgrund von emotionalen Bewertungen, aufgrund von etablierten Verhaltensmustern, aufgrund unseres Selbstbildes oder unserer sozialen Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe (z.B. „als Polizist verhält man sich so“).
Um in einen Gespräch die Kontrolle zu behalten, und einen guten Dialog zu führen, müssen wir die Fallen kennen.
Kommunikation durch Selbstbewusstsein verbessern
Immer, wenn es um richtig viel geht, wenn viel auf dem Spiel steht, laufen wir Gefahr, dass Gespräche aus dem Ruder laufen. Denn wir oder unser Gesprächspartner haben Angst viel zu verlieren. Oft kochen dabei die Emotionen hoch. Einer der Gesprächsteilnehmer fühlt sich angegriffen, unfair behandelt oder beleidigt.
Und natürlich gehen oft die Meinungen auseinander. Jeder will gerne Recht behalten. Ist ein Redner davon überzeugt, die beste Lösung zu kennen, wird er die anderen Teilnehmer mit allen Mitteln überzeugen wollen. Treffen alle drei Bedingungen aufeinander – es geht um viel, die Emotionen kochen hoch, man ist verschiedener Meinung – ist das Scheitern des Gesprächs fast vorprogrammiert. Streichholz und Benzinkanister!
Angst spielt eine große Rolle beim Scheitern von Kommunikation. Das kann die Angst sein, etwas Wichtiges zu verlieren: Geld, Besitz, liebgewonnene Gewohnheiten. Aber auch Ansehen, Respekt, Status oder Selbstwert. Angst führt zur Ausschüttung von Adrenalin. Das dient dem Körper als Signal, bei Gefahr die Arme, Beine und Muskulatur mit zusätzlichem Blut auszustatten.
Der Körper schaltet auf Kampf, Flucht oder Starre (sich totstellen). In diesem Zustand ist nicht mehr genügend Blut im Gehirn. Rationale Entscheidungen und intelligente Gespräche sind nicht mehr möglich. Wenn Sie oder einer der anderen Gesprächspartner erste Anzeichen von Angst zeigen, brechen Sie das Gespräch ab.
Es sind keine vernünftigen Ergebnisse zu erwarten. Beseitigen Sie den Grund der Angst. Stellen Sie das Vertrauen oder den Respekt wieder her.
Verbessern Sie die Kommunikation durch Lockerheit
Wenn es um viel geht, ist die Neigung groß, sich auf Positionen zu versteifen. Sie wollen Urlaub am Strand, Ihr Partner will in die Berge. Jeder Millimeter, den Sie oder Ihr Gesprächspartner von Ihrer Position abweichen sollen, bedeutet Verlust. In so einer Situation sind Sie näher am Kampf als am Dialog.
Vorgehensweise: Finden Sie zunächst ein gemeinsames Ziel Ihres Gesprächs. Wo sind Sie beieinander (Common Ground)? Im Beispiel wollen Sie beide miteinander Urlaub machen, um sich gemeinsam vom Alltag zu erholen. Ob Sie sich besser am Strand erholen oder beim Bergwandern ist keine Frage des Zieles.
Es sind nur verschiedene Strategien, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Wenn Sie sich darauf einigen können, ist nun nur noch Kreativität gefragt, wie Sie Lösungen finden können, die beiden gerecht werden. Aber Glückwunsch! Ab jetzt sind Sie schon zurück im Dialog. Also: Finden Sie ein gemeinsames Ziel. Reden Sie nie über Positionen, sondern über mögliche Strategien.
Kommunikation verbessern und Streit vermeiden
Meinungsverschiedenheiten sind der häufigste Grund, warum Gespräche in Streit abgleiten. Jeder der Gesprächspartner weiß doch, dass er Recht hat. Man muss den anderen nur überzeugen. Aber genau da liegt der Fehler. Wer bei einer Meinungsverschiedenheit gewinnt, der erzeugt einen Verlierer. Da niemand gerne verliert, scheitert der Dialog.
Vielleicht gibt einer von beiden leichter nach, aber nur um seine Ruhe zu haben. Der „Rechthaber“ bekommt vielleicht Recht, aber er verschlechtert die Beziehung zum Gesprächspartner. Oft gewinnt nicht einmal die Meinung, die auch am Ende der Realität entspricht. Sondern es gewinnt derjenige, der seine Meinung am härtesten vertreten kann. Das ist jedoch kein Maßstab für die Wahrheit.
Die Konstruktivisten sagen: „Es gibt keine Wahrheit. Jeder lebt in seiner eigenen Welt.“ Und Einstein sagte einmal: „Wenn ein anderer Mensch, der ebenfalls ein Gehirn besitzt, anderer Meinung ist als ich, dann muss ich herausfinden warum.“ Beim Dialog gilt also: „Vertrete deine Meinung, als wüsstest du Wahrheit. Aber höre zu, als wüsstest du nichts.“
Kommunikation durch gemeinsame Ziele verbessern
Das Ziel beim Dialog ist es, dass jeder gleichermaßen seine Meinung in den gemeinsamen Topf der Informationen einbringt. Denn je mehr Informationen im Topf sind, und je mehr Experten Ihre Einschätzung beisteuern, desto besser werden später die Lösungen. Wirksame Kommunikation und echter Dialog, das heißt: so miteinander umgehen, dass am Ende die Beziehungen zueinander besser sind als vorher, wobei besserer Resultate erzielt werden.
Was hilft, um in schwierigen, emotionalen Situationen, zurück zur Selbstkontrolle, zur rationalen Gesprächsführung und zum Dialog zu kommen, erfahren Sie im nächsten Beitrag.
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