Das Scheitern von kleinen Unternehmen
In vielen Fällen ließe sich mit einfachen Maßnahmen eine Unternehmenssicherung erreichen. Aber wie? Für Existenzgründungen ergibt sich häufig eine Negativspirale, die erst den Unternehmer überfordert, um dann seine Gründung mit in den finanziellen Abgrund zu reißen. Zwei Hauptgründe, die einen Firmenzusammenbruch auslösen, sind:
Ursache 1: Fehlender Businessplan
Nur ein vergleichsweise geringer Teil von Existenzgründungen startet mit einem Businessplan. Das hat verschiedene Ursachen, etwa dass das Erstellen eines Businessplans vergleichsweise viel Arbeit macht. Das gilt insbesondere dann, wenn man damit zum ersten Mal konfrontiert wird und keinerlei betriebswirtschaftliches Vorwissen hat.
Neben vielen Gründungsratgebern mit Anleitungen zum Verfassen eines Businessplans sei an dieser Stelle auf die Industrie- und Handelskammern (IHKs) verwiesen. Diese haben häufig nicht nur Gründungsberatungen, sondern bieten auch Vorlagen zum Erstellen von Businessplänen (oft online) oder etwa eintägige Seminare dazu an. Da die IHKs täglich mit Gründungen – und leider auch deren Scheitern – zu tun haben, sind diese Workshops sehr zu empfehlen. Sie haben außerdem den Vorteil, dass sich Gründer untereinander kennenlernen und vernetzen können. So entstehen neue Ideen und Kontakte für die Zukunft.
Ein fehlender Businessplan rührt häufig auch daher, dass es keinen finanziellen Zwang gab, einen zu erstellen. Viele Gründungen sind entweder selbst finanziert oder werden durch die Familie des Gründers mit getragen. Somit entfällt für den Gründer der Zwang, dass er zu einer Bank gehen muss, um einen Gründungskredit zu beantragen. In diesem Fall muss nämlich zwingend ein tragfähiger Businessplan vorgelegt werden.
Gerade der Dienstleistungsbereich erlaubt relativ häufig eine Gründung mit geringem finanziellem Einsatz, z.B. im Bereich des Coachings, der Beratung, des Designs oder der Programmierung. Dementsprechend stellen gerade auch diese Branchen den größten Teil gescheiterter Existenzgründungen. Daher ist es generell zu empfehlen, auch wenn dies nicht von einer Bank eingefordert wurde, für sich selbst einen Businessplan zu erstellen.
Ursache 2: "Ich mache das allein!" – Wenn Selbstverwirklichung an Stelle des Unternehmertums tritt
Viele Einzelunternehmen entstehen aus zwei Gründen: Ein ehemals Angestellter hat an irgendeinem Punkt seiner Firmenzugehörigkeit innerlich gekündigt und möchte es nun als Einzelunternehmer anders und besser machen. Oder ein Gründer hat schon lange eine Idee in sich herum getragen, die reift und schließlich Wirklichkeit werden soll. Letzteres geschieht häufig unter der Maßgabe, dass man das tun soll, was einem Spaß macht.
In beiden Fällen möchte der Existenzgründer sich und seine Ideen verwirklichen. Gute Ideen und selbst gute Konzepte allein sind jedoch keine Garanten dafür, dass ein Unternehmen am Markt bleibt. Nur ein konsequentes Arbeiten im und vor allem auch am Unternehmen sorgt für einen langfristigen Unternehmenserfolg. Was ist damit gemeint?
Lösungsstrategie 1: Arbeiten im Unternehmen
Hiermit ist gemeint, dass der Einzelunternehmer es aktiv annimmt, dass er gleichsam die ganzen Funktionen eines Unternehmens in Personalunion darstellt. Das bedeutet, dass er nicht nur den "fun part", also das, was den Spaß darstellt, ausführt, sondern auch die meist ungeliebten Ausgaben, wie etwa
- Zeitmanagement (Zeitaufteilung, Schaffen von längeren Zeitstrecken, in denen der Unternehmer ungestört arbeiten kann)
- Organisatorische Tätigkeiten (Arbeitsabläufe, Auslieferung von Produkten oder Abgeben von Dienstleistungen)
- Kommunikationsaufgaben (Kundengespräche, Kontakt zu Lieferanten)
- Buchhaltung (Tages-, Wochen- und Monatsabschluss, Zahlungskontrolle und Mahnwesen, Steuererklärung)
- Instandhaltung und Wartung (Auto, Computer und Drucker, Produktionsmaschinen, aber auch Software auf dem neuesten Stand)
- Marketing und Werbung (Erstellen eines Gesamtkonzepts, Umsetzung, das Werben selbst etwa mit flyern).
Daher ist das Erstellen eines Überblicks über alle anfallenden Aufgaben wichtig. Jedoch reicht eine Liste nicht aus. Die Aufgaben müssen auch im Kalender terminiert und umgesetzt werden. In diesem Fall ist Selbstdisziplin notwendig, denn gerade viele Einzelunternehmer ersetzen lästige Pflichtaufgaben gerne durch ihre sogenannte Kernkompetenz. Diese besteht darin das zu tun, was ihnen am meisten liegt, also etwa Logos zu designen.
Lösungsstrategie 2: Arbeiten am Unternehmen
Nur Unternehmer, die ihren Betrieb im Gesamtzusammenhang sehen, bleiben dauerhaft am Markt. Meist wird jedoch keine Zeit für eine kritische Bestandsaufnahme und das Planen langfristiger Strategien eingeplant. Dies gilt vor allem für Einzelkämpfer, die häufig von Auftrag zu Auftrag getrieben sind, um diese möglichst optimal und alleine abzuarbeiten.
Erfolgreiche Einzelunternehmen planen daher oft einen Termin mit sich selbst ein. In dieser Zeit analysieren sie den Ist-Zustand ihres Unternehmens, überprüfen die wirtschaftliche Lage in ihrer Branche und treffen langfristige Strategieentscheidungen. Leitfragen sind beispielsweise
- Womit wird der meiste Umsatz gemacht?
- Was bringt den meisten Gewinn?
- Wie kann der Bereich, der den meisten Gewinn abwirft, gestärkt werden?
- Wohin bewegt sich die Branche? (Neue Produkte bzw. Dienstleistungen, aggressive Wettbewerber, alternative Zahlungsmodelle, Einfluss des Internets und des Internethandels)
- Gibt es mögliche weitere Kundengruppen (Interessenten), die bisher noch nicht bedient werden? Wie können diese als zahlende Kunden gewonnen werden?
- Wo soll der Betrieb in der Zukunft stehen: In einem Jahr? In drei Jahren? In fünf Jahren? In zehn Jahren?
- Müssen neue Ressourcen (etwa Geldquellen, Mitarbeiter, Maschinen und Software) erschlossen werden, um diese zukünftigen Ziele zu realisieren? Wie kann dies geschehen?
Eine weitere Möglichkeit, die Zukunft des Unternehmens zu sichern, besteht darin, dass beispielsweise eine kollegiale Beratung gesucht wird. Dazu gibt es immer mehr Arbeitskreise, die sich in regelmäßigen Abständen treffen. Meist stammen die Teilnehmer aus unterschiedlichen Branchen. In den Treffen stellt jeder Teilnehmer eine Frage oder ein Problem vor, das er lösen muss. In der Gruppe werden dann durch Diskussion oder auch die Anwendung von Kreativitätstechniken Lösungen gesucht. Gruppen kollegialer Beratung werden teilweise durch IHKs organisiert, manchmal auch privat durch Strategieberater.
Die wichtigsten Punkte zur Unternehmenssicherung:
- Das Erstellen eines Businessplans ist eines der wirksamsten Mittel, langfristig am Markt zu bleiben.
- Arbeit im Unternehmen: Unternehmer zu sein, bedeutet, sich um alle Bereiche des Unternehmens zu kümmern. Dies gilt insbesondere für Einzelunternehmer.
- Arbeit am Unternehmen: Die meisten Gründungen scheitern im ersten Jahr. Erfolgreiche Unternehmer reservieren regelmäßig Zeit, um sich entweder allein Gedanken um zukünftige Strategien zu machen. Oder sie suchen Beratung, sei es mittels Workshops (IHKs, Handwerkskammern, Verbände) oder in der kollegialen Beratung.
Werden diese drei Maßnahmen beachtet, dann steht einer langen Lebensdauer des (Einzel?)Unternehmens nichts mehr im Weg.