Wie redigiere ich einen Text? Sieben Profi-Tipps

Um einen Text zu redigieren, benötigen Sie gesunden Menschenverstand, eine gute Portion Urteilskraft sowie ein gewisses Fachwissen. Redigieren bedeutet vervollkommnen. Es ist nur dann sinnvoll, wenn ein Text annähernd fertig ist, d. h. seine Struktur, wesentlichen Inhalte und Argumentation erkennbar ist. Tun Sie es nicht zu früh. Das ist bereits der erste Tipp. Sieben weitere erhalten Sie im folgendem Beitrag.

1. Leser und Inhalt

Hier kommt gleich der wichtigste Tipp: Versetzen Sie sich beim Redigieren immer in die Rolle der Leser. Entspricht der Text deren Erwartungen? Hält er, was er verspricht? Haben die Leser einen Nutzen, wenn sie den Text lesen? Wenn Sie dies alles positiv beantworten können, ist der Text zu 90 Prozent in Ordnung. Falls nicht, stimmt etwas Grundsätzliches nicht. Brechen Sie das Redigieren ab und schicken Sie den Text zurück an den Autor zur inhaltlichen Überarbeitung.

2. Textgattung und Tonalität

Um welche Art von Text handelt es sich? Wo soll er erscheinen? Ein Werbemailing wird völlig anders als eine Zeitungsmeldung getextet. Jede Textgattung hat ihre eigenen Regeln, die beachtet werden müssen. Dazu gehört auch der richtige Ton. Jede Gattung hat ihre eigene Tonalität. Textgattung und Tonalität sind KO-Kriterien. Entspricht der Text diesen nicht, hilft nur ein Umschreiben.

3. Kernaussage und Pointe

Jeder Text sollte bestimmte Kernaussagen oder eine Pointe besitzen. Andernfalls ist er fad oder ohne Belang. Dies gilt selbst für Bedienungsanleitungen. Auch diese müssen die wichtigsten Aussagen klar herausstellen. Eine zentrale Frage beim Redigieren also lautet: Wie lauten die Kernaussagen des Textes? Werden diese nicht ausreichend deutlich, muss nachgearbeitet werden.

4. Argumentation und Faktencheck

Kernaussagen muss ein Text begründen und erläutern. Besonders, wenn es sich um einen Sachtext handelt, müssen alle Argumente abgewogen und alle Fakten überprüft sein. Fragen Sie sich beim Redigieren: Ist die Argumentation einleuchtend? Sind alle Daten und Fakten plausibel und stimmig? Wenn etwas seltsam erscheint, sollte es nochmals überprüft werden.

5. Rechtschreibung, Grammatik und Wording

Natürlich korrigieren Sie beim Redigieren Tippfehler, Interpunktion oder Grammatik. Nutzen Sie die Prüffunktion vieler Programme. Im wirtschaftlichen Umfeld ist oftmals ein bestimmtes „Corporate Wording“ zu beachten. Dieses regelt, welche Worte und Wendungen zu verwenden sind und welche nicht. Vergleichbares gibt es auch im politischen, juristischen oder auch wissenschaftlichen Umfeld. Jeder Bereich hat seine Fachsprache, seine Unworte und Lieblingsworte.

6. Verständlichkeit und Stil

Verständlichkeit bezieht sich nicht nur auf den gesamten Text, sondern gilt für jedes einzelne Wort und jeden einzelnen Satz. Unverständliche Begriffe oder Sätze gehören korrigiert. Punkt. Soweit die Pflicht, jetzt die Kür: der Stil. Je abwechslungsreicher und farbiger ein Text formuliert ist, desto besser kommt er an. Lesen Sie dazu den Beitrag So verbessern Sie Ihren Schreibstil.

7. Ruhe und Abstand

Bitte redigieren Sie nicht, wenn Sie gestresst, todmüde oder genervt sind. Die Gefahr ist dann groß, dass Sie überkritisch einen Text zusammenstreichen. Neben Ruhe benötigen Sie ebenfalls Abstand, ganz besonders wenn es sich um Ihre eigene Texte handelt. Schlafen Sie eine Nacht drüber, besser noch zwei. Erst aus einer gewissen Distanz lassen sich wichtige Dinge erkennen.

Bildnachweis: damark / stock.adobe.com