Wie leite ich eine Arbeitsgruppe?

Gruppenarbeit braucht Regeln

Ruth Cohn hat eine Methode entwickelt, die sie „Themenzentrierte Interaktion“ (TZI) genannt hat. TZI besteht darin, sachliche Gesichtspunkte (Thema) mit dem Menschlichen und Mitmenschlichen (Ich + Wir) in Einklang zu bringen. Die Sach- und Beziehungsebene gehören bei Ruth Cohn zusammen (Von der Psychoanalyse zur themenzentrierten Interaktion, 2009).

Das Grundprinzip dieser Methode ist die „dynamische Balance“

Die Grundelemente einer Arbeitsgruppe, das ICH, das WIR und das ES, müssen gleichgewichtig behandelt werden.

  • ICH = die eigenen Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse
  • WIR = Interaktion in der Gruppe
  • ES = die Aufgabe, das Thema, um das es in der Gruppe geht

Es kommt noch ein vierter Faktor hinzu: der Globus, die Umwelt. Eine Gruppe darf nicht das Umfeld, die Welt, in der wir leben, aus den Augen verlieren. Das wäre realitätsfremd. Die Außenwelt beeinflusst immer die Arbeit in der Gruppe.

Postulate in der Arbeitsgruppe

  • Du bist dein eigener Chairman. Leite dich selbst, sei du selbst!
  • Höre auf deine innere Stimme, deine verschiedenen Bedürfnisse,
    Wünsche, Motivationen, Ideen. Gebrauche alle deine Sinne: Höre, sehe,
    rieche, nimm wahr!
  • Ich mache mir meine Gefühle bewusst und wäge das „Ich soll“ gegen mein „Ich möchte“ ab.
  • Menschliche Achtung gegenüber den anderen.

Hilfsregeln u.a.

  • Vertritt dich selbst in deinen Aussagen, sprich nicht per MAN oder WIR, sondern per ICH.
  • Sei authentisch und selektiv in deiner Kommunikation. Mach dir bewusst, was du denkst und fühlst, und wähle, was du sagst und tust.

Rolle des Gruppenleiters

Der Gruppenleiter ist verantwortlich dafür, dass die Balance ICH-WIR-ES hergestellt wird. Er muss also seine Aufmerksamkeit auf das Thema richten, auf sich selber, die anderen Teilnehmer, die Interaktion und das Einhalten der angebotenen Struktur (Gruppenarbeit, Kleingruppenarbeit, Zweiergespräche, Rollenspiele. Die Struktur wird durch die Gruppe festgelegt).

Der Leiter der Gruppe hat dafür zu sorgen, dass das Thema, die Aufgabe themenzentriert und positiv formuliert wird. Nicht: „Beschwerden über zu lange Lieferzeiten“, sondern „Was müssen wir tun, um die Lieferzeiten zu verkürzen?“

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