Wie Körpersprache unsere Kommunikation beeinflusst

Kommunikationsmodelle und deren Grundlagen sind nicht nur für Pädagogen oder Psychologen interessant, sondern sie erklären auch dem Laien sehr praxisnah, wie unsere komplexe Kommunikation funktioniert. In diesem Artikel möchte ich Ihnen das 1. Axiom von Paul Watzlawick vorstellen und Ihnen Tipps für die praktische Anwendung dieses Axioms im Alltag geben.

Kommunikation und Kommunikationsmodelle

Die Kommunikationsmodelle stellen in einem theoretischen Modell da, was bei der Kommunikation zwischen Menschen passiert. Die grundlegende Aussage ist immer, dass es einen Sender und einen Empfänger gibt, die Informationen austauschen, also zwischen sich hin und her senden. Dabei erfolgt die Kommunikation mithilfe der Sprache, aber auch mithilfe von Gestik und Mimik. Wir unterscheiden also zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation.

Das Kommunikationsmodell von Paul Watzlawick

Eines des bekanntesten Kommunikationsmodelle ist von Paul Watzlawick. Er nutzt zur Beschreibung des Kommunikationsprozesses mehrere Axiome, von denen wir Ihnen heute das 1. Axiom vorstellen wollen.

1. Axiom: Man kann nicht nicht kommunizieren.

Noch bevor man kommuniziert, hat der Gesprächspartner durch die Körpersprache einen Eindruck durch Stimme, Mimik, Gestik gewonnen. Deshalb ist es wichtig, sich über die Wirkung bestimmter Körpersignale bewusst zu sein.

Was besagt dieses 1. Axiom von Paul Watzlawick?

  • Dieses Axiom besagt, dass wir immer kommunizieren, auch wenn wir uns nicht mithilfe der Sprache ausdrücken.
  • Da wir auch mit unserer Körpersprache kommunizieren, senden wir dem Gesprächspartner Signale.

Wo gibt es Beispiele aus der Praxis für dieses Axiom?

  • Nasenfaktor
    Wenn wir eine neue Person beruflich oder privat kennenlernen, dann haben wir nach wenigen Sekunden aufgrund der Körpersprache und der Mimik den Eindruck, ob die Person uns sympathisch oder unsympathisch ist. Das Gegenüber hat möglicherweise noch keinen Satz formuliert, aber wir haben schon ein Urteil über ihn gefällt. Dieser kurze Flash, diese Momentaufnahme zwischen zwei Menschen nenne ich Nasenfaktor. Der Nasenfaktor entscheidet mehr über eine fortlaufende Kommunikation als die Fachkompetenz, die das Gegenüber mitbringt.Beispiel für den Nasenfaktor:
    Wir gehen zu einem Arzt. Dieser Arzt kann ein sehr guter Fachspezialist sein, wenn er uns aufgrund seines Auftretens unsympathisch ist, werden wir ihn vermutlich nicht mehr konsultieren.
  • Partnerschaft
    a) Der Partner kommt von der Arbeit nach Hause und verschwindet ohne ein Wort mit einer Zeitung 10 Minuten auf dem Klo. Er signalisiert seinem Partner, ich mag nicht mit dir sprechen, ich möchte meine Ruhe.
    b) Der Mann kommt abends ins Bett und mag mit seiner Frau kuscheln. Sie liest ein Buch und beachtet ihren Mann nicht. Sie signalisiert ihm (möglicherweise), ich mag keine Nähe mit dir.
    c) Ein Mann bringt seiner Frau Blumen mit. Er signalisiert ihr, ich mag dich und ich liebe dich. Das ist seine Art, ihr seine Liebe zu zeigen.
    d) Ein Mann und eine Frau verlieben sich. Sie schauen sich dabei tief in die Augen.
  • Schulung
    Ein Teilnehmer verschränkt in einer Schulung seine Arm und sitzt schweigend mit genervter Mimik hinter seinem PC. Er signalisiert möglicherweise: Ich fühle mich überfordert oder ich habe kein Interesse an der Schulung.
  • Arbeitsplatz
    Sie betreten das Zimmer und 2 Kollegen hören auf zu sprechen.
    Sie signalsieren möglicherweise:
    a) Wir haben etwas Privates besprochen.
    b) Wir haben über Sie gesprochen.
    c) Wir haben eine Überraschung für Sie geplant, weil Sie bald Geburtstag haben.

Missverständnisse

Die verschiedenen Beispiele oben verdeutlichen, dass die nonverbale Kommunikation oft zu Missverständnissen führen kann. Besonders Menschen mit einem schlechten Selbstwertgefühl können eine Situation falsch einordnen.

Im Folgenden wollen wir Ihnen aufgrund der Beispiele mögliche Missverständnisse vorstellen:

Partnerschaft

Im Beispiel a) oben könnte der Partner einfach einen sehr stressigen Arbeitstag gehabt haben und er braucht erst 10 Minuten, um sich zu entspannen, um sich dann seiner Partnerin und seiner Familie zu widmen. Wenn die Beziehung zwischen beiden Partnern angespannt ist, interpretiert sie sein eigentlich wohlwollendes Verhalten als Ablehnung.

Schulung

Ein Trainer, der sich in einer Schulung nicht sicher fühlt, wird einen Teilnehmer mit dem oben beschriebenen Verhalten als Störung empfinden und sich möglicherweise durch die verschränkten Arme des Teilnehmers abgelehnt fühlen. Wenn er den Teilnehmer fragen würde, was sein Problem ist, könnte er möglicherweise schnell die Situation richtig einordnen und angemessen darauf reagieren.

Arbeitsplatz

Das 1. Beispiel vom Arbeitsplatz oben verdeutlicht, wie missverständlich Kommunikation interpretiert werden kann. Beim Beispiel a) und c) haben die Kollegen, wenn Sie den Raum betreten, nicht bewusst das Gespräch beendet, um Sie auszugrenzen, sondern weil sie etwas Privates besprochen haben oder etwas für Sie geplant haben, von dem Sie nichts wissen sollen. Falls Sie das Schweigen Ihrer Kollegen so interpretieren, dass diese Sie ausgrenzen wollen, dann hätten Sie im Beispiel a) und c) die Situation falsch interpretiert.

Fazit

  • Überprüfen Sie durch Rückfragen an Ihr Gegenüber, wenn Sie eine Situation nicht richtig einordnen können.
  • Achten Sie auch auf mögliche Missverständnisse, die Sie selber über Ihre Körpersprache aussenden.

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