Wenn die Stimme weg geht: Tipps für situationsbezogene Stimmprobleme

Es gibt im Berufs- und Privatleben einige bestimmte Situationen, welche vielen Menschen unangenehme Gefühle bereiten wie z. B. eine mündliche Unterredung mit dem Chef und dem Thema Gehaltserhöhung. Gerade aber bei solchen Gelegenheiten ist eine selbstbewusste Stimme wichtig. In diesem Artikel bekommen Sie Tipps, wie Sie verhindern, dass Ihre Stimme in solchen Momenten einfach weg geht.

Im Stimmunterricht werde ich des Öfteren von meinen KlientInnen gefragt, ob und was man den machen könnte, wenn die Stimme bei bestimmten Gelegenheiten weg geht und nicht so will, wie diese eigentlich sollte. Die Stimme wird beispielsweise in einer stressigen Situation wie einer mündlichen Prüfung bedingt durch Nervosität sehr unsicher oder dünn.

Es gibt keine Universallösung

Eine Methode, die bestimmte emotionale Zustände und Gefühle sofort und unmittelbar zu hundert Prozent beseitigt, gibt es nicht. Zum Glück, denn ansonsten wären wir Maschinen, die man per Knopfdruck steuern kann. Was Sie aber sehr wohl machen können, ist Ihre Stimme durch fortwährendes Stimmtraining fit zu halten. Eine ausgebildete Stimme ist weitaus eher in der Lage, plötzlich auftretende Stimmungswechsel abzufedern.

So verkürzen beispielsweise Unruhe und Nervosität den Atemweg. Die eingeatmete Luft kommt nur bis zum Brustraum und es wird dadurch ein Überdruck erzeugt, welcher die Kehle einengt(nervositätsbedingte Hochatmung). Wenn eine Angst die Kehle zuschnürt oder eine große Nervosität im Körper ist, wird eine Stimme schnell hysterisch oder dünn und brüchig. Es gilt: In der Ruhe liegt die Kraft.

Es gibt eine einfache „Notfallroutine“:

Wenn Sie merken, dass die Stimme durch eine vorhandene Unruhe oder Stress plötzlich an Kraft verliert, extrem unsicher klingt und droht „weg“ zu gehen, können Sie sich sagen „Halt! – tieef atmen!“. Befolgen Sie Ihre eigene Anweisung und der Körper wird durch einige Atemzüge in den Bauch normalerweise sofort wesentlich ruhiger und entspannter. Der Atem kann wieder frei strömen und die Stimme ihre Kraft entfalten.

Eine andere wirkungsvolle Methode ist eine gezielte Wahrnehmung von emotionalen Vorgängen im Körper: Wenn Sie bemerken, dass „negative“ Gefühle wie Wut oder Ärger in Ihnen aufsteigen, fragen Sie sich einfach, wo das momentane Gefühl im Körper am stärksten wahrnehmbar ist. Legen Sie Ihre flache Hand auf diese Stelle. Niemand wird dem besondere Beachtung schenken.

Spüren Sie in sich hinein. Was fühlen Sie? Ist es eine hektische Atmung in der Brust? Zieht sich gerade Ihr Magen zusammen? Beginnen Sie an der Stirn zu schwitzen? Alleine durch Ihre Berührung wird sich die körperliche Spannung langsam lösen und Sie können die Emotion wieder in den Griff bekommen.

Sie können sich später auch fragen, woher dieses Gefühl kommt und wann es auftritt. Immer wieder in ganz bestimmten Situationen? Welche Bedürfnisse
oder Wünsche liegen hinter dieser Wut oder Nervosität oder Traurigkeit?
Kann ich irgendwelche kleine konstruktive Schritte machen, welche zur
Lösung eines vielleicht vorhandenen Konfliktes beitragen?

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